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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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hier nicht tun«, erklärte er hitzig, blieb aber nicht stehen, bis er bei ihr war, und streckte die Hände aus, um ihr Gesicht zu umfangen. Seine Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern. »Oder doch?«
    Lottie konnte ihm darauf keine Antwort geben. Als er den Kopf senkte, begann sie zu zittern. Ihre Lage war viel übler als vermutet. Dieser gefährliche Fremde wollte sie nicht umbringen. Er wollte sie küssen.
    Und sie wollte es ihm erlauben.
    Ohne es zu merken, hielt sie den Atem an, als seine Lippen die ihren streiften. Sie waren weicher, als sie aussahen, aber doch fest genug, ihren Mund mit einer einzigen federleichten Liebkosung gefügig zu machen. Ihre Lippen prickelten, teilten sich einen Spalt breit, während er sanften Druck ausübte, mehr bittend als fordernd.
    Nach einem Augenblick köstlicher Spannung löste er sich von Lottie. Ihre Augen öffneten sich flatternd, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich seine Lippen belustigt verzogen. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast schwören, dass du noch nie zuvor geküsst worden bist.« Ehe sie entscheiden konnte, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung war, verblasste sein Lächeln. »Ich weiß nicht, welche Anweisungen man dir gegeben hat«, erklärte er eine Spur verächtlich, »aber es ist nicht nötig, bei mir die Unschuldige zu spielen. Ich gehöre nicht zu den alternden Lüstlingen, denen junge Dinger am liebsten sind.«
    Lottie öffnete empört den Mund.
    »Das ist schon viel besser so.« Bevor sie etwas erwidern konnte, senkte er seine Lippen erneut auf ihre, nahm eine Einladung an, die sie gar nicht ausgesprochen hatte.
    Na gut!,
dachte Lottie. Sie würde ihm schon noch zeigen, wie dumm und unerfahren ein junges Ding sein konnte! Es mochte zwar stimmen, dass sie noch nie zuvor geküsst worden war, aber sie hatte ihre Schwester und ihren Schwager oft genug dabei ertappt, um mit den Grundlagen dieser Tätigkeit vertraut zu sein. Ohne innezuhalten und die Klugheit ihres Tuns zu überdenken, schlang sie ihm die Arme um den Hals und drückte ihre Lippen fest auf seine.
    Ihre Kühnheit währte nur so lange, bis seine Zunge sengend in ihren Mund glitt. Sie hätte sich abgestoßen fühlen sollen, aber das zärtliche Reiben an ihrer Zunge war unwiderstehlich. Er erkundete die nachgiebige Weichheit ihres Mundes, bis sie sich an ihm festklammerte, nicht um ihre Fertigkeiten als Frau unter Beweis zu stellen, sondern damit sie nicht einfach zerschmolz, so weich waren ihre Knie. Er küsste nicht wie ein Mörder; er küsste wie ein Engel – tief, heiß und süß, mühsam beherrschte Leidenschaft und pure Seligkeit.
    Als sie mit ihrer Zungenspitze seine berührte, stöhnte er kehlig, schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie fester an seinen harten, sehnigen Männerkörper. Er drängte sie rückwärts, bis sie mit den Kniekehlen an die Polster der griechischen Liege stieß, die in den Schatten verborgen stand. Ihr Umhang glitt zu Boden und entblößte dabei ihren Hals und ihre Schultern.
    Lottie hatte ihr ramponiertes Oberteil völlig vergessen, vergessen, wie leicht es für einen Mann wäre, mit seiner Hand unter den zerrissenen Stoff zu gleiten und ihre Brust zart zu umfassen. Als Hayden St. Clair eben das tat, erstarrte sie jäh, hin und her gerissen zwischen Schreck und Lust.
    Zuerst dachte Lottie, das Klopfen, das sie hörte, stammte von ihrem Herzen, das gegen ihre Rippen pochte. Dann merkte sie aber, dass jemand den Messingklopfer an der Haustür betätigte.
    Sie fuhren auseinander, beide atemlos. Ihre Blicke trafen sich – ihrer schuldbewusst, seiner aufgewühlt.
    Er fluchte. »Wenn das Neds Vorstellung von einem Scherz ist, erwürge ich ihn.«
    Lottie machte den Mund auf, aber es kam nur ein Quietschen heraus.
    »Bleib hier«, befahl er, »während ich den Besucher, wer auch immer es ist, seiner Wege schicke.«
    Kaum war er weg, kehrten sowohl ihr Atem als auch ihr Verstand zurück. Was, wenn der Neuankömmling die geheimnisvolle Frau war, mit der er sie verwechselt hatte? Oder schlimmer noch, was, wenn Sterling ihre Abwesenheit bemerkt hatte und sie suchen gegangen war? Gleichgültig, was davon zutraf, es war mehr als wahrscheinlich, dass sie erwürgt werden würde. Verzweifelt nach einem Fluchtweg suchend, begann Lottie, sich in der Bibliothek umzusehen. Sie zog die schweren Samtvorhänge von dem Fenster zurück und schaute nach oben. Obwohl von Harriet nichts zu sehen war, wirkte das Licht, das von der anderen Seite des Gartens

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