Eine Sacerda auf Abwegen
unsicher und verschreckt dreinblickten, als hätte man ihn bei etwas ertappt,
das ihm peinlich war. Oder er wollte einfach nicht stören, wenn sich Mutter und
Tochter miteinander unterhielten?
Sid umfasste seine rechte Hand mit ihren beiden Händen und lächelte mit freudig
strahlenden Augen zu ihm auf: „Ich wollte Ihnen für Ihre Hilfe und Ihr
Eingreifen danken! Sie haben nicht nur Juno das Leben gerettet sondern auch
Malcolm und mir. Ich bin sehr froh, dass es Ihnen beiden gut zu gehen scheint.
Man wollte mich nicht für Sie sprechen lassen… Die Ungewissheit war schrecklich
auszuhalten. Es ist gut, dass die Bestrafung nicht mit dem Schlimmsten geendet
hat. Danke, Chadh!“
Sie ging auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf die Wange des Mannes,
der Juno hoffentlich das Glück bringen würde, das sie verdiente. Sid mochte
sich kaum vorstellen, was der Lord ihr alles zugefügt hatte, als sie sich in
seiner Gewalt befunden hatte. Ihr reichte das Erlebte, um davon monatelang Albträume
zu haben.
Nun wurde
Chadh wirklich verlegen, da Sidonie ihrer Mutter so ähnlich war und ganz nach
ihrer Art schlug, wie es schien. Ihr fehlte lediglich die kühle Seite. Dieser
Panzer um sie herum, der den grausigen Erfahrungen Junos entstammte, die Sid
Gott sei Dank erspart geblieben waren, fehlte. Sie war herzlich und offen. Das
verunsicherte ihn sehr und konnte so nur hoffen, richtig zu reagieren, indem er
Sidonies Dankbarkeit für ihre Rettung einfach annahm. Mit einem leisen “Bitte”.
Ohne zu behaupten, es wäre selbstverständlich gewesen, denn das war es nicht.
Er war nur gekommen, weil er zuvor Junos Blut bekommen hatte und sie vom
Schicksal füreinander bestimmt waren. Auf besondere Art und Weise miteinander
verbunden. Automatisch hob er die flache Hand an die Wange, auf die Sidonie ihn
geküsst hatte und tauschte einen verwunderten Blick mit Juno, die einfach nur
zufrieden drein sah. So hatte sich selten jemand bei ihm bedankt, sofern es
eine Gelegenheit gegeben hatte.
„Ich weiß
nicht, ob das der richtige Moment ist, um eine solche Bekanntmachung zu machen…
Aber ich bin etwas aufgeregt und unsicher… Nico und die anderen Frauen werden
mir sicher gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber ich wünschte mir für
diese Gelegenheit doch die Hilfe meiner Familie… Und das bist nun mal allein
du, Juno.“, fuhr Sid fort, nachdem sie Chadh ein Stück ins Zimmer gezogen hatte,
weil dieses dünne Hemd und die leichten Stoffhosen nicht aussahen, als wären
sie dafür geeignet, sich länger in der Kälte draußen aufzuhalten.
Juno hatte
sich aus ihrer knienden Position erhoben und war auf die beiden zugegangen. Ein
weiterer Riss tat sich um die eiserne Hülle ihres Herzens auf, als Sid sich
Chadh gegenüber so herzlich zeigte und ihre Aussage über das Verzeihen damit
unterstrich.
„Was für eine Bekanntmachung, Sidonie?“, fragte Juno nach, obwohl sie schon
einen Verdacht hegte.
Sid strahlte plötzlich noch mehr und die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich
um einen weiteren Ton, was ihr sehr gut stand.
„Malcolm hat…
um meine Hand angehalten, das kann man doch so sagen, auch wenn es nicht um
eine typische Hochzeit geht? Ich war schon bei einer solchen
Verbindungszeremonie zu Gast und trotzdem… hätte ich gern jemanden, der mir
sagt, worauf ich achten muss. Ich möchte gern alles richtig machen. Ich weiß
nicht einmal, wer genau die Zeremonie durchführen wird… Das richtet sich doch
nach der Bedeutung des Paares, n’ est-ce pas? Und wird immer der Name
der Frau in die Brust des Mannes eingeritzt? Sidonie ist so furchtbar lang…“
Sid unterbrach sich peinlich berührt, weil die Aufregung sie zu übermannen
drohte und sie das Thema eigentlich nicht gerade jetzt hätte anschneiden
sollen. Die beiden hier hatten sich doch eben erst gefunden und eine
unglaublich traumatische Erfahrung hinter sich gebracht.
Einritzen?
Die Beschreibung ließ Chadh zusammenzucken. Obwohl es durchaus auf barbarische
Weise etwas für sich hatte. Da bekam Die Bezeichnung 'Frau des Herzens' eine
noch viel tiefere Bedeutung. Weil sie dann tatsächlich für alle während der
Zeremonie sichtbar namentlich Besitz davon ergriff. Eine Verbindung für die
Ewigkeit. Besiegelt in Worten und Taten. Aus der sich niemand mehr einfach so
herausreden konnte, wenn sie einmal geschlossen war. Das gefiel ihm irgendwie.
Was würde Juno dazu sagen, wenn er sich ihren Namen in die Brust ritzen ließ?
Just in dem Moment lachte sie auf. Es war
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