Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
aus, nicht wahr?«
Es irritierte ihn, dabei ertappt zu werden, dass er verstohlen eine junge Dame beobachtete. Damien überlegte, ob er alles abstreiten sollte, doch Robert verfügte über ein untrügliches Gespür für so etwas. Und dass er gleich die Schönste der Gruppe herauspickte, war ebenfalls typisch für ihn. Schließlich war sein jüngerer Bruder früher ein berüchtigter Herzensbrecher, der es auf schnelle Eroberungen anlegte.
Damien entschloss sich, es mit Ehrlichkeit zu versuchen. »Ja, das ist sie. Wir haben uns kürzlich kennengelernt. Ich muss zugeben, dass sie ganz anders zu sein scheint als die oberflächlichen Mädchen, die nur dummes Zeug reden.«
Robert war wie immer tadellos gekleidet. Sein Anzug entsprach der neuesten Mode, die Krawatte war perfekt gestärkt und strahlend weiß, und an den Manschetten gab es nur eine Spur von Spitze. Er murmelte: »Na ja, sie ist schließlich auch kein Mädchen mehr, oder? Sie wurde vor mindestens vier Jahren in die Gesellschaft eingeführt.«
»Das habe ich ebenfalls gehört.«
Sein Bruder blickte ihn neugierig an. »Diesen Tonfall kenne ich zur Genüge.«
»Welchen Tonfall? Soweit ich das beurteilen kann, war da nichts Besonderes.«
»Ja, genau das meine ich. Wenn deine Stimme so … tonlos klingt – was du übrigens perfekt beherrschst –, dann hat das immer etwas zu bedeuten.«
Damien verzog den Mund zu einem zynischen Grinsen. »Das ist lediglich ein Hinweis, dass ich nicht wünsche, über dieses Thema zu sprechen. Ist Colt ebenfalls hier?«
Robert nahm vom Tablett eines vorbeieilenden Dieners ein Glas Champagner und schüttelte den Kopf. »Er hütet Brianna wie ein rohes Ei. Wieso forderst du sie nicht zum Tanz auf?«
»Wen? Brianna?«
Robert drehte das Glas in seinen Händen, den Blick auf die Frauengruppe gerichtet. »Du weißt ganz genau, wen ich meine. Wenn ich mich recht erinnere, gab es da irgendeinen Skandal. Allerdings hat mich der schlechte Ruf anderer nie interessiert – ich war zu sehr mit meinem eigenen beschäftigt. Außerdem ist sie … interessant. Sie hat eine Vergangenheit, und so einen Charakterzug würdest du bei einer Frau immer suchen. Niemand weiß, was mit ihr und Sebring während ihres verhängnisvollen Durchbrennens passiert ist. Finde es heraus, Geheimnisse sind doch deine Spezialität.«
»Nicht wenn es solche Geheimnisse sind.«
»Andere kannst du nicht länger lösen.«
Das war leider wahr. Mal abgesehen von Charles Peyton und seiner Anfrage. Aber das konnte er wohl kaum ins Feld führen. Damien murmelte: »Ich kann nicht tanzen. Oder hast du das vergessen?«
Und da erkannte er, dass es Robert tatsächlich entfallen zu sein schien. Er wirkte erst überrascht, dann huschte ein grimmiger Ausdruck über sein Gesicht. Langsam sagte er: »In der Tat. Ich habe dich nie als …«
»Du meinst, dass du mich nie als Krüppel gesehen hast?«, vollendete Damien den Satz, weil Robert verstummte.
»Das wollte ich so nicht sagen«, knurrte sein Bruder. »Verflucht noch mal, Dame. Ich meinte nur, dass du schon immer in die Tat umgesetzt hast, was du dir vornimmst. Deshalb ist mir gar nicht der Gedanke gekommen, dass ein simpler Tanz dich vor Probleme stellen würde. Entschuldige vielmals. Der Krieg hat bei dir vieles verändert, das sollte ich eigentlich nur zu gut wissen.«
»Es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung.« Tanzen hatte nie zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, war eher eine lästige Pflicht gewesen, und deshalb hatte Damien auch nie mit Bedauern daran gedacht, dass er bei diesen gesellschaftlichen Vergnügungen künftig abseitsstehen musste. Bis heute. Er konnte Lily nicht einmal zum Tanzen auffordern, und das wurmte ihn.
Weil sein Bruder schwieg, fügte er ein wenig sarkastisch hinzu: »Ich fürchte, für mich ist es tatsächlich nicht länger möglich, einen Walzer mit der gebührenden Eleganz zu tanzen. Auch wenn dein Vorschlag durchaus faszinierend ist, steht es für mich nicht zur Diskussion, die hübsche Lillian zum Tanz aufzufordern.«
»Ich glaube, das ist wahr.« Robert nippte an seinem Champagner und runzelte die Stirn.
»Dein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht«, bemerkte Damien. »Das bedeutet nämlich, dass du nachdenkst. Schlimmer noch: Du denkst über die Frauen nach, und wenn ich ehrlich bin, macht mich das im Augenblick nervös.«
Robert grinste ihn über den Rand seines Glases hinweg an. »Das ist nun mal eines meiner Lieblingsthemen. Frag meine Frau.«
»Im Zusammenhang
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