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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Enttäuschung sprach Erienne nur mit gedämpfter Stimme, doch er hoffte, daß sie nur noch mit einem Dienstboten zusammen sei und blieb. Ein dröhnendes männliches Lachen drang aus dem Zimmer, und Avery wäre fast vor Schreck zurückgestolpert, bis er sich wieder gesammelt hatte und sein Ohr dichter an die Tür preßte.
    Eriennes lachende Antwort beseitigte jeden Zweifel an der Person ihres Gefährten. »Christopher, sei ernst. Wie soll ich mich auch nur konzentrieren können, um einen Namen für unser Kind zu finden, wenn du mich so neckst?«
    Avery riß die Augen weit auf, und sein Gesicht lief so hochrot an, wie am vorhergehenden Abend. Es drängte ihn durch die Tür zu stürmen, den dreckigen Kerl von dem Mädchen zu reißen und ihn zu einem blutigen Klumpen zusammenzuschlagen. Die Angst, daß der Mann ihm selbst noch Schlimmeres antun könnte, hielt ihn von diesem törichten Tun zurück. Seine Vorsicht dämpfte jedoch nicht die Wut, die in ihm aufstieg. Er verachtete Christopher Seton und kochte vor Wut bei dem Gedanken, daß der Mann dieses Ding in seine Gewalt bekommen und sie geschwängert hatte. Verwandt oder nicht, Lord Saxton war ein Dummkopf, daß er ihm getraut hatte. Kein Wunder, daß sie sich mit Lord Saxton so glücklich geben konnte, wenn Seton, dieser Schurke, nachts zwischen ihre Schenkel kroch.
    Avery verließ den Gang und ging zu seinem Zimmer zurück. Daß Erienne ihrem Mann Hörner aufgesetzt hatte, konnte für ihn sehr nützlich sein. Um ihre Untreue zu verheimlichen, wäre sie vielleicht bereit zu zahlen.
    ***
    Am nächsten Morgen löste sich Erienne schon zu früher Stunde aus den Armen ihres Mannes und ging hinunter, wo zu ihrem Erstaunen ihr Vater bereits auf sie wartete. Sein Gesichtsausdruck machte sie argwöhnisch. Die Lippen waren gedankenvoll geschürzt, und der Kopf stak so in dem Kragen seines Gehrocks, daß er wie eine blasierte Schildkröte aussah. Während sie durch den Saal schritt, ließ er sie nicht aus den Augen, und als sie zu ihm trat, um vor ihm eine Tasse Tee abzustellen, glaubte Erienne ein höhnisches Grinsen in seinen Zügen zu entdecken.
    »Stimmt etwas nicht, Vater?«
    »Das könnte schon sein.«
    Sie nahm sich den Stuhl, der ihm gegenüberstand und begann gemächlich an ihrem Tee zu nippen. »Ist es etwas, worüber Sie mit mir sprechen möchten?«
    »Schon möglich.«
    Sie hatte keine Lust, ihn zu einer Unterhaltung zu ermuntern, die ohne Zweifel wieder damit enden würde, daß er sich selbst bemitleidete. Sie trank daher ihren Tee und wartete.
    Avery lehnte den Kopf gegen die hohe Lehne des Stuhles und ließ seinen Blick über die Schaustücke aus einer ritterlichen Zeit, die Gobelins und die Portraitgemälde schweifen, die an den Wänden hingen. »Du weißt, Tochter, daß ich mich gegenüber deiner Mutter und meiner Familie immer großzügig gezeigt habe. Soweit ich mir das leisten konnte, hat's dir an nichts gefehlt.«
    Obwohl sie darauf einiges zu erwidern gehabt hätte, bewahrte Erienne ihr Schweigen. Avery Fleming war ein Mann, der für seine hemmungslose Genusssucht bekannt war, und es war nur ihrer Mutter zu verdanken, daß sie und Farrell ein Heim gehabt hatten und etwas lernten. Seine hohe Meinung von sich selbst ließ sie unberührt.
    »Ich habe es nach dem Tode eurer Mutter nicht leicht gehabt«, klagte er. »Aus Trauer um sie habe ich mich manches Mal vergessen und am Spieltisch meinen Sorgen zu entfliehen versucht. Und dann kam dieser leidvolle Tag, als ich diesen Schuft von einem Yankee traf, und er mich einen Betrüger nannte.«
    »Aber Sie haben ihn doch betrogen«, bemerkte Erienne ungerührt. Als er sie überrascht anstarrte, zog sie eine Braue hoch. »Sie haben es einmal zugegeben, erinnern Sie sich?«
    Avery räusperte sich und wendete seinen Blick ab, während er die Schultern zuckte. »Es geschah aus Verzweiflung.« Seine Hand fuhr nach oben, um sich zu verteidigen. »Außerdem konnte der Mann den Verlust leicht verkraften. Es traf ihn oder mich, Mädchen, und ihm hätte es nichts ausgemacht, während ich … du siehst ja selbst, mit was er mich zurückgelassen hat.«
    »Vater«, Eriennes Stimme war vollkommen ruhig, »wegen eines Spielgewinns zu betrügen, ist das gleiche wie stehlen, und Sie haben betrogen.«
    »Und wie nennst du das, wenn dein feiner Christopher Seton durch das Land fliegt und mordet?« fragte er.
    Ihre dunkelblauen Augen funkelten. »Er hat Banditen getötet, die mutwillig Unschuldige umgebracht hatten und daher den Tod

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