Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
Blick zu. »Ist das so? Dann lehnt den Auftrag ab, und ich verschwinde sofort. Ich habe wenig Lust, meine Zeit zu verschwenden.«
Verflucht soll dieser Mann sein! Peyton, dieser schlaue Fuchs, kannte ihn einfach zu gut. Wusste, dass er immer noch darauf brannte, auf die Jagd zu gehen. Anstatt wie seine Brüder an eine Familie zu denken, damit er endlich mit diesem alten Leben abschloss. Schließlich konnte er nicht ewig so weitermachen.
Missmutig beobachtete er seinen Gast, der sich soeben schwungvoll Kaffee nachgoss, und fragte plötzlich: »Was hat es mit dieser Adresse auf sich?«
»Dachte ich mir’s doch, dass Ihr nicht widerstehen könnt.«
»Sieht ganz so aus, als würde ich von Intrigen aller Art verfolgt. Aber wenigstens seid Ihr keine junge Lady, die durch einen Geheimgang zu fliehen wünscht.«
Diesmal war Peyton derjenige, der verwirrt wirkte. »Wie bitte?«
»Ach, egal. Wen soll ich aufsuchen? Und warum ist das so wichtig für die britische Regierung?«
»Habe ich die britische Regierung auch nur mit einem einzigen Wort erwähnt?«
Damien stellte seine Tasse mit leisem Klirren ab. »Verflucht noch mal, Sir Charles. Wenn Ihr mich um Hilfe bittet, solltet Ihr aufhören, wie die Katze um den heißen Brei zu schleichen.«
»Wie ich schon sagte, die Sache ist höchst delikat.« Peyton seufzte. »Und Ihr habt recht, ich bitte Euch wirklich um Mithilfe. Die Sache ist recht persönlicher Natur, aber ich vermute, darauf seid Ihr bereits allein gekommen. Vielleicht könntet Ihr Mrs. Wheaton bitten, uns mehr Kaffee zu bringen? Abgesehen von einer schäbigen Erpressung weiß ich bloß, dass jemand verschwunden ist, und ich fürchte, sein Verschwinden wird sich als ein weiterer Suizid herausstellen. Und bittet doch gleich um mehr von diesem köstlichen Speck, seid so gut.«
»Wie unangenehm das ist …« Die Worte hallten angesichts der Stille rings umher laut durch den Raum.
Lily hoffte nur, dass man ihr die Bestürzung nicht an der Nasenspitze ablesen konnte.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einander zwangsläufig irgendwann begegneten, war nun einmal gegeben. Eigentlich grenzte es fast an ein Wunder, dass sie und Lady Sebring sich nicht früher über den Weg gelaufen waren. Bestimmt dauerte es nur deshalb so lange, weil sie beide peinlich darauf geachtet hatten, ein Aufeinandertreffen zu vermeiden. Jetzt aber war es passiert.
Der Eingangsbereich des eleganten Modegeschäfts spiegelte die Preise wider, die Kundinnen hier zu zahlen bereit waren. Die Fußböden waren mit glänzendem italienischem Marmor ausgelegt, Säulen flankierten die mattierten Glastüren, und auf kleinen Tischchen standen Vasen mit üppigen Blumensträußen. Nicht der beste Ort, um sich plötzlich der Ehefrau des früheren Verlobten gegenüberzusehen. Wenigstens befand sich außer ihnen gerade niemand in diesem noblen Atelier, in dem sich die betuchten Damen der Londoner Gesellschaft einzukleiden pflegten.
Einen Moment lang musterten die beiden Frauen sich. Lily war froh, dass sie das neue, mit winzigen lila Blüten bestickte Tageskleid aus Musselin trug, das ihr schmeichelte und sie jünger wirken ließ. Der prüfende Blick der anderen war unfreundlich, und entsprechend gab sie ihn zurück.
Lady Sebring war ein paar Zentimeter kleiner als sie und kurvenreicher. Die dunklen Haare hatte sie zu einem komplizierten Knoten aufstecken lassen. Ihre Gesichtszüge waren schlicht und ein wenig unscheinbar, und ihre Augen standen eng beisammen. Gekleidet war sie jedoch nach der neuesten Mode in Grün und Elfenbein, und ihren Hut zierte eine kecke Pfauenfeder. Warum auch nicht? Ihr Mann war reich, sie konnte es sich leisten.
Lily gab sich große Mühe, sich nicht zu versteifen und ein zumindest höfliches Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. »Lady Sebring.«
»Lady Lillian .« Die Betonung ihres Namens klang eiskalt. Wie ein Platzverweis. Die eine hatte einen Titel geheiratet, die andere war bloß die Tochter eines Titelträgers. »Ich habe natürlich schon gehört, dass Ihr wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmt. Nun, und jetzt treffen wir uns sogar. Ausgerechnet hier.«
Lily war sich sicher, dass Arthurs Frau über jeden einzelnen ihrer Schritte informiert wurde. Die Klatschweiber der Stadt konnten unmöglich widerstehen bei solchen Leckerbissen wie einer versetzten ehemaligen Verlobten, die nach vier Jahren selbst gewählten Exils in die Gesellschaft zurückkehrte. Sobald dann auch noch durchsickerte, dass die verwitwete Duchess
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