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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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zurück. Sie hatte nicht die Kraft, ihre Suche fortzusetzen, selbst wenn sie die vereinten Bilder von Smedley und Harford verfolgt hätten. Sie sank müde in ihr Bett und zog, ohne sich auszuziehen, die Felle dicht um sich. Ihre einzige Hoffnung war, daß sie irgendwann während der Nacht sich zu den Ställen schleichen, Sokrates befreien, und sich auf den Weg machen konnte. Doch jetzt brauchte sie erst einmal Ruhe und mußte versuchen, wieder etwas Kraft zu gewinnen.
    Ein Tablett mit Essen wurde ihr am Abend gebracht, und als Aggie später noch einmal zurückkam, um Erienne in ihr Nachthemd zu helfen, brachte sie einen warmen Punsch mit und ermunterte die jüngere Frau zu trinken. »Nimmt Ihnen die Schmerzen aus den Gliedern un' macht Sie 'n bißchen kräftiger. Morgen früh, M'am, wer'n Sie sich wieder wie früher fühlen.«
    Erienne probierte das würzige Getränk und fand es wohlschmeckend. Eine angenehme Wärme durchströmte sie. Hoffentlich war die Wirkung so, wie von Aggie angekündigt. »Ich vermute fast«, begann sie zögernd, »daß es vollkommen unmöglich ist, daß man mich irgendwo anders hinbringt als nach Mawbry. Verstehen Sie«, sie zuckte mit den Achseln, »ich hab' da mit meinem Vater eine Auseinandersetzung gehabt und würde es gern vermeiden, wieder zurückzukehren.«
    »Tut mir leid, M'am, doch was das anbetrifft, hat Lord Saxton keinen Zweifel gelassen.« Aggies Ton war voller Mitgefühl.
    »Ich verstehe schon«, seufzte Erienne. »Sie müssen das tun, was der Herr befohlen hat.«
    »Genau, M'am. Ich hab' da keine andere Wahl. Tut mir wirklich leid.«
    Erienne nahm noch einen Schluck aus der Tasse, bevor sie weiterfragte. »Können Sie mir etwas über den Ostflügel des Hauses erzählen, der abgebrannt ist?«
    Aggies Gesicht verriet vorsichtiges Abwägen, als sie antwortete. »Da müßten Sie Lord Saxton selber fragen, M'am. Er hat mir Anweisung gegeben, mit niemand drüber zu sprechen.«
    Die junge Frau nickte langsam. »Und da können Sie natürlich nicht entgegen seinen Wünschen handeln.«
    »Nein, M'am«, murmelte die Haushälterin.
    »Sie sind ihm sicher sehr treu ergeben«, bemerkte Erienne treffend.
    »Ja, so ist es.« Es war eine ruhige, aber überzeugte Erwiderung.
    Nach dieser Antwort gab Erienne es auf, noch weiter in die Frau einzudringen. Sie hob die Tasse, um noch den letzten Rest zu trinken, setzte sie dann zur Seite und gähnte hinter ihrer schlanken Hand.
    Aggie lächelte freundlich, während sie die Pelzdecke auf dem Bett richtete. »Sie wer'n jetzt ganz wunderbar schlafen, M'am. Da könn' Sie sich auf den Punsch verlassen. Is' dafür bekannt, daß er schon vielen über schlaflose Nächte und einen schwachen Körper hinweggeholfen hat.«
    Erienne kuschelte sich in die einladende Wärme ihres Bettes und war erstaunt, wie sich langsam die Muskeln entspannten. Fast hätte sie vor Zufriedenheit geschnurrt, und sie wunderte sich, warum sie so lange dem Schlaf widerstanden hatte, der sie jetzt schnell umfing.
    ***
    Ein kalter, stürmischer Wind blies Wolken wie Watte über den Morgenhimmel, als Erienne bedrückt darauf wartete, daß der Kutscher auf den Bock stieg. Kein Zweifel, daß sie in großer Pracht nach Mawbry zurückkehrte. Die große schwarze Kutsche war im Hinblick auf ihr Aussehen schon Ziemlich antiquiert, doch es mangelte weder an Bequemlichkeit noch an luxuriöser Ausstattung. Das Innere war in vornehmer Eleganz mit dunkelgrünem Samt ausgeschlagen, und an der Außenseite der Türen befand sich dasselbe Wappen, das sie über dem Bett des Herrn gesehen hatte, ein Zeichen für die alte, vornehme Herkunft der Familie.
    Die sprudelnden Kommentare der Haushälterin, wie gut und wie gesund sie wieder aussehe, bestätigten Eriennes Überzeugung, daß Aggie Kendall ihr nur helfen wollte, sie zu ermuntern, den Punsch zu trinken. Die herzensgute Frau schien unfähig, jemanden zu täuschen! Erienne hatte auch nicht den Mut, ihre freundliche Zuwendung zu enttäuschen, indem sie sich über den Punsch verärgert gezeigt hätte. Die Frage, ob sie eine wirkliche Gelegenheit zur Flucht gehabt hatte oder nicht, mußte unbeantwortet bleiben.
    »Auf Wiedersehn, M'am«, rief Aggie von dem mit Steinen ausgelegten Weg, der zum Eingang des Turmes führte. »Un' Gottes Segen für Sie!«
    Erienne lehnte sich vor und winkte zum Abschied.
    »Und herzlichen Dank für Ihre freundliche Fürsorge, Frau Kendall. Und entschuldigen Sie, falls ich Ihnen Mühe gemacht habe.«
    »Oh, nicht doch, M'am.

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