Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
Seite zu drehen. Die Anstrengung erwies sich als zu groß, und sie widersetzte sich nicht mehr, als die Wirklichkeit ihr wieder aus dem gewonnenen schwachen Halt entglitt.
    Unruhig wanderten Eriennes Gedanken durch ein Traumbild von Flammen und Schatten, dem einen entfliehend, ohne Geborgenheit im anderen zu finden. Das Feuer glühte heiß, es hielt ihren Geist und ihren Körper in einer unerträglichen Hitze, und sie warf sich unruhig hin und her. Wortfetzen kamen von ihren Lippen, während sie sich der Pein widersetzte. Die Dunkelheit blies mit eisigem Atem auf sie herab und sandte einen Schauer durch ihren Körper. Aus der Nacht erschien ein geflügeltes Lebewesen, das sich auf das Ende ihres Bettes niederließ. Seinen grotesken Kopf von der einen auf die andere Seite schaukelnd, beobachtete es sie aufmerksam mit Augen, die in dem schwachen Licht rot glühten. Sie winselte, als es näher kam, und stieß vor Angst erstickte Schreie aus.
    Vom Fieber geschüttelt durchstrich sie willenlos die grauen Nebel der Tage und die tieferen Wolken der Nächte, hilflos den Händen nachgebend, die nasse Tücher auf ihre brennende Haut legten, wenn sie sich in Fieberträumen schüttelte, oder die sie fest in die Pelze einhüllten, wenn sie fror und zitterte. Ein kräftiger Arm umklammerte ihre Schultern, während ihr eine Tasse zwischen die ausgetrockneten Lippen geschoben wurde. Eine rauhe Stimme, die ihr zu trinken befahl, drang an ihr Ohr. Dann zog sich der dunkle Körper wieder zurück, um sich neben den glühenden Flammen niederzulassen. Seine Augen schienen jede ihrer Bewegungen zu verfolgen und darauf zu warten, daß sie, aus ihren Fieberträumen erwachend, ihn ansehen würde. Sie wagte sich nicht vorzustellen, welchen Preis das fremde Wesen für seine Fürsorge verlangen würde.
    ***
    Eriennes Augen öffneten sich immer weiter, als die warme Morgensonne ihren Schlaf unterbrach und sie voll erwachen ließ. Die Vorhänge des Bettes waren an die schwarzen Pfosten zurückgebunden worden, um die Sonne in ihre Welt strahlen zu lassen. Sie war nun wieder völlig in die Wirklichkeit zurückgekehrt, und doch befand sich ihr Geist noch in einem wirren Durcheinander, da sie nicht wußte, wo sie hier war. Es schien Jahre zurückzuliegen, daß sie das Haus ihres Vaters verlassen hatte, doch vom Augenblick ihrer Rettung bis zur Gegenwart konnte sie sich außer an Bruchstücke aus Alpträumen an nichts erinnern.
    Der dunkelgrüne Samt des Betthimmels über ihrem Kopf erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie starrte auf das in zarten Farben eingestickte Wappen und wunderte sich, wie sie in diese Räume und in ein so feudales Bett gelangt war. Zwei Hirsche, die mit scharlachroten, braunen und goldenen Fäden eingearbeitet waren, erhoben sich auf ihren Hinterbeinen im Bogen über dem Wappen einer gepanzerten Faust, die ein abgebrochenes Geweih hielt. Ihr wurde klar, daß das kein gewöhnliches Bett war, sondern ein Möbelstück für einen edlen Lord und seine Dame.
    Die Räume waren weit und sehr alt und rochen muffig, als ob sie lange nicht bewohnt gewesen wären. Man hatte sich nur oberflächlich bemüht, den Staub, der sich über die Jahre angesammelt hatte, zu entfernen, gerade genug, daß der Raum jetzt einigermaßen bewohnbar war. An den dunklen, schweren Balken, die die Decke hielten, hingen noch immer Spinnweben, die ebenso, wie einige verblichene und beschmutzte Gobelins an den Wänden, alte Zeugen einer vergangenen Zeit waren und um die sich schon lange niemand mehr gekümmert hatte. Durch die schmutzigen Scheiben der hohen, schmalen, schloßähnlichen Fenster zeichnete das Sonnenlicht Muster auf den Steinfußboden, der gefegt worden war, aber dringend eine gründliche Reinigung gebraucht hätte.
    Im Kamin, voller Flecken und vom vielen Gebrauch rußschwarz, knisterte und tanzte in der Tiefe ein gemütliches Feuer. Neben ihm stand ein großer, reich geschnitzter Lehnstuhl, ihm schräg gegenüber das gleiche Exemplar in etwas kleinerer Ausführung. Zur rechten Seite des Bettes verbargen andere Samtvorhänge teilweise einen kleinen Baderaum mit Toilette, ein Luxus, den man sich schwerlich in einem einfachen Haus hätte vorstellen können.
    Erienne richtete sich ganz langsam auf, stützte sich auf ihren Ellbogen, gewöhnte sich an die neue Perspektive und schob sich dann sorgfältig einige Kissen unter ihren Rücken. Ihre Augen wanderten durch den Raum und kehrten zurück, um über den Pelz zu streichen, in den man sie kuschelig

Weitere Kostenlose Bücher