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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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das per definitionem zu einer guten Partie.«
    Ich ließ das auf mich wirken.
    »Außerdem gibt er sich mit Frauen seines Alters ab«, fügte Dixie hinzu. Dann beugte sie sich zu mir. »Ich habe mich gleich nach meiner Scheidung einer Singles-Gruppe in der Kirche angeschlossen«, erzählte sie mir, »und dort gab es bloß einen einzigen Mann. Weißt du, warum?«
    »Warum?«
    »Weil die ganzen fünfzigjährigen Männer sich für die Gruppe mit den dreißigjährigen Frauen angemeldet hatten.«
    »Es gab wirklich nur einen einzigen Mann in deiner Gruppe?«, fragte ich.
    Dixie nickte. »Und lass es uns so formulieren: Er hatte ein ziemlich gutes Jahr.«
    Um die Ecke erklang Lärm, und ich hörte die alten Freundinnen meiner Mom über etwas kichern. Ich sah hinüber. »Ich werde ihnen sagen, dass sie gehen sollen.«
    »Tu das nicht«, widersprach Dixie.
    »Meine Mutter hätte sie längst rausgeschmissen«, erklärte ich ihr.
    »Schätzchen«, sagte Dixie da. »Ich stamme aus dem hinterwäldlerischen Osten von Texas. Es gibt keine Gruppe fieser Ladys auf der Welt, die mir Angst einjagen könnte.«
    Das nächste Mal sah ich Dixie auf dem Standesamt, als sie und mein Vater in den Hafen der Ehe einliefen . Sie trug ein hautenges weißes Brautkleid mit Spitzenbesatz und einer langen Schleppe. Sie beugte sich über meinen Bauch, um mich auf die Wange zu küssen, und wischte dann den Abdruck mit dem Daumen weg. »Ich hab es zu klein gekauft«, sagte sie über ihr Kleid, »und dann habe ich es noch ein bisschen enger gemacht.«
    Doch es war mein Dad, der allen die Show stahl. Er trug einen schäbigen braunen Anzug mit einem kleinen Fleck auf der Krawatte – nichts Neues. Doch etwas war anders, und es dauerte einen Augenblick, bis ich darauf kam. Dann traf es mich wie ein Blitz.
    »Du hast dich rasiert!«, entfuhr es mir.
    »Dixie wollte einen Blick auf mein Gesicht werfen, bevor wir es offiziell machen«, sagte er. Und dann lächelte er und neigte kaum merklich den Kopf. Da fiel mir noch etwas anderes an meinem Dad auf, worüber ich noch nie nachgedacht hatte: Er hatte Grübchen.
    »Du siehst genauso aus wie früher«, sagte ich.
    Er zwinkerte. »Genauso wie früher. Bloß älter.«
    Die Zeremonie war kurz und fand im kleinen Kreis statt – bloß Mackie, Clive und ich waren als Zeugen zugegen –, und ich konnte einfach nicht aufhören, das Gesicht meines Dads anzustarren. Es war, als hätte ich etwas zurückbekommen, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass es mir abhandengekommen war.
    Anschließend tranken wir auf den Stufen des Standesamts Champagner aus Plastikbechern – Mackie gestattete mir drei Schlückchen – und fuhren dann in eine Bar in Pearland, wo jeder Dixie kannte. Zu meiner Bestürzung schien auch jeder meinen Dad zu kennen. Wie sich heraus stellte – wer hätte das gedacht? –, gingen Dixie und mein Dad jeden Samstag Twostepp tanzen mit einer ganzen Meute von Dixies Freunden, die alle meinen Dad liebten und ihn Professor nannten. Ich beobachtete, wie die Männer ihm zur Gratulation auf den Rücken schlugen und die Damen Lippenstift auf seinen weichen, neuen Wangen hinterließen. Es war absolut unglaublich. Mein Dad – lächelte! Er lachte mit diesen großen, muskulösen Kerlen in Cowboyhüten und Trucker-Kappen. Er klopfte mit dem Zeh zur Musik, fegte mit Dixie über die Tanzfläche, und die beiden tanzten wie wild.
    Mackie und ich sahen uns an. »Er wirkt richtig glücklich!«, rief Mackie gegen die Band an.
    »Auf jeden Fall!«, schrie ich zurück.
    Meinen Dad so entspannt, so fröhlich und lebendig zu sehen war das beste Gefühl, das ich seit Wochen gehabt hatte. Es ließ eine Art warme Zufriedenheit zurück, die den ganzen Abend anhielt. Selbst dann noch, als Clive Mackies Hand ergriff und sie ebenfalls auf die Tanzfläche zog. Oder als ich mein Gingerale über meinen Achtmonatsbauch verschüttete. Selbst dann, als ein großer Cowboy sich nicht abweisen ließ und mich öfter, als ich mitzählen konnte, wie eine junge Kuh um die Tanzfläche führte. An dem Abend hatte ich ein gutes Gefühl. Mich ließ der Gedanke nicht los, dass es selbst die hoffnungslosesten Fälle schaffen können.
    Wenn mein Vater wieder ins Leben zurückkehren konnte, ging mir immer wieder durch den Sinn, dann konnte das jeder.

11
    I ch trug dieses angenehme Gefühl mehr als eine Woche mit mir herum. Es hielt an bis zu der Nacht mit dem Hurrikan.
    Jeder, dem ich in New York begegnet war, dachte bei Texas an Kakteen und

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