Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
es.«
»Und wieso kannst du den Konflikt nicht darstellen?«
»Wilhelm Tell hat eine furchtbare Entscheidung getroffen, James.« Ihre Stimme klang gepresst.
»Glaubst du wirklich, eine Entscheidung, die das Leben von Grund auf ändert, ist je einfach?« Er blickte sie an, direkt und unnachgiebig. Und brachte sie sogleich auf andere Gedanken. Sie konnte seinen Duft riechen, so männlich und würzig, und jedes Detail seines Gesichts erkennen. Die gerade Linie seiner Nase und die seiner Brauen, den sinnlichen Schwung seiner Oberlippe. Zweifellos ein gut aussehender Mann, dachte sie, doch für sie speiste sich seine Attraktivität vor allem aus seiner Persönlichkeit. Er war nachdenklich, offen, verantwortungsbewusst … All diese Charakterzüge, die sie normalerweise eher öde fand, zogen sie bei ihm an – weil sie sich mit einem scharfen Verstand, einem sensiblen Einfühlungsvermögen und großer Hingabe paarten.
Und mit Leidenschaft, die jetzt ihrgalt.
Er ist zu jung, ermahnte sie sich und wünschte sich doch im Moment vor allem nur, ihn haben zu dürfen und von ihm genommen zu werden.
» Muss es denn das Leben von Grund auf ändern?«, fragte sie. Ihre Hand glitt nach unten zwischen ihre Körper, und sie umschloss seinen harten Schwanz. »Also gut. Ich habe mein Bestes gegeben, um zu definieren, was ich meine. Und jetzt solltest auch du deinen Teil unseres Handels einhalten.«
»Nein.« Er packte ihr Handgelenk und zog die Hand weg.
»Nein?« Regina riss die Augen auf, und Enttäuschung verengte ihre Kehle. Der schwache Schein des Feuers ließ Schatten über seine Gesichtszüge tanzen, und es fiel ihr schwer, seine Miene zu deuten.
»Nein.« Er lächelte, doch das Licht in seinen Augen war hitzig und brannte sich förmlich in ihre Seele. »Versteh mich nicht falsch. Ich will nicht bloß mit dir eine Nummer schieben – ich will dich lieben, und das ist ein Unterschied.« Er schob sich leicht nach oben und drang ganz langsam und behutsam in sie ein. Es war unglaublich erregend. Sie war feucht und für ihn bereit und hielt den Atem an, weil eine Welle der Lust sie überrollte, als ihre Körper sich vereinten. Und als er begann, sich kontrolliert in ihr zu bewegen, reagierte sie darauf mit untypischer Zurückhaltung statt mit heftiger und wilder Leidenschaft. Sie spürte jedem Stoß nach und spannte die Muskeln an, um ihn in sich zu halten, und ließ locker, damit er ungehindert zurückgleiten konnte.
James blickte sie unverwandt an, während er sich in ihr bewegte. Der Rhythmus beider Körper schien wie von Zauberhand aufeinander abgestimmt und spiegelte nicht nur die Intimität des Aktes wider, sondern auch die Gemeinsamkeit ihres Verlangens.
Das Verschmelzen ihrer Seelen.
Man konnte Regina nicht einmal ansatzweise als Mystikerin betrachten, doch als sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Lust an ihn klammerte, erlebte sie einen Moment beinahe überirdischer Verzückung, wie sie es früher niemals für möglich gehalten hätte. Dieses Mal war alles ganz anders gewesen.
Und zwar in jeder Hinsicht.
Als sie anschließend die Minuten der Nähe genossen, ihre schweißnassen Körper noch aneinandergepresst, da wusste sie plötzlich, wie sie das Bild vollenden konnte.
Kapitel 12
»Das nenne ich Ironie des Schicksals«, bemerkte Vivian Lacrosse auf ihre gewohnt unaufdringliche Art. »Mir einen solchen Mann vorzuschlagen. Da ziehe ich doch ein ruhmloses Dasein als alte Jungfer vor.«
Lily lachte. Es kam aufrichtig und spontan, und zudem sprach Vivian ihr aus der Seele. Sie waren gleich während der ersten Saison Freundinnen geworden, obwohl Lily damals von vielen Verehrern umlagert wurde, Vivian hingegen nicht. Ihre Freundschaft hatte selbst durch Lilys unrühmliches Durchbrennen und den darauffolgenden Skandal keinen Schaden genommen.
Kurz gesagt: Sie mochten einander.
Gemächlich schlenderten sie durch den Park. Auf dem Weg vor ihnen lagen vereinzelte Blätter. Schon bald würden es mehr und die Tage empfindlich kalt werden. Aber heute war einfach ein wunderschöner Tag, und alle Londoner schienen ein letztes Mal die wärmende Herbstsonne genießen zu wollen.
»Stell dir vor«, fuhr Vivian fort und umklammerte ihren Sonnenschirm, »Lord Gregory kann nicht mal eine Petunie von Unkraut unterscheiden. Und ich soll in Erwägung ziehen, ihn zu heiraten? Das mag nicht unbedingt seine Schuld sein, und vielleicht muss ein Gentleman dieses Wissen tatsächlich nicht haben, aber trotzdem …«
»Auch wenn das jetzt
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