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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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erregteren Schritten die Länge des verblassten Aubussonteppichs ab. »Morgen? Dann ist dies vielleicht meine letzte Chance, einen Blick auf ihn zu erhaschen. Oh, wenn ich das nur früher erfahren hätte! Ich hätte an dem Baum vor dem Fenster nach unten klettern und in seinen Garten gelangen können, ohne dass jemand etwas davon geahnt hätte.«
    Harriet erschauerte. »Und was, wenn er dich dabei erwischt hätte, wie du ihm nachspionierst?«
    »Ich hätte nichts zu fürchten«, erwiderte Lottie mit mehr Überzeugung, als sie eigentlich empfand. »Soweit ich es verstanden habe, ermordet er doch nur diejenigen, die er liebt.« Plötzlich kam ihr eine Idee; sie eilte zu ihrer Truhe und begann, deren Inhalt zu durchwühlen, warf achtlos Ziegenlederhandschuhe, Seidenstrümpfe und handbemalte Fächer rechts und links daneben auf den Boden, bis sie das Opernglas gefunden hatte, das sie suchte. »Ich denke nicht, dass es schadet, wenn ich einmal einen kleinen Blick riskiere, nicht wahr?«
    Als Lottie den Raum durchquerte, folgte ihr Harriet so dicht auf den Fersen, dass sie ihr fast auf die kurze Schleppe ihres Abendkleides getreten wäre. Am Fenster angekommen, stieß Lottie es auf, lehnte sich hinaus und richtete das winzige Fernglas auf das Gebäude gegenüber. Gut, dass die zarten Knospen der Linde sich noch nicht zu Blättern entfaltet hatten. Obwohl die beiden Häuser nicht mehr als eine Steinmauer trennte, hätten sie genauso gut in zwei verschiedenen Welten stehen können. Anders als bei dem Stadthaus ihrer Tante fiel aus den Fenstern dort drüben kein Licht, keine Dienstboten eilten geschäftig umher, und weder das fröhliche Lachen herumtobender Kinder noch das aufgeregte Bellen von Hunden war zu vernehmen.
    Harriet stützte ihr Kinn auf Lotties Schulter, sodass sie erschreckt zusammenfuhr. »Meinst du, dein Onkel hat ihn zum Ball eingeladen?«
    »Selbst wenn Onkel Thane ihm eine Einladung geschickt hätte, würde er nicht kommen. Es heißt, er lebt wie ein Einsiedler«, erklärte Lottie geduldig. »Und Einsiedler sind dafür bekannt, selbst Einladungen zu den begehrtesten Soireen zu verschmähen.«
    Ein träumerischer Seufzer schlüpfte über Harriets Lippen. »Denkst du, er könnte unschuldig sein? Die Klatschzeitungen mögen ihn verurteilt haben, aber er ist nie vor Gericht gestellt worden.«
    Mit einer Hand verscheuchte Lottie ein neugieriges Rotkehlchen, das auf dem Zweig über ihrem Kopf gelandet war und versuchte, an ihren hochgesteckten blonden Locken zu picken. Es war zwar der allerletzte Schrei, die Frisur mit Federn zu schmücken, aber sie bezweifelte, dass ein echter Vogel unbemerkt bleiben oder als modisches Accessoire Anerkennung finden würde. »Welche Beweise verlangst du denn noch? Eines Nachts ist er in sein Stadthaus heimgekehrt, um seine schöne junge Frau in den Armen seines besten Freundes zu entdecken, wohin sie zweifellos durch seine Gefühlskälte getrieben worden war. Er hat ihren Liebhaber zum Duell gefordert, ihn erschossen und sie gezwungen, ihn in die Wildnis Cornwalls zu begleiten, wo sie ein paar Monate später bei einem mehr als verdächtigen Sturz von den Klippen gestorben ist.«
    »Wenn ich er wäre, hätte ich sie erschossen statt ihren Liebhaber«, bemerkte Harriet.
    »Himmel, Harriet, wie herrlich blutrünstig!«, rief Lottie erfreut und wandte den Kopf, um ihre Freundin mit neuer Wertschätzung zu mustern. »Erst letzte Woche stand in
The Tatler
das faszinierende Gerücht zu lesen, dass der Geist seiner verstorbenen Frau in den Hallen von
Oakwylde Manor
spuken und dabei wehklagend nach ihrem verstorbenen Liebhaber rufen soll. Es heißt, sie würde nicht eher Ruhe finden, bis ihr Gerechtigkeit widerfahren ist.«
    »Das muss einem ja auf den Magen schlagen. Vielleicht hat er deswegen beschlossen, zwei Wochen nach London zu gehen und Geschäfte zu erledigen.«
    »Verflixt und zugenäht! Musste er alle Vorhänge zuziehen?« Lottie ließ das Opernglas sinken. »Ich hatte fest vor, den Bösewicht meines ersten Romans exakt nach seinem Vorbild zu gestalten.« Seufzend schloss sie das Fenster. »Aber vermutlich ist das ohnehin bedeutungslos. Nach heute Nacht bin ich offiziell auf dem Heiratsmarkt, was bedeutet, dass die Gerüchteküche Londons zu kochen beginnt, wann immer ich die falsche Gabel benutze oder nicht in mein Taschentuch niese. Ehe man es sich versieht, werde ich auf irgendeinem Landsitz begraben sein, zusammen mit einem langweiligen Squire als Ehemann und einer Bande

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