Eine Sacerda auf Abwegen
Handinnenfläche einbrannte, dass er für einen Moment
glaubte, er würde ein Loch hineinfressen. Der Skarabäus war glühend heiß wie
die Leidenschaft, die eben zwischen ihnen entfacht war.
Junos nackte
Haut, die kurz zuvor noch vor alles verzehrender Hitze geglüht hatte, überzog
sich in der kühleren Luft mit einer Gänsehaut.
Nein! Juno stöhnte, als er die Kette brennend über die Bissmale auf
ihrem Hals glitt. Deutlich waren die roten Striemen noch auf ihrer zarten Haut
zu erkennen, die die Reißzähne des Leoparden hinterlassen hatten.
"Ich war
mehr als dreihundert Jahre lang frei, Juno. Was hat es mir gebracht?
–Gar nichts.“, herrschte er sie scharf, jedoch mit vor Schmerz gepresst klingender
Stimme, an. Er hielt den brennenden Käfer mit seiner Faust fest umschlossen,
die er wie eine Anklage vor ihr Gesicht hielt. Dazu musste er beide Hände
hochhalten, da er ja in Ketten steckte, die nicht so leicht nachgeben würden
wie Junos Kleidung oder das Band um ihren Hals.
„Ich mag unwissend sein und in deinen Augen sicher auch dumm, aber ich weiß –
nein, ich fühle, dass dieses Band, von dem du sprichst, nicht annähernd so
aufgehoben ist, wie du dir wünschen magst. –Ich werde dich nicht einfach sterben
lassen.“
Mittlerweile musste das Loch in seiner Hand größer geworden sein und es roch
nach verbranntem Fleisch und röstendem Blut, dessen Duft ihnen beiden in die
Nase stieg, jedoch nur Junos Hunger schüren würde, da seiner ausreichend
gestillt worden war. Zumindest für diesen Augenblick. Er würde bald schon
wieder hungrig sein und auch wenn man ihm mit der Bluttaufe geholfen hatte, war
er sich nicht sicher, ob er noch einen anderen Geschmack außer Junos in seinem
Mund ertragen konnte, wenn sie nicht mehr war.
„Meine Tante
wird darüber hinwegkommen. Ich bin nicht ihr Fleisch. Es ist nur das Blut, das
mich mit ihr verbindet. Ich bin nicht ihr Eigentum und sie hat bereits einen
Sohn. Einen Krieger. Denkst du nicht, es wird ihr reichen? Sie sieht nicht so aus,
als wäre sie allzu selbstsüchtig und das Mitleid in ihren Augen werde ich wohl
kaum ertragen können, wenn dein Tod zusätzlich auf meinem Gewissen lastet.
Vielleicht der einzige, der mich überhaupt belasten könnte, Juno. –Ich
war tot, bevor ich überhaupt geboren wurde. Ich war nie wirklich existent.
Weder in eurer Welt noch in der eurer Feinde. Was macht es für einen
Unterschied, nun tatsächlich zu sterben? – Ich will in keinen anderen Armen
empfangen werden außer vielleicht in deinen. Du hast dein Wort als Erste mir
gegenüber gehalten, Juno . Warum sollte ich den anderen vertrauen, die es
kaum besser mit mir meinen können als du? Immerhin sitze ich hier in Ketten vor
dir. Was gibt dir die Gewissheit, dass sie mich nach dir nicht auch noch töten
werden? Woher weiß ich, dass sie meiner nicht überdrüssig werden, wenn ich
nicht schnell genug lerne, mich ihnen anzupassen?“
Oh, Gott …
Wenn sie sie nicht in einer solch ausweglosen Situation befinden würden, dann
würde Junos Herz jubilieren, weil er genau die Worte sprach, die sie aus seinem
Mund hören wollte. Der Geruch seine Blutes stieg ihr in die Nase und mit ihm
der konzentriert minzige Duft, der verlockend nach dem tosenden Meer duftete,
das für sie immer die Erinnerung an ihr Zuhause bringen würde. Ihr Magen krampfte
sich hungrig zusammen und ihre Augen überzogen sich mit einem rötlichen
Schimmer, so dass das Blau darin sich in ein leuchtendes Violett verwandelte.
Das Fleisch über ihren Eckzähnen pochte schmerzhaft, während ihre Fänge sich
Stückchen für Stückchen heraus schoben, obwohl sie sich dagegen zu wehren
versuchte, ihrem Hunger zu erliegen. Sie musste sein Blut nicht nehmen, um
seinen unvergesslichen Geschmack in das Leben nach dem Tod mitzunehmen. Er lag
ihr praktisch auf der Zunge und schien ihren Widerstand brechen zu wollen.
Der Ausdruck
in Chadhs Augen veränderte sich von hell zu dunkel und dann öffnete er endlich
die Hand, um den Käfer herausfallen zu lassen. Das Tier fiel wie in Zeitlupe
auf den harten Boden und die Wunde, die es geschlagen hatte, war grauenvoll.
Seine Miene blieb von diesem Anblick unberührt, als würde er den Schmerz nicht
mehr spüren. Chadh rückte von Juno ab, ließ sich auf die Unterschenkel nieder,
wobei er ohne jedes Verständnis auf den unglückbringenden Schmuck starrte, dessen
Funktionsweise sich ihm immer noch nicht ganz erschloss.
„Warum trägst du ihn unmittelbar auf der Haut, wenn er dir
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