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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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seinen festen, muskulösen Armen, hob sie hoch und schob sie in die Kutsche. Kaum war sie auf dem Sitz gelandet, als sie auch schon versuchte, die gegenüberliegende Tür aufzustoßen. Doch dorthin war ihr der Mann schon nachgekommen und zog sie auf den Sitz neben sich. Erienne war aber noch nicht am Ende. Sie drehte sich auf dem Sitz und schlug mit ihren scharfen Absätzen aus und traf ihn, wo sie zufällig hinkam, bis schließlich eine breite Faust nach vorn schoß und sie mit voller Wucht am Kiefer traf und die Welt um sie versinken ließ.
    Immer noch seine Kehle betastend, sah sich Parker um und stellte erleichtert fest, daß sie keine Zeugen hatten. Er kletterte in die Kutsche, setzte sich neben die zusammengesunkene Gestalt und zog langsam die Vorhänge vor. Als sie sich in Bewegung setzten, stieg der zweite Helfershelfer auf sein eigenes Pferd und ritt, indem er die beiden anderen Pferde führte, dem schon stark mitgenommenen Fahrzeug voran.
    Den Geldbeutel immer noch in seiner Hand wiegend, machte Avery sich auf den Weg in die Küche. In einem irdenen Topf hatte er ein schönes Stück gesalzenes Schweinefleisch gefunden, und allein schon der Gedanke daran ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Es war noch genug Zeit, seinen Hunger zu stillen, bevor er fliehen mußte.
    Seine Augen weiteten sich, und er blieb plötzlich stehen, als ihm einfiel, daß der Sheriff die einzige in der Stadt verfügbare Mietkutsche für sich genommen hatte. »Aber wie soll ich denn aus Mawbry wegkommen, wenn ich kein Pferd habe?«
    »Versuch zu laufen.«
    Die spöttische Antwort kam von der Küchentür, und Avery erstarrte vor Furcht, als sein Blick an den Stiefeln und der Lederkleidung der Gestalt hochwanderte. Seine Knie begannen schon zu zittern, als er seinen Sohn erkannte.
    »Farrell! Du bist's, Junge! Hast mich fast zu Tode erschreckt.« Er warf den Geldbeutel in die Luft und fing ihn wieder auf. »Siehst du das, Junge? Hab' 'nen Weg gefunden, wie sich unser Glück wenden kann, und wo das herkam, gibt's noch viel mehr zu holen.«
    »Ich habe es schon gehört, Vater.« Der verächtliche Ton war nicht aus Farrells Stimme gewichen. »Ich hab' den Sheriff mit seinen Leuten gesehen, wie er sich an der Tür herumdrückte, und ich habe zugehört … genug.«
    »Jetzt komm, Farrell, mein Junge«, versuchte Avery ihm gut zuzureden. »Unsere Sorgen sind vorüber, aber ich brauche ein Pferd …«
    »Und wieder haben Sie sie verkauft.« Die Stimme des jungen Mannes war tonlos, und er überhörte seine Bitte. »Und dieses Mal für einen Bettelpfennig.«
    »Doch da kommt noch mehr, mein Junge. Viel mehr!«
    Farrell starrte ihn an, als ihm plötzlich eine neue Erkenntnis zu dämmern begann. »Sie haben Seton wirklich beim Kartenspiel betrogen, nicht wahr?«
    »Na ja, der Mann brauchte es ja wirklich nicht.« Averys Stimme nahm einen weinerlichen Klang an. »Er hatte so viel, und wir so wenig …«
    »Und Sie haben es zugelassen, daß ich mich duelliere, ohne daß es um Ihre Ehre ging, und es war Ihnen vollkommen gleichgültig, wie es ausging.« Er sah auf seinen steifen rechten Arm herab. »Sich mit dem Yankee zu einigen, hat Ihnen Ihr Stolz nicht erlaubt.«
    »Ich hatte kein Geld, um den Mann zu bezahlen!«
    »Und deshalb haben Sie Erienne versteigert!« Farrells Lippen verzogen sich voller Abscheu. »Es dreht mir den Magen um, wenn ich bedenke, daß ich mich daran beteiligt habe.«
    »Du fühlst dasselbe Unbehagen wie auch ich, junge, aber das war der einzige Weg!«
    »Sie haben sie damals verkauft! Sie haben sie jetzt verkauft! Ihre eigene Tochter!«
    »Nicht meine!« schrie Avery, während er sich nach vorn neigte, um sich dem begriffsstutzigen Jungen verständlich zu machen.
    »Was?!« Farrell trat an ihn heran, bis ihre Nasen nur noch eine Handbreit auseinander waren. Seine Augen blitzten genauso zornig wie die seines Vaters.
    »Sie ist es niemals gewesen! Nur der Balg von so einem irischen Rebellen!«
    »Sie ist meine Schwester!« schrie Farrell.
    »Nur zur Hälfte … nur die Halbschwester!« widersprach Avery. »Kannst du das nicht versteh'n, Junge? Deine Mutter ist mit so 'nem irischen Hurensohn ins Bett gekrochen und geschwängert worden! Erienne ist seine Tochter! Nicht meine!«
    Farrells Zorn flammte erneut auf. »Meine Mutter hätte so etwas nie getan!«
    »Na gut, sie hat diesen Kerl geheiratet, zugegeben«, versuchte Avery einzulenken. »Aber trotzdem, kannst du das nicht verstehen, Junge, du und ich … wir sind

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