Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
das Gemälde gerichtet, das er in der Nacht zuvor hatte bewundern dürfen. Ohne ihn anzuschauen, flüsterte sie: »Komm herein.«
Nur zu gerne folgte er der Aufforderung. Der Anblick ihres geschmeidigen Körpers fesselte ihn. Ihr glattes, festes Hinterteil, die üppigen, straffen Brüste – es war ein wahrhaft erotisches Schauspiel, das sie ihm da bot. Ihre Schamhaare bildeten ein kleines, dunkles Nest zwischen ihren Beinen, und sie trug die langen, schimmernden Haare offen. Sie beugte sich vor und tupfte etwas Farbe auf die Leinwand. James zog bei diesem Anblick scharf die Luft ein.
Regina warf ihm einen amüsierten Blick zu. »Du hast wohl nicht gewusst, dass ich gerne nackt male?«
»Nein.« Er bemühte sich um ein souveränes Auftreten, doch er zweifelte, ob es ihm wirklich gelang – zu verführerisch war ihr Anblick. »Aber jetzt weiß ich es und werde es zum Bestandteil meiner schwülen Fantasien machen.«
Sie deutete mit dem Pinsel auf ihn. »Die würde ich gerne hören.«
Er lachte über die frivole Anspielung. Sie war so erfrischend anders, so herrlich verrückt und damit so reizvoll für ihn, so begehrenswert. Er fühlte sich von ihr angezogen wie eine Motte vom Licht, doch wie er seit gestern wusste, gab es da noch einen anderen Teil ihrer Persönlichkeit, der weit weniger exzentrisch war als der, den sie der Öffentlichkeit gerne präsentierte.
»Ich würde dir unglaublich gerne davon erzählen.« Er schloss die Tür. Sein Blick glich dem eines Raubtiers, das Beute wittert. »Noch viel lieber würde ich es dir zeigen.«
»Hier ist kein Bett.«
»Brauchen wir denn eines?«
Sie legte den Kopf schief. »Wir haben bisher immer eines benutzt, aber warum eigentlich? Ich bin experimentierfreudig und allem Neuen aufgeschlossen.« Sie räkelte sich und drückte das Kreuz durch, sodass ihre herrlichen Brüste sich etwas hoben. Ihre silbergrauen Augen blitzten vergnügt. »Aber wir sollten es uns zumindest bequem machen, findest du nicht?«
Er knotete bereits seine Krawatte auf. »Was Mylady auch begehrt, sie wird es bekommen.«
Wieder einmal hatte Regina eine Illusion von sich erzeugt, die nicht stimmte. Eigentlich malte sie nie nackt, trug stets langweilige, praktische Kittel. Außerdem arbeitete sie so gut wie nie am Abend. Sobald das Tageslicht zu schwinden begann, räumte sie ihre Utensilien zusammen und nahm ihr einsames Nachtmahl ein. Die theatralische Vorstellung hatte sie nur ersonnen, um James zu verführen.
»Mir gefällt der Gedanke, wie du mir Lust bereitest.« Ihre Stimme klang leise und bewusst anzüglich.
Sie hatte ihn herzitiert, und er war gekommen. Regina genoss das Kräfteverhältnis, wie es sich im Moment darstellte, aber sie war sich nicht sicher, ob es noch lange dauerte, bis er ihre Inszenierungen durchschaute. Vermutlich nicht, denn sie meinte bereits erste Anzeichen zu verspüren, dass er ihre Verstellung hinterfragte. Kein Wunder, denn James war intelligent, gewandt und besaß Menschenkenntnis. Ihm würde sie nicht ewig etwas vormachen können. Im Moment allerdings genoss sie noch das Gefühl, in jeder Situation die Kontrolle zu haben. Sein Verlangen brachte ihn dazu, sich unterzuordnen, und solange das auf diese Weise funktionierte, sah sie keine Veranlassung, die Spielregeln zu verändern. Später würde man weitersehen.
»Ich hoffe, du wirst das alles sehr genießen«, sagte er heiser.
Eigentlich war es ganz einfach. Solange sie James halten konnte, wollte sie die Zeit mit ihm genießen. Sobald sie anfingen, einander zu langweilen, würde sie wieder ganz ihrer Kunst leben und er sich eine passende Ehefrau suchen: jünger und standesgemäßer als sie. Nur beschlich sie mehr und mehr das ungute Gefühl, dass ihr Leben nach James nie wieder dasselbe sein konnte wie vorher.
Regina schob die grüblerischen Gedanken beiseite. Im Moment zählte nur ihr Zusammensein. Sobald er sich ebenfalls seiner Kleidung entledigt hatte, würde er sie berühren und …
Sein Hemd landete auf dem mit Farbspritzern bedeckten Fußboden, ohne dass es ihn kümmerte, ob der Stoff Schaden nahm. Die maßgeschneiderte Jacke folgte. Mit nackter Brust setzte er sich auf ihren Lieblingssessel und zog die Stiefel aus, während sie in aller Ruhe den Pinsel beiseitelegte und sich auf ihn zubewegte. Ihre Brüste fühlten sich plötzlich ganz schwer an, weil sie sich vor Erregung zusammenzogen. James beobachtete sie, schleuderte den zweiten Stiefel vom Fuß und lehnte sich zurück. Mit einer unübersehbaren
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