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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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glätten.
    »Mach dir doch keine Gedanken nich', Kumpel. Du warst wirklich so verdammt schnell, kaum daß er dich erwischt hat.«
    ***
    Die Worte ihres Vaters brannten in Eriennes Erinnerung gallenbitter wie Verrat. Die Tatsache, daß er so primitiv sein könnte, ihre dahingeworfene Idee wirklich ernst zu nehmen, ließ sie vollends an seinem Charakter zweifeln. In Gedanken ließ sie langsam noch einmal alle Ereignisse an sich vorbeiziehen, die sie in die gegenwärtige missliche Lage gebracht hatten. Sie suchte den Augenblick zu finden, von dem ab alles schief gelaufen war. Noch gestern wäre sie bereit gewesen, Christopher Seton für alles verantwortlich zu machen, doch was sie dazu von ihres Vaters eigenen Lippen gehört hatte, änderte fast alles. Sie glaubte, den wahren Charakter ihres Vaters jetzt sehr viel besser zu kennen, eine Erkenntnis, die sie zutiefst beschämte.
    In ihrem Hinterkopf hatte sich mit der gleichen Hartnäckigkeit, wie ein Samenkorn in einer engen Zahnlücke, der Gedanke festgesetzt, daß das Dorf, in dem sie bisher gelebt hatte, nicht mehr ihr Zuhause war – eine Tatsache, die ihr immer deutlicher ins Bewußtsein trat. Doch es gab keinen anderen Ort, wo sie hätte hingehen können. Sie hatte keine Verwandten, die sie kannte und auch keinen anderen rettenden Hafen, den sie hätte aufsuchen können. Wenn sie sich davonmachte, würde ihr Glück allein in ihren eigenen Händen liegen.
    Eriennes Verwirrung wurde immer schlimmer, und eine Lösung blieb in dem chaotischen Durcheinander ihrer Gedanken weiterhin verborgen. Sie war wie auf einem Floß auf stürmischer See – es bot sich keine Sicherheit, wo sie sich befand, aber auch keine Möglichkeit zu entkommen.
    Als die Dunkelheit hereinbrach, zog sie sich in ihr Schlafzimmer zurück. Hinter den schützenden Mauern des Häuser heulte der Wind, und die niedrig hängenden Wolken umhüllten den Nachthimmel in dichtes Schwarz, der alles Licht verschlang. Sie legte ein großes Stück Torf auf das Feuer und ließ sich dann in einen Sessel vor dem Kamin fallen, während ihre Hände kraftlos auf die Sessellehnen sanken, Rauch quoll unter dem getrockneten Torf hervor, und dann begannen langsam die Zungen der flackernden Flammen sich hochzuwinden, um den Block zu verzehren. Während ihre Augen in die sich drehenden und tanzenden Flammen sahen, schweiften ihre Gedanken in die Ferne.
    Da gab es auf jeden Fall Christophers Antrag. Erienne lehnte sich an die hölzerne Lehne des Sessels zurück und sah sich an seinem Arm, in einem wertvollen Kleid und mit glitzernden Edelsteinen um den Hals. Er würde ihr die Wunder der Welt, und, wenn sie allein waren, die Geheimnisse der Liebe zeigen. Um ihm jeden Wunsch zu erfüllen, konnten sich ihr Kopf und ihr Herz hoffnungslos verstricken, bis …
    Vor ihrem geistigen Auge erschien ein Bild ihrer selbst, wie sie mit dickem Bauch vor ihrem starken Liebhaber stand. Sein erhobener Arm gab ihr den schweigenden Befehl, ihn zu verlassen, und auf seinem Gesicht lag der Ausdruck des Missfallens.
    Ärgerlich schüttelte Erienne den Kopf, um sich von diesem Bild zu befreien. Was Christopher Seton vorschlug, kam überhaupt nicht in Frage. Wenn sie sich ihm hingab, so würde da immer die nagende Furcht sein, daß sie lediglich eine weitere seiner kurzlebigen Liebeleien sei, heute in den Himmel gehoben, doch morgen schon vergessen.
    Das Haus wurde ruhig, als sich ihr Vater und Bruder zum Schlaf zurückzogen. Farrell hatte bei der Arbeit, die er zur Vorbereitung der Versteigerung leisten mußte, einen etwas verlegenen Eindruck gemacht. Wie ihm sein Vater geheißen hatte, hatte er die Ankündigung geschrieben und die Pergamente an den Anschlagstellen angebracht, war dann aber im Laufe der Zeit immer nachdenklicher geworden und hatte sich zurückgezogen. Er hatte sie in letzter Zeit ungewöhnlich höflich behandelt, war sogar nüchtern geblieben; trotzdem hatte Erienne keine Hoffnung, daß er ihr helfen würde, denn das hätte bedeutet, daß er sich gegen den Vater hätte entscheiden müssen, der bei ihm die allergrößte Hochachtung genoß.
    Die Flammen schlugen hoch und fielen dann zusammen. Der Torf glühte und zischte, wie beherrscht von dem unerschütterlichen Vorsatz, sich selbst zu verzehren. Erienne starrte in das sanft glühende Licht, als es zwei Uhr schlug. Sie sah sich überrascht um und rieb ihre plötzlich kalten Hände. Der Raum war eiskalt, und an der schmalen Seite des Bettes brannte ein knisternder Docht noch

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