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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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die Frage, um herauszufinden, ob er darauf bestehen könnte, mit ihr das Zimmer zu teilen, bevor er sie zu ihrem Vater zurücksandte. Sie hatte ihre Begegnung mit Smedley Goodfield nicht vergessen und wußte, daß sie, wenn Lord Saxton von der gleichen Art war, in seinen Räumen nicht sehr lange sicher sein würde.
    »Von ›freimachen‹ kann man eigentlich nich' sprechen, M'am. Seit der Herr wieder hergekommen ist, hat er sich noch in keinem Raum richtig niedergelassen, obgleich das hier seine Gemächer sind. Wie Sie sicher gemerkt hab'n werden« – Aggie zeigte mit einer ausholenden Gebärde auf den Raum – »is' 'ne ganze Weile her, seit hier jemand drin gewohnt hat.« Sie blickte gedankenvoll um sich und seufzte dann nachdenklich. »Ich war hier, als der Herr geboren wurde, als noch der alte Lord und seine Lady in diesen Räumen waren. Seit der Zeit is' 'ne Menge passiert, und es is' schon traurig, wenn man sehen muß, wie die Zeit und die Verwahrlosung dem Haus mitgespielt haben.« Sie schaute für einen Augenblick wehmütig zum Fenster, konnte aber dann offensichtlich ihre in die Vergangenheit wandernden Gedanken wieder einfangen. Sie sah Erienne mit einem breiten Lächeln an und unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen gestiegen waren. »Dieses Mal bleiben wir hier, M'am. Das hat der Herr versprochen. Wir wer'n das Haus putzen und scheuern, daß es wie nie zuvor in hellstem Glanz erstrahlt. Sie werden uns nicht wieder vertreiben.«
    Als ob sie ihre eigene Redseligkeit in Verlegenheit gebracht hätte, wandte sich Aggie ab und eilte aus dem Zimmer, nicht ohne Erienne in ziemlicher Verwirrung zurückzulassen. Zu der Zeit, als ihre Familie nach Mawbry zog, hörte man viele Geschichten über die Saxtons und ihren Herrensitz. Fremd, wie ihr der nördliche Teil des Landes damals war, hatte sie diese Berichte gleichgültig mitangehört, ohne sie besonders zu beachten. So fiel es ihr jetzt schwer, sich an alle Einzelheiten zu erinnern, außer der Tatsache, daß man für die Plünderungen und die Brandschatzungen die einfallenden Banden der Schotten verantwortlich machte.
    Man brachte Wasser zum Baden und legte frische Leinentücher und Seife bereit. Aggie war eifrig bemüht, alles in Reichweite des Bettes zu bringen, obwohl ihr Erienne versicherte, daß sie sich schon viel kräftiger fühlte. Doch die Frau folgte genau den Anweisungen ihres Herrn und erklärte ihr ohne Umschweife, daß alle Dienstboten Befehl hatten, sich des Gastes besonders anzunehmen.
    Da sie sich schämte, nackt aus ihrer Pelzumhüllung herauszukommen, wartete Erienne, bis die Haushälterin hinausgegangen war, bevor sie mit ihrem Bad begann. Sie schob sich vorsichtig bis an die Bettkante und stellte sich dann mutig auf die Füße. Ihre Beine zitterten vor Schwäche, das Blut stieg ihr klopfend in den Kopf, und es dauerte eine gewisse Zeit, bis der Raum zu schwanken aufhörte. Sie mußte einsehen, daß sie ihre Kraft überschätzt hatte, doch sie war entschlossen, sich anzukleiden und Lord Saxton gleich nach seiner Rückkehr aufzusuchen und ihren Fall darzulegen.
    Sie hatte über ihre Situation nachgedacht und war zu dem Schluß gekommen, daß ihre einzige Hoffnung darin bestand, um ihre Freiheit zu bitten. Vielleicht hatte Lord Saxton keine Ahnung, was ihr Vater mit ihr vorhatte, und war der Meinung, sich ehrenhaft zu verhalten, indem er sie zurückschickte. Wenn sie ihm darlegte, wie die Dinge wirklich lagen, würde er vielleicht Mitleid mit ihr haben und ihr erlauben, ihre Reise in die Freiheit fortzusetzen. In ihrem Herzen hatte sie den brennenden Wunsch, daß er es tun würde.
    Das Bad brachte ihr Erfrischung, doch als sie mit dem nassen Lappen ihre Haut abrieb, hatte sie das eigenartige Gefühl, daß dies vor kurzer Zeit schon einmal von krallenartigen, verknöcherten Händen getan worden war. Bei dieser Vorstellung lief es ihr kalt den Rücken runter. Doch der Gedanke war so bizarr, daß sie überhaupt keinen Sinn darin sah. Sie verwarf den Eindruck als einen Teil ihrer Alpträume und zog sich ihr Hemd an.
    Sie fand ihre Bürste und ihren Kamm im Toilettenschrank, und obwohl sie rasch ermüdete und des öfteren Pausen einlegen mußte, um sich auszuruhen, hatte sie schließlich ihre verfilzten Haare geglättet und ihre Zöpfe im Nacken zu einem Knoten gebunden. Soweit fertig, schlüpfte sie in ihr bestes blaues Kleid und verließ vorsichtig den Raum.
    ***
    Außerhalb des Schlafzimmers war es nicht zu übersehen, daß das Haus schon

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