Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
Vom Netzwerk:
vorbeizubringen, gemeinsam ins Kino zu gehen oder einfach bloß zu quatschen .
    Bonnie war gleichzeitig entsetzt und entzückt über Dixie und nahm es auf sich, sie jeder einzelnen Person zu zeigen, die vorbeilief. Dabei lachte sie jedes Mal gackernd und sagte: »Ist es nicht unglaublich?«
    Das Gute daran war, dass es die Aufmerksamkeit von mir ablenkte. Das Schlechte war, dass Dixies glitzernde Schultern nun die ganze Last der Aufmerksamkeit trugen. Im Nu hatte sich eine Gruppe von Moms alten Freundinnen in der Ecke versammelt, um sich über jede Kleinigkeit zu mokieren, die ihnen zu Dixie einfiel. Ich verstand nicht, was sie sagten, doch ab und an erscholl lautes Gelächter. Ich blickte hinüber und wusste genau, was vor sich ging.
    Doch Dixie ahnte nichts. Sie räumte den Gästen hinterher und sorgte dafür, dass die Servierteller mit den Snacks nicht leer wurden. Sie wischte verschüttete Getränke auf und versorgte alle mit Servietten. Sie behielt Mackie im Auge und brachte ihr Champagner. Sie eilte geschäftig im Haus umher und kam alle paar Minuten an der Gruppe Frauen vorbei, und jedes Mal, wenn sie das Esszimmer durchquerte, versteifte ich mich.
    Diese Frauen waren eigentlich höflich genug, es besser zu wissen. Doch etliche von ihnen waren von meinem Vater in den Jahren nach dem Tod meiner Mutter zurückgewiesen, ignoriert oder gemieden worden und brachten daher ein gewisses Konkurrenzdenken zu einer Party, die von derjenigen Frau veranstaltet wurde, die nach langer Zeit endlich sein Herz erobert hatte. Und als sie erst einmal in Fahrt waren, machte es ihnen viel zu viel Spaß, als dass sie sich noch am Riemen gerissen hätten. Sie hatten ein gemeinsames Thema gefunden und gaben sich ganz ihrer Gehässigkeit hin. Zwar versuchten sie, leise zu reden, aber es schien unvermeidbar, dass Dixie sie irgendwann hörte.
    Doch sie merkte es nicht, als sie in dem Augenblick vorüberging, in dem Nancy Sowa sagte: »Es muss eine Perücke sein.« Oder als Joyce Novotny sagte: »Und was sollen die ganzen Pailletten?« Ich wollte gerade hinübergehen und die gesamte Truppe ausschimpfen, als Susan Marist viel lauter als beabsichtigt rief: »Hier sieht es schlimmer aus als in jedem Ramschladen!«
    Ich erstarrte. Genauso erging es der ganzen Gruppe, einschließlich Susan Marist. Das war viel zu laut! Was war das hier, die Middleschool? Ich sah mich nach Dixie um. Sie war nicht im Zimmer. Eine Sekunde lang schloss ich die Augen und seufzte vor Dankbarkeit leise auf. Dann machte ich mich auf den Weg zu der Gruppe. Ich wusste, dass sie ein paar Pfefferminzjuleps intus hatten. Und auch, dass es Spaß machte, sich mit den alten Freundinnen einen abzulachen. Doch sie würden nicht auf diese Art im Haus meiner Mutter über Dixie sprechen – ob nun Hotelseifen im Gästebadezimmer lagen oder nicht.
    Als ich näher kam, sprang mir etwas ins Auge. Unten in der Nähe der Fußleiste, hinter der Ecke des Torbogens, er blickte ich die glitzernden Spitzen von Dixies Stiefeln. Und ihre Reglosigkeit verriet mir, dass sie das Ganze mitangehört hatte.
    Vielleicht hätte ich sie in Ruhe lassen und mich nicht einmischen sollen. Doch in dem Moment konnte ich nicht anders, sondern trat um die Ecke, um Dixie in die Augen zu sehen. Als ich sie sah, lag in ihnen genau der Ausdruck, den ich befürchtet hatte – auch wenn er verschwand, sobald sie mich erblickte.
    »Mach dir keine Sorgen, Darling.« Sie schenkte mir ein Lächeln. »Es macht mir nichts aus.«
    »Es tut mir leid, Dixie«, sagte ich.
    »Sie sind bloß eifersüchtig auf das hier.« Sie hob ihren Verlobungsring in die Höhe. »Und das hier.« Sie bildete mit den Händen einen Rahmen um ihr Gesicht. »Und die hier.« Sie tätschelte ihre paillettenbedeckten Brüste.
    Ich konnte das ganze Aufhebens um meinen stillen, Brille tragenden, schütter werdenden Vater nicht begreifen. Er war schließlich nicht gerade Harrison Ford. Er hatte, ganz zu Recht, die Statur eines Mannes, der seine Arbeitszeit in der Bibliothek und seine Freizeit beim Schachspielen verbrachte.
    »Ich kapier es nicht«, sagte ich zu Dixie. »Er kann doch unmöglich eine gute Partie sein.«
    »Aber das ist er!«, widersprach sie.
    Ich dachte an seinen verrückten, unbeschnittenen Bart, der so oft voller Sandwichkrümel war, dass mein Dad beinahe obdachlos aussah. »Wie kann das sein?«
    »Schätzchen«, sagte sie, eine Hand auf meinem Arm. »Er ist nicht verrückt, besoffen, pleite oder tot. Und in unserem Alter macht ihn

Weitere Kostenlose Bücher