Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
zweiunddreißig wie er selbst, hatte sich seit der gemeinsamen Zeit an der Universität im Grunde nicht verändert. Er sah noch immer gut aus mit seiner athletischen Figur, nur ein paar Falten um den Mund waren früher nicht da gewesen, und seine blonden Haare begannen sich ein wenig zu lichten. Sonst wirkte er wie damals in Cambridge. Was hatte ihn bewogen, Lily zu einer solchen Torheit zu überreden, die ihren Ruf unwiederbringlich zerstörte?
Hatte er ebenfalls diese Anziehungskraft verspürt, die ihn selbst unwiderstehlich zu der entzückenden Lady Lillian zog? Aber warum dann dieser Rückzieher, der den Skandal erst perfekt machte? Und warum hatte er kurz darauf eine andere geheiratet?
Bis heute schien niemand seine Beweggründe zu kennen, und auch seine diskreten Erkundigungen hatten nichts gebracht. Darum jetzt also dieser Besuch, denn Damien war inzwischen höllisch neugierig.
Wie man es genau angehen soll, ist immer ein Spiel, bei dem man etwas riskieren muss.
So ging man vor, wenn man es mit Profis zu tun hatte, mit Meistern der Täuschung, doch Damien bezweifelte, dass Arthur zu diesem Menschenschlag zählte. Er nahm einen Schluck, lehnte sich zurück und bemerkte beiläufig: »Ich habe gehört, Richard Seasons hat einen Stall in der Nähe von Newmarket aufgemacht.«
Der ideale Einstieg für ein Gespräch, denn Arthur war für seine Liebe zum Pferdesport bekannt. Allerdings schien er aus irgendeinem Grund auf der Hut zu sein und zu ahnen, dass es mit diesem Besuch eine besondere Bewandtnis hatte. Interessant.
Beim zweiten Glas – für Arthur war es sogar schon das dritte – lenkte Damien beiläufig die Unterhaltung in die von ihm gewünschte Richtung. »Ich habe gehört, du hast inzwischen geheiratet.«
Er sah, wie sich die Gesichtszüge seines Freundes zu einer Maske verhärteten. »Ja«, erwiderte Arthur knapp und trank sein Glas aus.
»Meine Glückwünsche.«
»Danke schön.«
»Vor drei Jahren etwa?« Damien lehnte sich entspannt zurück. Er fühlte sich in der Rolle des umtriebigen Fragestellers sehr viel wohler als in der des Freundes. Jetzt blickte er sein Gegenüber prüfend an. Wenn er überhaupt je die Informationen bekam, die er sich von diesem Besuch erhoffte, dann jetzt.
»Ja. Drei Jahre.«
Klang Arthurs Stimme leicht hölzern? Vielleicht.
»Wenn ich das richtig verstanden habe, ist ihr Vater im Parlament ein mächtiger Mann.«
Lord Sebring warf ihm einen scharfen Blick zu. »Bist du deshalb hier? Weil du über meinen Schwiegervater reden willst?«
Er war offenbar nicht subtil genug vorgegangen, oder es handelte sich um ein hochsensibles Thema. Die unterschwellige Aggressivität überraschte ihn jedenfalls.
Sebring stand plötzlich auf und trat ans Fenster. »Tut mir leid, dass ich gerade so unhöflich war.«
Irgendetwas stimmte hier nicht. Damien erkannte die Anzeichen. Die Art, wie sein Freund die Schultern straffte und die Hände auf den Fenstersims stützte, während er nach draußen starrte.
»Macht doch nichts«, murmelte Damien.
Arthur atmete hörbar ein. »Meine Ehe ist für mich im Moment ein schwieriges Thema.«
»Ich verstehe.« An dieser Stelle wäre es vermutlich das Beste, sich zu entschuldigen und zu gehen. Andererseits verfügte er über genug Erfahrung, um zu spüren, dass der andere das nicht wünschte.
»Nein, tust du nicht. Es sei denn, du bist mit Details vertraut, die ich niemandem erzählt habe.« Er lachte freudlos auf. »Meine Frau und ich haben uns entfremdet.«
»Wie schade.« Damien sprach absichtlich ruhig und emotionslos. Darin war er gut. »Obwohl das in unseren Kreisen nicht ungewöhnlich ist.«
»Vermutlich nicht.« Arthurs Gesicht wirkte distanziert und ernst. »Ich war nie ganz sicher, was ich von der Ehe erwarten soll – so etwas indes ganz bestimmt nicht.«
Eine merkwürdige Formulierung. »Ich bin nicht sicher, worauf du gerade abzielst, doch gewiss bist du nicht der Erste, der so empfindet.« Er wollte die Sprache auf Lily Bourne bringen, aber Arthurs Verhalten hielt ihn davon ab.
Erneut lachte Arthur verbittert auf. Seine Miene war zynisch. »Ich bin sicher, du hast während des Krieges Dinge getan, die dir nicht gefallen haben dürften. Habe ich recht, Northfield?«
»Viele.« Das war keine Übertreibung.
»Ich hörte, du seist ein sehr begabter Agent in Wellingtons Diensten gewesen. Vielleicht kannst du mir ja helfen.«
Damien zuckte mit den Schultern, doch innerlich spannte er sich an. Das Gespräch gewann für ihn
Weitere Kostenlose Bücher