Eine Sacerda auf Abwegen
und ging sogar soweit, ihre
Fangzähne zu blecken, was Flavia spöttisch lächeln ließ, da die Arbitra höchst
selten die Beherrschung über ihre Gefühle verlor, was doch ihre besondere
Fähigkeit darstellte. Sie machte es sich wie eine Dame der römischen
Gesellschaft auf dem Sitzmöbel bequem und streckte ihre langen Beine auf der
Liegefläche aus.
„Offensichtlich,
tust du es… Genau wie die kleine Nuntia…“, mokierte sich die Hüterin der
Schätze und bedachte den Dolch, den sie aus dem Halfter an ihrer Hüfte gezogen
hatte, um bequemer liegen zu können, mit einem gelangweilten Blick, als würde
sie darüber nachdenken, wie viele Kehlen sie damit schon aufgeschlitzt hatte.
„Das ist kein
bisschen komisch, Flavia! Aber diese Strafe zu verhängen… Es ist unmenschlich.“,
wies Gwen ihre Freundin zurecht, wobei ihr Gesichtsausdruck eher gequält denn
vorwurfsvoll wirkte.
Flavias bronzefarbene Augen leuchteten einen Moment rötlich auf, dann breitete
sich auf ihrem Mund ein überraschend warmes Lächeln aus.
„Du sprichst
wie eine liebende Mutter, Gwen! Deshalb durftest du nicht an dem Verhör
teilnehmen und noch weniger beim Concilium anwesend sein. Du hättest nur
eine Dummheit begangen, die deinem Murchadh nur wenig genutzt hätte. Er ist nun
einmal nicht das perfekte Unschuldslamm, aber ich denke, er ist formbar und
lernwillig. Zumindest in meinen fähigen Händen.“, behauptete Flavia mit einem
erwartungsvollen Aufblitzen ihrer feurigen Augen.
Gwen verzog
das Gesicht schmerzerfüllt, als hätte man ihr gerade einen Schlag versetzt.
„Du hast leicht reden, Flavia! Du kannst dir nicht vorstellen, was es für mich
bedeutet… Ich bin schuld an seinem langen Irrweg! Ich habe schon seine Mutter
auf dem Gewissen…“ Ihre Stimme erstarb und sie nahm Flavias ausgestreckte Hand
in ihre, um sich neben sie nieder und in eine tröstende Umarmung ziehen zu
lassen.
„Rede keinen
Unsinn, Gwen! Du warst völlig entkräftet und das schreckliche Frauenzimmer, das
hoffentlich auf ewig in der Hölle schmort, hat dir übelst mitgespielt. Die
Aryaner sind feige Gesellen und greifen sich niemals voll ausgereifte Frauen…
Nicht einmal ein Lord! Konzentrieren wir uns auf das Gute… Murchadh mag fern
von dir ohne Mutter aufgewachsen sein aber auch fern von Aryanern. Und nun
berichte mir lieber von dem Ausgang deiner Unterredung.“, verlangte Flavia, die
ihrer Freundin dabei tröstend über den Rücken strich.
Gwen richtete
sich seufzend auf und lächelte halbherzig: „Du wirst bald für mich in die
Katakomben hinabsteigen müssen… Amella verlangte die doppelte Summe, der
ihr Mann bereits zugestimmt hatte. Zudem besteht sie darauf, dass Jinx’
Verbindungszeremonie zum Ausgleich vom Orakel unter Anwesenheit der Krieger
stattfinden soll, wenn sich das Mädchen endlich dazu entschließen sollte, einen
Ehemann zu wählen. Ich kann wohl von Glück sagen, dass Ashur bereits verbunden
ist, ansonsten hätte sie ihn wahrscheinlich als passende Verbindung
betrachtet.“
Flavia gab
einen leisen Laut der Geringschätzung von sich und verdrehte die Augen zur
Zimmerdecke. Warum überraschte sie das Ergebnis nicht?
„Wenn Amella das tatsächlich in Betracht gezogen hätte, dann ist sie noch
törichter, als ich dachte!“, schnaubte Orsens Mutter verächtlich. Jinx Sterling
war keine Frau, die für einen Krieger in Frage kam, schließlich wollte sie im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen und genau das würde ihr ein Warrior
niemals bieten können.
Gwen löste sich aus der Umarmung ihrer Freundin und legte eine Hand über ihr
Herz, dessen heftiges Schlagen sich in ihrer Besorgnis nicht verlangsamen
wollte.
„Es kann noch
Stunden dauern… Die Ungewissheit wird sie umbringen. Sag nichts, Flavia… Ich
weiß, ich weiß… Es ist immer noch besser als… Aber das Mädchen war doch schon
am Ende ihrer Kräfte und Murchadh ist vollkommen unwissend. Eine Stunde wird
ihnen wie eine Ewigkeit vorkommen und sie unsäglich quälen.“
Gwen musste einen tiefen Atemzug nehmen, um nicht in Wehklagen über die Härte
der Strafe auszubrechen. Flavia hatte völlig Recht, es hätte weit schlimmer
kommen können. Dennoch fürchtete sie sich vor dem Ausgang der Wartezeit, weil
man niemals sicher sein konnte, wie zwei Menschen unter diesem extremen Druck
reagieren würden. Sie könnte es nicht ertragen, den Sohn ihrer Schwester zu
verlieren, nachdem sie ihn einmal in ihren Armen gehalten hatte .
Derweil in
der Kammer
„Dann
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