Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
nichts unternommen hatte, um die Ehre seines Hauses wiederherzustellen. »Wirklich interessant«, stimmte er zu und lehnte sich nachdenklich zurück. Sein Blick heftete sich auf das Gemälde über dem Kamin.
Er hatte es in einem staubigen, dunklen Geschäft in Madrid gekauft und mit nach Hause gebracht. Das Bild zeigte eine maurische Burg, ein Symbol jahrhundertelanger Fremdherrschaft. Die Spanier waren im Verlauf ihrer wechselvollen Geschichte häufig unterlegen, aber nie vollständig besiegt worden. Ihren Stolz hatte kein Eroberer je brechen können.
»Stimmt«, sagte Alfred und blickte sein Gegenüber forschend an. »Ist allerdings nicht halb so interessant wie die Frage, was hinter Eurem Interesse an der Geschichte steckt. Was Privates, vermute ich mal. Schließlich eilt Euch der Ruf voraus, Privatangelegenheiten strikt von allem Beruflichen zu trennen.«
Wäre da nicht sein Treffen mit Charles Peyton gewesen, hätte Damien ihn jetzt scharf darauf hingewiesen, dass er nicht länger einem Beruf nachging. Interessierte er sich vielleicht lediglich deshalb für die hübsche, mutige Lily, weil er sich langweilte? Nichts mit sich anzufangen wusste? Er hatte von seinem Vater ein schönes Sümmchen geerbt und verfügte über genug Geld, um das Leben eines wohlhabenden Müßiggängers zu führen. Nur lag tatenloses Herumsitzen leider nicht in seiner Natur.
»Lass solche Spekulationen, Alfred. Wir sind uns bloß unter ungewöhnlichen Umständen begegnet, und ich war einfach neugierig.«
»Schon eindrucksvoll, dieses Mädel, was?« Sharpe hatte sein Glas geleert und stellte es mit einer entschlossenen Bewegung beiseite.
Die blasse Haut, die faszinierende Rundung ihrer Brüste unter dem dünnen Unterhemd, das strahlende Blau ihrer Augen … Ja, Damien erinnerte sich sehr gut an Lily Bourne. »Was ist mit Lord Sebring? Hast du da irgendetwas Ungewöhnliches feststellen können?«
»Ist inzwischen verheiratet. Wenn ich das Hausmädchen richtig verstanden hab, verbringt Seine Lordschaft allerdings nicht allzu viel Zeit daheim.«
Hing er noch immer an der Frau, die mit ihm durchgebrannt war und ihn dann nicht heiratete? Eine Frage, die sich Damien bei dieser Information unwillkürlich aufdrängte und gleich die nächste nach sich zog. Warum ihn das überhaupt interessierte.
Schließlich kannte er die Lady kaum. Aber vielleicht war ja genau das sein Problem.
Kapitel 7
Er hatte das Stück Pergament in seiner Tasche gefunden und es im Laufe des Abends bereits mehrfach hervorgeholt. Jedes Mal, wenn er es betrachtete, umspielte ein kleines, ironisches Lächeln seinen Mund.
Typisch Regina, dachte er.
Heute Abend.
Mehr nicht. Nur diese zwei Worte, und sie erwartete natürlich, dass er nicht nur verstand, was sie von ihm wollte, sondern ihrem Befehl auch folgte.
Inzwischen kannte er sie gut genug, um ihr so etwas nicht übel zu nehmen. Ihrer Künstlerseele war alle Förmlichkeit fremd, und sie wäre ehrlich verwirrt, wenn er daran Anstoß nähme. Es war einfach ihre Art, eine Einladung auszusprechen.
Sobald er seine Cousinen zurück zum Anwesen der Bournes in Mayfair eskortiert hatte, ließ er sein Pferd satteln. Regina wohnte nur ein paar Straßen weiter, und er wollte so schnell wie möglich bei ihr sein.
Es war spät und wegen des Nieselregens dunkler als sonst. Nach einem kurzen Ritt war er bereits am Ziel und stieg eilig die Treppe zur Haustür hinauf, nachdem er sein Pferd einem verschlafenen Stallburschen übergeben hatte. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, den Regina ihm zusammen mit der Nachricht geschickt hatte. Ein Novum und in seinen Augen ein Fortschritt. Denn eines wusste er: Diese Frau lud niemanden in ihr Leben ein, ohne es sich vorher gründlich zu überlegen.
James sperrte auf und betrat den Eingangsbereich. Legte seinen nassen Mantel ab und hängte ihn auf. Dass kein Diener herbeieilte, verwunderte ihn nicht – Regina hatte nichts für eine große Dienerschaft übrig.
Wie erwartet befand sie sich in ihrem Atelier. Er erkannte es an dem schmalen Lichtstreif, der unter der Tür hervordrang. Sollte er anklopfen? James zögerte, weil er Reginas Beharren auf Privatsphäre kannte. Trotzdem entschied er sich dagegen, denn schließlich hatte sie ihm einen Schlüssel zur freien Verfügung geschickt. Entschlossen drehte er den Türknauf und öffnete leise die Tür.
Was er sah, verschlug ihm den Atem. Sie trug nur schwarze Seidenstrümpfe und aufreizende Strumpfhalter. Sonst nichts. Ihr Blick war auf
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