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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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nach ihr Ausschau zu halten, und würde ihnen zweifellos eine anständige Belohnung für ihre Ergreifung versprechen.
    Da kam ihr ein Gedanke. Wenn sie zuerst so weit ritt, bis sie von den Häusern aus nicht mehr gesehen werden konnte, und dann eine Weile in westlicher Richtung, würde sie schließlich die alte nach Norden laufende Küstenstraße erreichen. Sie hatte damit eine gute Chance allen zu entkommen. Sie lächelte über ihren klugen Einfall und die Vorstellung, wie ihr Vater mit halsbrecherischer Geschwindigkeit nach Süden ritt und in rasende Wut geraten würde, wenn er sie nicht finden konnte.
    Ein kurzes Stück hinter Mawbry ließ Erienne das Pferd in leichten Trab fallen und suchte eine felsige Stelle, wo später ihr Abweichen von der Straße nicht bemerkt werden konnte. Sie verließ den Weg und bewegte sich eine Zeitlang kreuz und quer durch das Unterholz, um dann Sokrates über einen felsigen Abhang und durch einen schmalen, seichten Bach zu lenken. Als sie sich nach Norden wandte, war sie ziemlich sicher, daß man ihrer Spur nicht folgen konnte.
    Als sie den weiten Bogen um Mawbry geschlagen hatte, ließ sie Sokrates in seinem eigenen Tempo laufen. Der Wallach war für längere Reisen in keiner guten Verfassung und ermüdete sehr leicht, sobald sie ihn zu einer schnelleren Gangart anhielt. Da es langsamer ging, begann sie die Kälte stärker zu spüren. Sie zog den dicken wollenen Mantel eng um sich und versuchte sich so warm wie möglich zu halten.
    Das Gelände wurde immer schwieriger und recht hügelig, je weiter sie nach Norden kam. Leicht geschwungene Moorflächen, von grauen Rissen durchzogen, breiteten sich vor ihr aus und verschwanden wieder im Ungewissen, dort wo der bleierne Himmel sich auf den Horizont heruntersenkte.
    Gegen Mittag machte sie eine Pause, um zu essen und auszuruhen. Ein Baum bot ihr etwas Schutz. In ihren Mantel eingewickelt, kaute sie an einem Stück kalten Fleisch und brach sich ein kleines Stück von dem Brot ab. Das Wasser teilte sie mit dem Wallach, der in der Nähe graste. Sie versuchte etwas zu schlafen, doch die andauernde Gegenwart dieser graugrünen Augen, die sie in ihrer Erinnerung anstarrten, vereitelten alle Versuche. Es ärgerte sie, daß er ihr sogar in seiner Abwesenheit keine Ruhe ließ.
    Wieder im Sattel, mußte sie sich auf das Gelände konzentrieren. Das Vorwärtskommen wurde zusehends schwieriger, Löcher und ausgewaschene Stellen höhlten den Weg hier und da aus. Die Berge und Hügel waren kahl, und der immerwährende Wind hatte dort nur einige verkrüppelte Bäume wachsen lassen. In den tiefer und geschützter liegenden Tälern waren die Eichen hoch und alt und streckten ihre Zweige weit über ihren Kopf. Auf dem Boden hatte sich eine Schicht herabgefallener, moosbedeckter Zweige gebildet, durch die sie ihr Pferd lenkte.
    Später am Nachmittag wurde sie von einer großen Müdigkeit übermannt, und sie fing an, sich nach einem Unterschlupf umzusehen. Als sie auf einen engen Weg in einem Unterholz kam, hielt sie eine Weile an, um sich umzusehen. Irgendwo vor ihr mischte sich Hundegebell mit dem sanften Geräusch des fallenden Nebels. Ein willkommener Klang, versprach er doch, daß Menschen in der Nähe wohnen mußten.
    In der Stille rollte plötzlich hinter ihr ein großer Stein herunter und ließ sie aufschrecken. Mit schneller schlagendem Herzen blickte sie über ihre Schulter und versuchte bei der einbrechenden Dämmerung die Ursache dafür zu erspähen, Nichts rührte sich, doch sie konnte das Gefühl nicht loswerden, daß sie nicht allein war. In gewisser Unsicherheit versetzte sie Sokrates in einen leichten Trab und überquerte eine Böschung, wo sie das Pferd in den Schutz eines großen Baumes lenkte und es so wendete, daß sie den Weg hinter sich überblicken konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Sie wartete voller Spannung, eingedenk Christophers eindringlicher Warnungen, allein zu reisen, in diesem Augenblick wäre ihr sein Auftauchen gar nicht so unrecht gewesen, denn wenigstens war er kein Freund ihres Vaters.
    Das Schlagen von Pferdehufen und wieder das Fallen von Steinen rissen sie aus ihren Gedanken. Sie zog Sokrates geschwind herum und hetzte ihn in wildern Galopp, indem sie versuchte, ihn auf der Seite des Weges zu halten, wo der Grund weicher war, so daß man die Hufschläge weniger hören konnte. Ihren Kopf gesenkt, raste sie den engen, gewundenen Weg entlang. Hinter krummen Wurzeln eines verwachsenen Baumes führte der Weg nach

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