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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Macht der Gedanken auf seiner
Seite hatte. Er war schließlich für das Wohlergehen der Immaculate in Europa
verantwortlich. Und abgesehen von der persönlichen Fehlentscheidung
hinsichtlich Catalina war ihm noch niemals ein so gravierender Fehler
unterlaufen, den er sein ganzes Leben lang hätte bereuen müssen.
Die Lanzen krachten mit steigender Intensität aufeinander und man dachte, sie
würden unter dem Ansturm brechen, doch das Holz besaß einen stählernen Kern,
der direkt in die scharfen Enden überging, so dass immer nur ein paar Splitter
flogen. Manasses erlaubte sich einen weiteren Fehler, der den Gegner aber nur
dazu veranlassen sollte, die eigene Deckung zu vergessen. Er wich beim nächsten
Angriff nicht zurück und wandte nur geschickt die linke Schulter ab, so dass
die scharfe Klinge ihm die Haut bis zum Muskel aufriss, doch er zuckte nicht
einmal mit einer seiner hellen Wimpern. Manasses hatte darauf gelauert, weil er
genau zielen musste und das bei kurzer Distanz besser vollbringen würde. Er
schob die Waffe so weit zurück, dass sich praktisch ein langer Dolch in seiner
Hand bildete. Damit stach er unbarmherzig zu. Mitten ins Herz.
    Ehe Chadh
sich versah oder wusste wie ihm geschah, trieb Manasses die Lanze tief in seinen
Körper. Der Schmerz war unglaublich. Bis der Schock einsetzte, der ihn mit
großen Augen auf den Spieß in seiner Brust starren und danach greifen ließ. Das
hatte er nicht kommen sehen. Chadh blinzelte. Manasses grinste zufrieden und
sehr selbstbewusst auf ihn herab. Du hast verloren, schienen dessen Augen
zu sagen und jetzt hatte er sich also wirklich damit abzufinden, zu sterben.
Letztendlich war es ein schneller, gnädiger Tod. Es konnte nicht lange dauern,
bis der Muskel nach dessen Verletzung aufhörte zu arbeiten. Wenn es nicht schon
längst aufgehört hatte. Der Spieß musste es vollkommen zersprengt haben.
Chadh brach zusammen. Ihm schwanden die Sinne, aber noch immer hielt er die
Lanze fest mit beiden Händen umschlossen. Sprechen konnte er nicht. Er gab
nicht einmal unverständliche Laute von sich. Er war all seiner Kraft beraubt
und wirkte tatsächlich so erstarrt wie Manasses es mit diesem Todesstoß beabsichtigt hatte. Erst als nur Bruchteilsekunden später Junos
markerschütternder Schrei an seine Ohren drang, flüsterte er im Fall lautlos
ihren Namen. Dann schwanden ihm die Sinne. Er hatte nie gedacht, dass Sterben
am Ende so leicht sein würde.
    „CHAAAAAADH!“
Juno sprang von ihrem Sitz auf und schrie sich die Seele aus dem Leib, wobei
sie unwillkürlich ihre Fähigkeiten einsetzte, weil der Schock einfach zu tief
saß, dass sie ihn tatsächlich vor der Zeit verloren haben sollte, wenn es auch
nur noch ein paar Stunden gewesen wären. Die Zuschauer wanden sich in Schmerzen
und einige von ihnen bekamen sicher blutige Ohren, bis ihre Stimme in einem
herzzerreißenden Aufschluchzen erstarb.
Blind von Tränen starrte sie auf die Arena hinunter, wo Chadh gerade auf seine
Knie sank.
„Nein… Nein…“, flüsterte sie fassungslos und verdrehte dann die Augen, weil sie
nicht mit ansehen konnte, wie Chadh blutüberströmt vor Manasses zusammenbrechen
würde.
„ Morohma' ghauamofa, ro rlaua oa… Irl rlara o… a'rroaom … *“, brachte sie
noch mit schwacher Stimme hervor, dann sank sie ohnmächtig gen Boden.
(*Mein Geliebter auf ewig… Ich liebe dich… Lebewohl)
    Die Augen
seines Gegners flackerten und verloren ihr rotes Glühen. Manasses verzog seine
Oberlippe zu einem höhnischen Grinsen, weil er den Schmerz praktisch spüren
konnte, der dem anderen durch den Körper jagen musste. Er sollte ja bis zum
Schluss den überzeugten Sieger spielen, das konnte der Mann gerne haben.
Er würde sich tatsächlich so fühlen, als wäre sein Herz perforiert worden,
dabei hatte er genau darunter gezielt, um den Hieb nicht tödlich werden zu
lassen. Manasses verwendete ihn dazu, Aryaner zu lähmen, die er auf diese Weise
redseliger bekam. Zu gerne hätte er das bei Lord Bran getan, doch das war ihm
leider verwehrt gewesen, weil die Befreiung der Gefangenen eben wichtiger war
als der Triumph über den Jahrhunderte alten Feind.
Von der Tribüne wehte ein spitzer Schrei zu ihm herüber, der ihn tatsächlich
mehr traf als die beinahe harmlosen Hiebe seines Gegners.
    . . .
Der Junge lag auf der Seite. Der Stab steckte immer noch zielsicher getroffen
in dessen Brust. Nathan überließ es den Damen, sich um die Nuntia zu kümmern,
die ohnmächtig zwischen den Reihen der Tribüne

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