Eine Sacerda auf Abwegen
sein wie…
zwischen uns, weil Bertrand und ich einfach nicht mehr die gleiche Natur
besaßen. Ich war gestorben und wurde wiedergeboren durch Blut…“
Juno nahm einen tiefen Atemzug, um über die aufsteigende Traurigkeit hinweg zu
atmen. Trotz der unüberwindbaren Barriere des Blutes zwischen ihnen, war ihre
Beziehung zu Bertrand etwas Besonderes gewesen: Sie hatten ein Kind gezeugt.
Eine starke junge Frau, die die Hindernisse mit großem Mut überwunden hatte, die
Juno in ihrem Leben aufgebaut hatte, weil sie sie so lange im Dunkeln gelassen
hatte. Juno wusste, dass sie sich der Besonderheiten von Sidonie nicht rühmen
durfte. Sie verdankte ihre Persönlichkeit ihrem Vater, der sie zu einer
aufrechten jungen Frau erzogen hatte.
Diesen
Bertrand musste Juno sehr geliebt haben. Ganz uneigennützig hätte Chadh sich
für sie gewünscht, es hätte eine Möglichkeit gegeben, mit ihm
zusammenzubleiben. Das war leicht. Der Mann spielte schließlich in ihrer
Gegenwart keine Rolle mehr. Das war lange her. Nur das daraus entstandene
Leiden würden möglicherweise niemals ganz vergehen und irgendwie schien sie
etwas daraus zu schöpfen, sich ewig quälen zu wollen. Sie nahm lieber Leiden
und Verlust des eigenen Lebens in Kauf, statt offen mit ihm zu sprechen. Erst
Druck und Zwang, die zu unausweichlichen Entscheidungen führten, brachten sie
dazu, zu reden. Wenn das nun immer so ging, wenn er an ihrer Seite war, dann
würde er die Geduld schon noch mehr verlieren als in der Kammer. So wie sie sich
ausdrückte, konnte es nicht anders als kompliziert zwischen ihnen werden.
Zumindest, wenn er Juno weiterhin so sprechen ließ, als wäre sie für ihn eine
Plage und Belastung. Genau dieselbe Verpflichtung, für die er sich selbst
gehalten hatte.
„Ich habe
mich dir geöffnet, als ich dachte, ich würde an deiner Stelle in den Tod gehen…
Es war die richtige Entscheidung, Chadh, ich konnte ja nicht ahnen, dass du
erneut mein Blut nehmen würdest… Die Bluttaufe deiner Tante hatte den Bund des
Skarabäus auf deiner Seite ausgelöscht, du hättest wirklich frei sein können
und ich niemals mehr… Verstehst du, warum ich gehen musste und wollte?
Ich konnte es dir einfach nicht sagen, weil das Wissen dich dann nur belastet
hätte. Ich bin da draußen in der Arena mit dir gestorben, weil unser Blut eine
untrennbare Verbindung eingegangen ist… Sie ist nicht mehr zu verleugnen und
unzerstörbar. Aber du bist zum Teil auch Aryaner, Chadh… Sie kennen dieses
Phänomen nicht und unterliegen nicht seinen Gesetzmäßigkeiten. Ich machte dir
den Vorschlag, dir zu helfen, nicht uneigennützig, das habe ich dir ja schon
gesagt. Es wäre eine Lösung gewesen, wenn du dich nicht an einen Ort oder eine
Frau binden wolltest. Du musst verstehen, warum ich so vorsichtig reagiere… Ich
würde sterben wollen, wenn ich dich verlieren sollte, aber genauso wenig kann
ich dich gegen deinen Willen an mich ketten, das widerspricht meiner
Persönlichkeit und meinen Überzeugungen.“
Juno drehte den Kopf in seine Richtung und suchte Augenkontakt zu ihm, wobei
sie die Hand von ihrer Brust nahm und sie öffnete, um kurz auf deren
Innenfläche zu blicken, wo nur noch ein roter Punkt zu sehen war. Juno steckte
sie in die Hosentasche, um das Zittern darin zu verbergen, das nicht von der
Kälte kam.
„ Morohma' ghauamofa, ro rlaua oa… Irl rlara o. Ní amaa' rloaoha' ghoam .*
Das sind Worte in der alten Sprach der Immaculate, ich musste sie wenigstens
ein einziges Mal aussprechen… Sie bedeuten in etwa: Mein Geliebter auf ewig…
Ich liebe dich. Mein Krieger des Meeres…“, erklärte sie flüsternd und wünschte
sich einen Moment lang, der Wind würde ihr die Worte entreißen und ungehört
davontragen, weil sie sich plötzlich vor ihrer Offenheit fürchtete.
Sie war die Nuntia des Kriegerbundes in Europa, sie würde auf ewig mit Manasses
verbunden sein. Sie würde ihre Aufgabe nicht einfach im Stich lassen, auch wenn
es sie innerlich zerreißen sollte, sollte Chadh in diesem Punkt ein Ultimatum
stellen. Vielleicht war sie auch nicht für die Soulmate-Sache geboren, die
schon beim ersten Mal in einer Katastrophe geendet hatte.
Chadh ballte
die wunde Hand fest um den Käfer, als sie endlich zu ihm aufsah und ihm wieder
diese süßen Worte in alter Sprache zuflüsterte und endlich die Übersetzung dazu
lieferte, um ihn nicht länger im Unwissenden zu lassen. Es tat ihr weh, ehrlich
zu sein. Vielleicht war er zu weit gegangen und beließ es in Zukunft bei
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