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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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aus dem Stall kam. Während sie wartete, begann er den Schmutz von der Kutsche abzuschrubben. Erienne sah sich um und mußte erkennen, daß sie ihren Plan nicht ausführen konnte. Vom anderen Ende des Hauses kam das Mädchen, das eben das Zimmer gescheuert hatte, mit einem vollen Holzeimer, aus dem das Wasser herausschwabbte. Während das Mädchen eilig auf das Tor zulief, trat Erienne zurück und schlug schnell das Portal zu. Schwächer als sie noch vor einem Augenblick gewesen war, stieg sie die Stufen hinauf und erreichte den zweiten Absatz, bevor das Tor wieder aufging.
    Auf der Suche nach einem anderen Fluchtweg strich sie durch die Räume des oberen Geschosses, öffnete Türen und lief Korridore entlang, aber ohne Erfolg. Sie stieß nur immer auf neue Zimmer oder Hallen. Ihre Kraft ließ nach, doch der Gedanke an Harford Newton gab ihr neue Energie, bis sie sich in einem weiten Säulengang befand. Wie in den anderen Räumen mußte auch hier noch sauber gemacht werden. Ihre Aufmerksamkeit fiel auf eine Spur von Fußabdrücken eines Männerschuhs, der im Staub zu sehen war. Sie führte zum Ende des Raumes, wo eine dicke Tür mit Brettern verschlossen worden war. Andere Fußspuren führten von hier wieder zurück und ließen ihr wenig Hoffnung, daß sie hier einen Weg nach draußen finden würde. Trotzdem war ihre Neugier angeregt. Sie konnte sich nicht erklären, warum eine Tür im Inneren des Hauses auf solche Weise verschlossen worden war, und vermutete, daß da jemand etwas zu verbergen hatte.
    Erienne überlegte sich sehr ernsthaft, ob es klug sei, die Tür zu öffnen. Wenn dahinter etwas war, was verschlossen bleiben sollte, dann war es vielleicht töricht, sich mit Gewalt Eingang zu verschaffen. Sie hatte gelegentlich davon gehört, daß es auf Saxton Hall spuken solle, doch sie hatte nie viel auf solche Geistergeschichten gegeben, und sie wollte auch nicht ihr Glück herausfordern, solange sie zu schwach zur Flucht war.
    Doch wieder traten ihr Smedley und Harford in Erinnerung und trieben sie voran, bis sie vor dem Portal stand. Mit unsicheren Fingern schob sie die Bretter zur Seite, die die Tür versperrten. Zu ihrer Überraschung mußte sie feststellen, daß sie locker genug waren, um sich leicht entfernen zu lassen. Trotzdem war sie ängstlich, da sie nicht wußte, was hinter dem Portal auf sie wartete. Sie klopfte vorsichtig an die glatte Oberfläche der Tür, legte ihr Ohr dagegen und rief mit leiser Stimme: »Ist da jemand?«
    Als ihr weder ein klagendes Wimmern noch ein entsetzlicher Schrei antwortete, fühlte sie sich schon sicherer. Sie klopfte lauter, wieder ohne Erfolg. Mit der Vision des Lüstlings und der Maus vor Augen sammelte sie ihre ganze Kraft und zog die Bretter weg.
    Das Tor selbst schien ziemlich neu zu sein, als ob man ein früheres ersetzt hätte. Im Schloß steckte ein alter Schlüssel, der beim Umdrehen ein langsam mahlendes Geräusch von sich gab. Sie drückte die Klinke herunter und öffnete. Zu ihrem Erstaunen strömte Sonnenlicht in den Raum, und sie stand vor dem Eingang zu einem Balkon. Er sah schwarz und verkohlt aus, als ob er gebrannt hätte. Als sie zur Brüstung vorging, hielt Erienne plötzlich erschreckt inne, denn unter ihr lagen die eingestürzten und verbrannten Ruinen eines ganzen Hausflügels.
    Auf einmal spürte Erienne, wie die Steine unter ihren Füßen nachzugeben begannen und sich mit einem knirschenden Geräusch aus ihren Fundamenten lösten. Ganze Stücke aus der steinernen Balustrade fielen auf den weit unten liegenden Aschenhaufen, und für einen schrecklichen Augenblick dachte Erienne, daß sie ihnen folgen würde. In panischer Angst warf sie sich zurück zur Tür und konnte ihren Fuß gerade noch in den sicheren Innenraum setzen, ehe die Steine der Brüstung hinunterkrachten.
    Atemlos und vor Angst geschüttelt, schlug sie die Tür zu und drehte den Schlüssel entschlossen in seinem Schloß. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand und spürte, wie ihre Beine zitterten. Jetzt war ihr klar, warum man die Tür versperrt hatte. Die alte Tür war zweifellos verbrannt oder hatte sich durch die Hitze verzogen, und als man sie ersetzt hatte, waren zusätzlich die Bretter angebracht worden, um einen arglosen Besucher zu schützen. Erienne war ganz plötzlich der festen Überzeugung, daß man etwas hätte tun müssen, um auch die Neugierigen davor zurückzuhalten.
    Mit einer Fülle von Fragen, die ihr durch den Kopf schwirrten, kehrte sie in ihr Schlafzimmer

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