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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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einer Frau nach London gekommen war – allerdings nicht nach einer Ehefrau. Wenn die Zeitungsschreiber mit ihren Bemühungen, ihn zu verunglimpfen und zu verleumden, weniger Erfolg gehabt hätten, wäre ihm das vielleicht sogar gelungen.
    Der
Tatler
war sogar so weit gegangen zu behaupten, er sei aus Cornwall abgereist, um den Geistern zu entfliehen, die ihn auf seinem Landsitz angeblich verfolgten. Anders als die berufsmäßigen Schwätzer war er nicht so närrisch, zu glauben, Geister trieben nur an zerklüfteten Klippen oder auf windgepeitschten Mooren ihr Unwesen. Sie konnten genauso gut in einem melancholischen Klavierstück von Schubert lauern, das aus einem Fenster am Bedford Square wehte. Sie verbargen sich in einem Hauch blumigen Parfüms, das hartnäckig an seinem Mantel hing, auch noch lange, nachdem er an seiner Trägerin auf dem überfüllten Gehsteig vorbeigegangen war. Sie versteckten sich hinter den hübschen jungen Mädchen mit ihren frischen Gesichtern, ihren lustig wippenden Locken und ihrem übermütigen Geschwätz, die an den Schaufenstern der Regent Street entlangflanierten und jedem Mann, der des Wegs kam, ein Lächeln entlockten.
    Jedem Mann, der zu unerfahren war, um zu erkennen, dass die Freude des einen Mannes sich sehr wohl als der Untergang eines anderen erweisen konnte.
    Erst heute Morgen hatte Hayden so ein Geschöpf erblickt – eine goldhaarige Waldfee, die aus einer wappenbeschlagenen Kutsche gestiegen und in das Haus nebenan gegangen war, wobei sie dem Mädchen, das ihr folgte, neckend etwas zurief. Er hatte sie aus dem Fenster seines Schlafzimmers im oberen Stockwerk beobachtet; wie erstarrt hatte er dagestanden, die Hände gehoben, um seine Krawatte zu knoten. Obwohl er das Fenster rasch geschlossen und die schweren Vorhänge zugezogen hatte, ehe er mehr als einen quälend flüchtigen Blick auf ihr Gesicht hatte werfen können, verfolgte ihn ihr fröhliches Lachen schon den ganzen Tag.
    Er erhob sich und trat zu dem eleganten Lederkasten, der am Rand der Schreibtischplatte stand. Er war heute geliefert worden. Vorsichtig öffnete er den Deckel und betrachtete den auf das Samtfutter gebetteten Inhalt. Es schien ihm ein armseliger Ersatz für den Schatz, den zu finden er gehofft hatte. Genauso gut hätte er in Cornwall bleiben können, aber sein Vorhaben war ihm zu wichtig gewesen, als es einem Sekretär, Anwalt oder anderen Mittelsmann anzuvertrauen, gleichgültig, wie diskret diese waren. Er begann, den Deckel mit den Beschlägen aus Messing zu senken, hielt aber kurz inne, als zögerte er, den Inhalt des Kastens zu verstecken.
    Er war gerade damit beschäftigt, Bücher und Schriftstücke in die Reisetasche auf der anderen Seite des Schreibtisches zu packen, als an der Haustür ein Klopfen ertönte. Hayden beachtete es nicht weiter, da er aus Erfahrung wusste, dass, wenn er das nur lange genug tat, sein Besucher wieder gehen würde, wer auch immer es war. Kurz nach dem Tee hatte er seinen Dienstboten freigegeben, damit wenigstens sie ihren letzten Abend in London genießen konnten, auch wenn er selbst darauf verzichtete.
    Aber der Messingklopfer verstummte nicht, sondern wurde ununterbrochen, laut und nachdrücklich betätigt. Ungeduldig steckte Hayden die letzten Bücher in die Tasche, durchquerte mit ausholenden Schritten das Foyer zur Haustür und riss sie auf.
    Was er erblickte, vertrieb augenblicklich jegliche Zweifel, die er vielleicht noch an der Existenz von Geistern gehegt hatte.
    Ein Gespenst aus seiner Vergangenheit lehnte an dem Eisengländer, und in dem fahlen Licht der Gaslaternen in der Straße sah sein weißblondes Haar wie ein silberner Heiligenschein aus. Seit dem windigen Herbsttag vor viereinhalb Jahren hatte Hayden Sir Edward Townsend nicht mehr gesehen, jenem Tag, an dem Hayden seine Ehefrau in der Oakley-Familiengruft zur letzten Ruhe gebettet hatte. Obwohl Justines Beerdigung eigentlich ohne Trauergäste stattfinden sollte, hatte Hayden nicht das Herz gehabt, Ned fortzuschicken. Schließlich hatte Ned sie auch geliebt.
    Er hatte Ned das letzte Abschiednehmen nicht verwehrt, aber er hatte den Friedhof verlassen, ohne auch nur ein einziges Wort mit seinem Freund gewechselt zu haben.
    Früher einmal hätte sein Freund ihn vielleicht zur Begrüßung umarmt und ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter gegeben. Jetzt aber verbot Haydens steife Haltung eine solche Geste.
    »Ned«, sagte er mit gepresster Stimme.
    »Hayden«, erwiderte Ned mit leicht

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