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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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zumute, als sie ein kleines Geldsäckchen unter ihrem Mantel hervorzog. »Und obwohl ich es verabscheue, wenn man mir droht, habe ich mich zu einer kleinen Unterstützung entschlossen, um Ihnen das Leben etwas zu erleichtern.«
    »Das ist großartig von dir!« Er lachte abschätzig und ging in das Wohnzimmer. Während er sich etwas zum Trinken einschenkte, bemerkte er über die Schulter: »Komisch, daß du gerade heute hierher kommst.«
    Erienne folgte ihm in das Zimmer und nahm ein zerknülltes Hemd von einem Stuhl, bevor sie sich an der Kante niederließ. »Warum ist das komisch?«
    »Der Sheriff war soeben bei mir.«
    »Oh?« Jetzt war die Reihe an ihr, ein einziges Wort in einem fragenden Ton auszusprechen, und sie wartete, was der Schelm im Schilde führte.
    »Jawohl.« Avery ging zum Fenster, sah hinaus und sprach dann wie in Gedanken versunken. »Hab' mit ihm 'ne lange Unterhaltung gehabt. Sieht so aus, als ob Lord Talbot wegen ein paar Nichtigkeiten nicht mehr mit mir zufrieden ist und mich entlassen will.« Er fuhr fort, als von seiner Tochter keine Antwort kam. »Hab' mir überlegt, wie man ihn besänftigen könnte und gedacht, wenn vielleicht ich und der Sheriff deinen Liebhaber hierher bringen könnten und wir ihn vor der Dorfbevölkerung aufknüpfen würden, daß dann Lord Talbot möglicherweise etwas nachsichtiger gestimmt werden könnte.«
    Ein fürchterlicher Verdacht stieg in ihrer Brust auf, und ihre Stimme hatte mit einemmal einen argwöhnischen Unterton. »Was haben Sie gemacht, Vater?«
    Er ging ungezwungen durch das Zimmer, bis er zwischen ihr und dem Gang stand. Gleichgültig zuckte er die Schultern. »Ich hab' Allan Parker erzählt, was ich wußte … das heißt von dir und deinem Liebhaber.«
    »Wie konnten Sie das tun?!« Sie sprang empört auf. »Wie konnten Sie so unbekümmert Ihr eigenes Blut verraten?«
    Avery schnaubte: »Du bist nicht von meinem Blut!« Ihre Hand flog an die Kehle. Erschrocken rang sie nach Luft. »Was haben Sie gesagt?«
    Er stellte seine kurzen Beine etwas auseinander und faltete die Arme vor der Brust. »Du bist in Wirklichkeit keine Tochter von mir. Du bist dem Iren sein Balg.«
    Erienne schüttelte ungläubig den Kopf. »Mutter hätte Sie nie mit einem anderen Mann betrogen.«
    Der Bürgermeister trumpfte auf. »Deine Mutter war schon schwanger, als ich sie kennen lernte. Sie hatte sich mit dem Kerl gegen den Willen ihrer Familie eingelassen, und kaum vierzehn Tage später hat man ihn aufgehängt. Deine Mutter wollte mich nicht heiraten, ohne mir die Wahrheit zu sagen, daß du schon in ihrem Bauch heranwuchst. Mir wär's lieber gewesen, wenn ich all die Jahre nichts davon gewußt hätte. War nicht leicht zu verdauen. Mußte immer dran denken, wie sie in seinen Armen lag.« Er stülpte seine Oberlippe in Verachtung nach außen. »Sie hat nie aufgehört, ihn zu lieben. Hab' das geseh'n, wie sie dich angeblickt hat. Warst genau sein Abbild.«
    »Wenn Sie meine Mutter erst kennen gelernt haben, als man meinen Vater schon gehängt hatte«, fragte Erienne langsam, als ob sie Schwierigkeiten hätte, das Gesagte zu verstehen, »wie konnten Sie dann überhaupt wissen –«
    »Wie er aussah?« Avery beendete den Satz für sie. »Deine Mutter hat das nie erfahr'n, aber ich war derjenige, der die letzten Befehle gab, den Mann aufzuhängen.« Er zuckte die Schultern, während Erienne ihn entgeistert ansah. »Hab' deine Mutter damals noch nicht gekannt, doch das würde mich nicht davon abgehalten haben. Der Mann war größenwahnsinnig, behauptete, er sei ein Lord anstatt des Bastards, der er wirklich war. Seh' noch heute, wie er die Front der Soldaten entlangschritt, als ob das Sterben ihm nichts ausmachte, Sah gut aus mit seinen schwarzen Haaren und tiefblauen Augen. Groß und schlank, wie dein Liebhaber. Ein Mann, wie ich hätte nie dran denken können, ihm ein Mädchen aus'm Arm zu stehlen. Ihr ganzes Lebtag hat sie um ihn getrauert. Als du geboren wurdest, könnt' man direkt sehen, wie ihr die Freude in die Augen sprang. Du hattest alles von ihm, natürlich, nichts von mir. Riordan O'Keefe war der Mann, der mich die ganzen Jahre verfolgt hat.«
    Ein Stirnrunzeln krauste Eriennes Brauen und wich langsam einem schmerzlichen Lächeln. »Und Sie, Vater? Aber nein, niemals wieder dieses Wort! Von jetzt ab werde ich Sie mit irgendeinem Namen ansprechen, nur nicht mit diesem.« Sie verbesserte sich. »Und Sie, Sir, haben mich in all diesen vielen Jahren gequält.«
    »Ich?«

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