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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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sie unbedingt wollte. Schmerzen konnte er ihr auch so zufügen.
Dafür musste er keineswegs aus dem Zimmer gehen. Das Orakel hatte ihn ja
eindeutig gewarnt. Juno war nicht einfach und keineswegs so selbstsüchtig, wie
sie ihn anfangs hatte glauben machen wollen.
    “Was ist mit
deiner Bestrafung? Ist sie endlich hart genug für dich, wenn du mich
fortschickst?” Die letzte Distanz überbrückte er mit Materialisieren. Er stand
mit einem Mal direkt hinter ihr und drehte sie an den Schultern zu sich herum.
In der nächsten Sekunde dann hielt er ihre rechte mit seiner linken Hand
umschlossen. Darin ruhte der Käfer und er begann sofort heiß zu glühen und zu
brennen, als er direkten Hautkontakt zu Juno suchte. Es tat weh. Sehr weh, aber
wohl kaum schlimmer als das Leid, das sie sich wieder und wieder selbst zufügte.
Chadh ließ nicht zu, dass sie ihre Hand fortziehen konnte. Er nahm auch seine
rechte Hand zu Hilfe, um noch fester zuzudrücken. Sie sollte ganz genau merken,
was er tat und was er wusste. Noch einmal würde sie sich nicht herausreden
können.
    “Ich weiß es,
Juno. Das Orakel hat mir alles gesagt. Du kannst behaupten, was du willst, aber
du hast mich als deinen Gefährten erwählt. Ich habe schon vor diesem Wissen
zugestimmt, bei dir zu bleiben. Wir hatten etwas ausgemacht. Du wolltest mir
helfen, die Bestie in mir zu bändigen. Noch bevor der Kontakt zu meiner Familie
hergestellt war. Warum sollten mir diese Fremden plötzlich mehr bedeuten als
du? Ich bekam nur einen Tropfen Blut, der meinen Platz festigte, aber dein Blut
nährte mich und machte mich satt genug, um den Kampf wenigstens eine Runde lang
durchzustehen. Warum müssen wir jetzt auch noch gegeneinander kämpfen, obwohl
du bereits weißt, dass ich dich brauche? Glaubst du nicht, ich könnte an deiner
Seite glücklich sein? Was muss ich tun, damit ich aus deinem Mund in meiner
Sprache höre, was du für mich empfindest?”
Das kleine Biest brannte wirklich wie ein glühendes Stück Kohle. Ihrer beider
Atem ging immer schwerer und abgehackter. Auf ihre beiden Gesichter lag ein
gequälter Ausdruck, aber Chadh ließ nicht los. Der Schmerz war nötig und
willkommen, weil es die inneren Leiden betäubte.
    “Ich könnte
dich lieben, Juno. Vielleicht tue ich es bereits und wollte deshalb gegen
Manasses kämpfen. Weil ich von Anfang an eifersüchtig war. Ich wollte und will
der Einzige für dich sein. Neben deiner Familie natürlich. - Aber ich will,
dass du mir die Wahrheit selbst sagst, sonst verlasse ich dich.”
Das war nicht nur eine Drohung sondern ein Versprechen. Wenn sie ihm jetzt noch
einmal auswich, dann würde er gehen. Für immer. Er war sehr gut darin, sich
beim Abschied nicht noch einmal umzudrehen. Das hatte er in den letzten
dreihundert Jahren förmlich perfektioniert und niemand würde ihn umstimmen
können, zu ihr zurückzukehren. Selbst wenn er darüber den Verstand verlieren und
schließlich doch noch den Tod finden sollte.
    Alles Winden
und Ziehen half nichts, Chadh hielt ihre Hand fest umschlossen, und der
Skarabäus schien heißer denn je zu brennen. Sie kam nicht gegen ihn an und
starrte mit großen Augen und halb geöffnetem Mund zu ihm herauf, mit dem sie
schwer nach Atem rang, weil sie der Schmerzen kaum Herr wurde. Den inneren und
den äußeren.
Die Dinge, die er zu ihr sagte, lösten bei ihr bei weitem unerträglichere
Schmerzen als der Käfer aus. Dicke Tränen kullerten unaufhaltsam über ihre
blassen Wangen, doch Juno hielt sie nicht auf. Ihr wurde kaum richtig bewusst,
dass sie weinte, weil sie es sonst einfach nicht zuließ.
„Die Wahrheit…?“ Juno konnte sich selbst kaum hören, so gehaucht kamen die
Worte aus ihrer Kehle.
„Ich kann… nicht… Gib meine Hand bitte frei…“
Juno seufzte erleichtert auf, als er ihrer Bitte nachgab und sank kraftlos
gegen die Brüstung, wobei sie die schmerzende Hand zusammenballte und über die
Stelle an ihrem Herzen drückte. Sie musste ihre Augen vor seinem Anblick
verschließen, weil sie sonst keine Worte finden würde, sich ihm zu erklären,
also wandte sie den Kopf zur Seite und starrte hinaus auf die fernen Wipfel der
nahen felsigen Berge, wo die nächtliche Schwärze langsam in das Rosarot des
Sonnenuntergangs hineinkroch.
    Also
schön…
Chadh ließ sie nur widerwillig los und mit der gleichzeitigen Erkenntnis, sie
wahrscheinlich nie dazu zu bringen, offen zu ihm zu sein. Er trat enttäuscht
einen Schritt von ihr zurück. Bereit zu gehen und niemals wieder zu

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