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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Geliebte und hast dir ein Kind machen lassen. Natürlich hast du nicht die Absicht, Lord Saxton zu erzählen, daß der Spross, der da wächst, nicht seiner ist.«
    Erienne erduldete seinen Hohn schweigend, die Lippen aufeinandergepreßt. Innerlich kochte sie.
    »Ich glaube, ich sollte da auch nicht drüber reden.« Er sah sie aus halb zugekniffenen Augen an. »Es war' leichter für mich, wenn ich wüsste, daß du dich 'n bißchen mehr als bisher um mich sorgst. Könntest mir ja hin und wieder mal 'ne Lammkeule schicken oder 'ne fette Gans für meinen Tisch. Guter Gott, ich muß mir sogar selbst mein Essen kochen, keiner, der das für mich machen würde, oder meine Wäsche wäscht oder das Haus in Ordnung hält. Wenn ich so alle Dienstboten sehe, die du hier hast, glaub' ich nicht, daß es dir viel ausmachen würde, wenn du mir jemand schickst, der sich um mich kümmert. Doch dann würde ja dieser Dienstbote Lohn hab'n woll'n, und ich hab' so schon wenig genug übrig. Und wo wir schon mal darüber sprech'n, ich könnte einen neuen Mantel gebrauch'n, ein Paar Schuhe, und in meiner Börse könnten auch 'n paar Shillinge klingeln. Ist ja nicht viel, was ich verlange, verstehst schon, nur 'ne Kleinigkeit, um mir's 'n bißchen leichter zu machen.«
    Gereizt von seiner Frechheit erhob sich Erienne langsam von ihrem Stuhl. Der Gedanke, daß er versuchte, für sein Stillschweigen eine Belohnung zu bekommen, war jämmerlich. Wie immer war er nur daran interessiert, was er bei der Sache gewinnen konnte. »Wie können Sie sich erlauben, mir Geld abschwatzen zu wollen? Solange ich auf der Welt bin, habe ich immer nur gehört, wie schlecht es Ihnen geht, doch damit ist es jetzt vorbei. Ich habe selbst erlebt, wie Sie andere Menschen ausnutzten, um für sich selbst immer eine Kleinigkeit herauszuschlagen. Sie haben meine Mutter, meinen Bruder und mich ausgenutzt. Sie wollten mit Christopher Ihr Spiel treiben, doch der ließ sich das nicht gefallen, und Sie haben schließlich Farrell für Ihre traurige Ehre sich schlagen lassen. Und jetzt kommen Sie wieder zu mir, aber ich will von diesen Dingen nichts mehr hören.«
    »Du hast 'n hartes Herz, Mädchen!« gab er ärgerlich zurück. Er sprang von seinem Stuhl hoch und lief zornig vor ihr auf und ab. »Du gibst dich stolz und großartig, sogar dann noch, wenn du mit 'nem Verbrecher ins Bett gehst, und für deinen Vater hast du noch nicht mal ein paar Münzen, um ihm sein Leben ein bißchen erträglicher zu mach'n. Und dabei muß ich mir überlegen, wie ich im Dorf noch meinen Kopf in Ehren erheben kann, wenn ich meine Freunde treffe.« Er blieb stehen und schlug die Faust auf den Tisch neben ihr. »Verdammt, Mädchen! Was würdest du denn machen, wenn ich Lord Saxton verrate, daß du ihm mit diesem Hurensohn Seton Hörner aufsetzt?«
    Er blickte sie an und hätte noch weiter gesprochen, doch das Kratzen einer harten Sohle auf dem Fußboden ließ ihn sich umdrehen. Mit offenem Munde sah er, wie Lord Saxton vom Turm her auf sie zukam und seinen schwerfälligen Fuß über die Steine hinter sich herschleifte. Er postierte sich neben seine Frau und blickte den Bürgermeister an.
    »Hat hier jemand meinen Namen erwähnt?« Seine tiefe, krächzende Stimme erfüllte die plötzliche Stille des Raumes, »irgend etwas, worüber Sie sich mit mir unterhalten wollten, Bürgermeister?«
    Avery starrte aufgeregt auf Erienne und war erstaunt, wie ruhig sie blieb. Fast schien es, als ob es ihr gleichgültig war, falls er etwas verraten hätte. Obwohl Lord Saxton geduldig auf eine Antwort wartete, konnte Avery die Worte nicht über seine Lippen bringen. Wenn Avery Angst hatte, überhaupt jemanden gegen sich aufzubringen, dann vor Seiner Lordschaft. Er wußte nur zu gut, daß der Mann das Mädchen vergötterte. Ganz sicher würde er es nicht gleichgültig aufnehmen, wenn man ihn über ihre Untreue informierte, und der, der ihm die Nachricht überbrachte, konnte leicht ein Opfer seines Zornes werden. »Meine Tochter und ich hatten 'ne Unterhaltung, Mylord.« Avery räusperte sich verlegen. »Hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Alles, was mit meiner Frau zu tun hat, betrifft auch mich, Bürgermeister«, versicherte ihm Lord Saxton in fast freundlichem Ton. »Manchmal fürchte ich schon, daß mich meine Zuneigung zu ihr dazu verleitet, übermäßig besorgt zu sein. Sie verstehen das sicher, nicht wahr?«
    Avery nickte und wagte nicht, irgend etwas über sie zu sagen, denn dieser Mann würde seinen Rat sicher

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