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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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verdienten.« Sie machte eine Handbewegung. »Wenn du es so siehst, habe auch ich getötet. Und Farrell. Wir trafen auf eine Räuberbande, die gerade eine Kutsche überfielen. Wir haben auf sie gefeuert und dabei einige getroffen, um ein Mädchen zu befreien.«
    »Ein Mädchen?«
    »Miß Becker.« Erienne nannte den Namen mit einem selbstsicheren Lächeln. »Wenn es notwendig sein sollte, kann sie meine Geschichte bestätigen und auch die Tatsache, daß es der Geisterreiter war, der die Wegelagerer angegriffen und ihr und Farrell zu entkommen geholfen hat.«
    Averys Neugier war geweckt. »Farrell hat mir gar nichts von ihr erzählt.«
    Erienne erinnerte sich an den Widerwillen ihres Bruders, ihrem Vater etwas anzuvertrauen und war nicht bereit, mehr zu sagen. »Farrell wäre es wahrscheinlich lieber, wenn er Ihnen das selber erzählen kann.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein, bevor der Bürgermeister wieder das Wort ergriff. »Du scheinst ganz zufrieden mit dir zu sein, Kleine. Scheint dir zu gefall'n, hier so mit dem Lord zusammenzuleben.«
    »Ich bin sehr zufrieden, Vater. Vielleicht zufriedener, als Sie sich vorstellen können.«
    »Oh, ich verstehe schon, sehr gut.« Sein Kinn verschwand fast in seinem Kragen, und das selbstgefällige Lächeln auf seinem Gesicht war nicht zu übersehen.
    Erienne fragte sich, welche Leckerbissen ihr Vater wohl für sie noch auf Lager haben könnte. »Haben Sie noch etwas anderes, was Sie mit mir besprechen möchten?«
    Eine kurze Zeit betrachtete er angestrengt seine kurzen Stummelfinger. »Ich hab' das Gefühl, daß du mit deiner Familie nicht allzu großzügig umgegangen bist, seitdem du 'n Titel hast und alles.«
    »Ich habe noch nicht gehört, daß sich Farrell darüber beklagt hätte«, erwiderte sie.
    »Der arme Junge ist von den paar Liebenswürdigkeiten, die du ihm gezeigt hast, geblendet. Was hast du denn wirklich für ihn getan? Hast du dich auch nur ein kleines bißchen hilfsbereit oder verständnisvoll wegen seines Armes gezeigt? Ist er reicher geworden dadurch, daß er dich besucht hat? Überhaupt nicht! Für jede Münze hat er hart arbeiten müss'n.«
    »Meiner Meinung nach hat Farrells Verhalten beträchtliche Fortschritte gemacht, seitdem er aufgehört hat, sich in Selbstmitleid zu verzehren, und statt dessen etwas für sich getan hat«, erklärte Erienne mit Überzeugung und einem Anflug von Ärger. »Treibt man es zu weit, so können Unterstützung und Sympathie einen guten Menschen ruinieren. Ein Mensch findet wieder Vertrauen zu sich selbst, wenn er sieht, was er alles mit seiner eigenen Hände Arbeit schaffen kann. Ganz recht, wir sollten denen, die weniger glücklich sind, mit Hilfsbereitschaft und Güte entgegenkommen. Doch hilft man ihnen, sich selbst zu helfen, so tut man ihnen eine ungleich größere Wohltat, als wenn man zulässt, daß sie vor lauter Selbstmitleid den Kopf hängen lassen. Eine gute und ehrliche Arbeit ist für das Wohlbefinden jedes einzelnen wertvoll. Und außerdem«, konnte sie sich nicht versagen hinzuzufügen, »haben sie dann auch weniger Zeit, die sie am Spieltisch vertrödeln können.«
    Avery warf ihr einen Blick zu. »Hast mir nie verzieh'n, daß ich dich versteigert habe, nicht wahr?«
    »Ich fand die Art widerlich, wie Sie mich verkauft haben«, gab sie zu. Ein schwaches Lächeln flog über ihre Züge, als sie sich die Röcke glatt strich. »Doch bis jetzt ist dabei nur Gutes herausgekommen. Ich liebe den Mann, den ich geheiratet habe, und ich trage sein Kind …«
    »Ist es seines?« unterbrach er sie scharf, »oder von dem Hurensohn, den du letzte Nacht in deinem Zimmer hattest?«
    Erienne sah überrascht auf, und ihr Herz pochte ganz ängstlich. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich war zu dir gekommen, um mit dir zu sprechen, doch du hattest genau unter der Nase deines Mannes diesen Teufel Seton in deinem Zimmer. Und ich hab' gehört, wie ihr über das Baby gelacht habt, das ihr zusammen gemacht habt. Der Bastard in deinem Bauch ist von Seton und nicht von deinem Mann.«
    Erienne schoß das Blut heiß in die Wangen. Sie wünschte sich verzweifelt, ihn mit der Wahrheit widerlegen zu können, doch wußte sie zugleich, wie töricht das gewesen wäre. Viel besser war es, ihren Vater glauben zu lassen, daß sie untreu sei, als das Leben des Mannes, den sie liebte, aufs Spiel zu setzen.
    »Du kannst es nicht leugnen, oder?« Averys höhnisch-hämisches Grinsen stellte ihren Stolz auf eine schwere Probe. »Du warst Setons

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