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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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herum. »Dann haben Sie mich geküsst.«
    »Sicherlich das übelste meiner Vergehen«, entgegnete er leise und sah dabei jedoch eher belustigt als schuldbewusst aus. »Selbst Mord verblasst im Vergleich dazu.«
    Sie breitete die Arme aus und bemerkte es noch nicht einmal, dass dabei ihr Umhang zu Boden glitt. »Verstehen Sie denn nicht? Ich kann noch nicht geküsst werden. Ich komme erst noch heraus.«
    »Das sind Sie doch schon.«
    Von seinem Blick und seiner wieder rauer gewordenen Stimme gewarnt, sah Lotti an sich hinab und entdeckte, dass der eingerissene Ausschnitt ihres Kleides bei ihrem erregten Herumgehen nach unten gerutscht war. Eine muschelrosa Brustwarze lugte über den Rand der Seide.
    Verlegen zerrte sie den Stoff hoch und zuckte zusammen, als sie eine weitere Naht reißen hörte.
    Entschlossen, ihren Verstand wiederzufinden, wenn schon nicht ihre Würde, riss sie das Fenster auf, deutete auf das Haus ihrer Tante jenseits des Gartens und verkündete: »Ich werde herausgebracht, in die Gesellschaft eingeführt. Heute Nacht. Dort drüben!«
    Das elegante Haus war strahlend hell erleuchtet. Das Geräusch von Pferdegeschirr, das Klappern von Hufen und das Rattern von Kutschenrädern wurde untermalt von Gelächter und Stimmengewirr. Das Geigenquartett hatte das Stimmen der Instrumente abgeschlossen und spielte sich warm, und jede Note klang bereits mehr nach Musik als die davor. Da es schien, als liefe alles wie geplant ab, durfte Lottie hoffen, dass ihre Abwesenheit bislang unbemerkt geblieben war.
    Haydens Miene veränderte sich langsam, wechselte von gefährlich zu tödlich. »Sie«, hauchte er und betrachtete ihre Züge, als sähe er sie zum ersten Mal. »Sie sind wirklich nicht von den Skandalblättchen, nicht wahr? Sie sind das Kind von nebenan. Das, das ich heute,Morgen gesehen habe.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und strich sich ungeduldig die Locken aus der Stirn. »Herr im Himmel, was habe ich nur getan?«
    »Nichts!«, versicherte ihm Lottie eilig, von seiner Reaktion eher beunruhigt als erfreut. »Und ich bin wohl kaum mehr als Kind zu bezeichnen. Sie müssen wissen, dass ich in weniger als zwei Monaten einundzwanzig werde. Bedenken Sie, Mary Shelley war erst sechzehn, als sie mit Percy Byshe Shelley nach Frankreich durchgebrannt ist.«
    »Sehr zum Kummer der ersten Mrs. Shelley, von der er es versäumt hatte, sich zuvor scheiden zu lassen.« Hayden ging hinter dem Schreibtisch auf und ab, als wollte er eine Schranke zwischen ihnen errichten. »Ich bin erleichtert, dass Sie den Windeln entwachsen sind, aber ist einundzwanzig nicht ein wenig alt für ein Debüt?«
    Lottie schob das Kinn vor. »Ich gelte wohl kaum als sitzen geblieben, falls Sie das andeuten wollen. Wir haben die Saison in Griechenland verbracht, als ich achtzehn wurde. Dann letztes Jahr habe ich dummerweise« – sie zögerte, da ihr klar wurde, dass ihre Erklärung sie kaum wie eine reife Frau von Welt erscheinen lassen würde – »Masern bekommen. Aber es war eine schwere Form«, fügte sie hinzu, »und wäre es Scharlach geworden, hätte ich sterben können.«
    »Und was für eine Tragödie das gewesen wäre. Dann hätten wir einander nie kennen gelernt.«
    Lottie hatte ihn falsch eingeschätzt. Er konnte sehr wohl sardonisch sein.
    Ihren finsteren Blick ignorierend, stützte er sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch. »Haben Sie irgendeine Idee, in was für eine unhaltbare Lage Sie uns beide gebracht haben, Miss … Miss …?«
    »Fairleigh«, erwiderte sie, streckte anmutig eine Hand aus und machte einen artigen Knicks, der Miss Terwilliger stolz gemacht hätte, hätte Lottie nicht mit ihrer anderen Hand das Oberteil ihres Kleides an Ort und Stelle halten müssen. »Miss Carlotta Anne Fairleigh. Aber meine Familie und meine Freunde nennen mich Lottie.«
    Sein geringschätziges Schnauben ließ keinen Zweifel daran, was er davon hielt. »Ja, sicher, warum auch nicht? Also,
Miss Fairleigh,
ist Ihnen denn Ihr guter Name gar nichts wert? Ihr Ruf? Niemand weiß einen guten Ruf zu würdigen, ehe er verloren ist. Glauben Sie mir, ich sollte es wissen.«
    »Aber ich habe doch gar nichts verloren«, widersprach sie.
    »Noch nicht«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Als er um den Schreibtisch herumging und auf sie zukam, begann Lottie, langsam zu dem offen stehenden Fenster zurückzuweichen. »Was genau schlagen Sie vor, soll ich mit Ihnen tun,
Miss Fairleigh?«
    Sie setzte ein hoffnungsvolles

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