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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Trotzdem gab es, als der Abend hereinbrach, kaum einen, der nicht von dem Unglück der Lady gehört hatte. Während die Männer ihre Musketen reinigten und ihre Sensen schärften, machten die Frauen Pläne, mit ihren Wagen in jedes Dorf, jede Stadt, jeden Marktflecken zu fahren, den sie bei Hin- und Rückfahrt in einem Tag erreichen konnten. Sie schworen, daß sie alles tun würden, um die angestammten Rechte des Lords zu verteidigen.
    ***
    Erienne erwachte allmählich, und ihr wurde bewußt, daß es ihr kalt und unbequem war, dann spürte sie die Fesseln um ihre Handgelenke und ihren Mund. Sie hob den Kopf und fand sich auf einem Strohsack liegen, den man in einen alten Bettrahmen gestopft hatte. Über sie war eine Decke gebreitet, die lose in den Seiten steckte. Alles um sie herum war ihr fremd und gab keinen Hinweis darauf, wo sie sich befand. An vielen Stellen der Steinwand waren große Flächen des Verputzes abgeblättert und das wenige, was von den Fensterscheiben geblieben war, reichte nicht aus, um den frischen Wind abzuhalten. Ein wackliger Tisch und Stühle waren übereinander gestellt, als ob man sie an anderer Stelle nicht mehr gebraucht hätte. Der einzige Eingang zu dem Raum schien aus einer Tür aus dicken Holzplanken mit einem kleinen vergitterten Fenster zu bestehen. Sie hatte weder eine Klinke noch einen Knauf, den sie hätte ausprobieren können. Daneben befand sich in einem kleinen, abgeteilten Raum ein Abort, dessen halboffene Tür an einer Türangel schief herunterhing.
    Sie stützte sich auf einen Ellenbogen. Der Raum begann zu schwanken, und im Kopf verspürte sie einen hämmernden Schmerz. Es war das gleiche Gefühl, wie sie sich gut erinnern konnte, das sie nach dem Sturz in den Fluss gehabt hatte. Mit dieser Erinnerung tauchte jetzt auch wieder ein anderes Bild ganz klar vor ihr auf. Es war Christopher, der mit seinem weit ausgebreitetem Cape und der Kapuze vom Pferd sprang und ungeachtet der Eiseskälte gegen die Strömung ankämpfte, um sie in seine stahlharten Arme zu nehmen und aus dem kalten Morast herauszuholen. Sie erinnerte sich an die Wärme seines Körpers und diesen fast quälend verführerischen männlichen Geruch, der sie während all der Monate mit Lord Saxton verfolgt hatte.
    Ihr Kopf wurde klarer, und die ganze Tragweite ihrer Lage begann ihr zu dämmern. Man hatte sie gefangengenommen, und sie konnte sich leicht vorstellen, was man damit bezweckte. Man würde verlangen, daß Christopher Seton sich stellte, damit sie frei kam. Es war kaum zu hoffen, daß einer von ihnen beiden in diesem Fall lange überleben würde.
    Sie wälzte sich mit Mühe herum, bis sie auf der Bettkante saß. Dann faßte sie an den Knebel und begann an dem Knoten zu zerren, der immer noch an ihrer Wange rieb. Der Schmerz ließ sie zusammenzucken, als sich das Tuch verschob und eine wunde Stelle am Kiefer berührte. Sie warf den Knebel weg und zerrte mit den Zähnen an der Schnur um ihre Handgelenke. Als auch diese fielen, rieb sie sich die roten Stellen, die zeigten, wie fest man sie zusammengeschnürt hatte. In einem Wassereimer am Fenster konnte sie sich den blauen Fleck am Kinn betrachten. Vorsichtig bewegte sie ihren Unterkiefer hin und her, um festzustellen, ob er schlimmer verletzt sei. Soweit sie feststellen konnte, schien er in Ordnung zu sein, doch sie zweifelte, ob sie noch so einen Schlag ohne Knochenbruch überstehen würde.
    Auf der schmalen Treppe vor der Tür waren knirschende Schritte zu hören, die die Ankunft von Besuchern ankündigten, und Erienne richtete sich auf, um ihre Gefängniswärter zu empfangen. Ein Schlüssel drehte sich knarrend im Schloß, und schon schwang die dicke Tür nach innen und ließ Allan Parker eintreten. Dicht hinter ihm kam ein anderer Mann mit einem Tablett, auf dem eine Schüssel mit Deckel stand und ein halber Laib dunkles Brot lag.
    »Guten Tag, Mylady.« Parker begrüßte sie galant. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.« Ohne sich um ihren finsteren Blick zu kümmern, ging Allan auf sie zu und kam etwas näher, um die purpur gefärbte Schwellung über ihrem Kinn zu untersuchen. »Ich muß Fenton wegen seiner schweren Hand ermahnen. Er darf zerbrechliche Dinge nicht so roh behandeln.«
    Erienne fiel nichts Passendes dazu ein, was sie hätte sagen können. Sie wandte sich von ihm ab und ließ ihn auf eine Antwort warten. Inzwischen hatte der andere Mann Tisch und Stühle richtig hingestellt und das Tablett abgesetzt. Er bemerkte eine bedeutungsvolle

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