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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Sarkasmus prallte von ihrer Freundin ab. Völlig unbeeindruckt hielt sie ein dunkles Stoffbündel aus dem Fenster. »Ich habe deinen Umhang geholt. Es ist doch erst Mai, weißt du. Die Luft ist noch sehr frisch, und du wirst bestimmt nicht krank werden wollen, oder? Das könnte dein Tod sein.«
    »Vierzig Fuß in die Tiefe zu stürzen aber vielleicht auch«, unterrichtete Lottie sie grimmig. Mit einem bedauernden Blick auf das ruinierte Oberteil ihres Kleides, rief sie: »Wirf ihn mir herunter. Wie es aussieht, brauche ich ihn.«
    Der Umhang kam herabgesegelt und landete auf ihrem Kopf, sodass sie einen Moment nichts sehen konnte. Lottie schob sich den weichen Wollstoff aus dem Gesicht, knüllte ihn zusammen und warf ihn über die Steinmauer.
    Harriet schaute besorgt über ihre Schulter ins Zimmer. »Was soll ich tun, solange du fort bist?«
    »Sei so lieb und besorg Nadel und Faden, ja?« Sie hob ihre eine Brust, die sich aus ihrem Ausschnitt befreit hatte, zurück unter den Stoff und erklärte Lottie: »Ich denke nicht, dass Laura das hier vorschwebte, als sie sagte, mein Debüt würde
das
Gesprächsthema der guten Gesellschaft werden.«
    Den kräftigen Zweig über sich ergreifend, zog Lottie sich auf die Füße. Nachdem sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war es für sie keine Herausforderung mehr, sich zu dem dicken Ast hinabzuschwingen, der über die Mauer in den Garten auf der anderen Seite ragte. Gerade als sie dort auf dem Boden angelangt war, hörte sie vor dem Haus ihrer Tante das Rattern einer Kutsche, gefolgt von dem gedämpften Stimmengemurmel der Insassen.
    Sie hatte sogar noch weniger Zeit, als erhofft. Die ersten Gäste trafen ein.
    Als sie sich bückte, um den Umhang aufzuheben, drang eine scharfe, leider nur zu vertraute Stimme von jenseits der vorderen Mauer an ihr Ohr und jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken. »Es ist ein Wunder, dass das Mädchen sein Debüt erlebt. Ich habe Carlotta immer gewarnt, dass sie eines Tages in eine Klemme geraten würde, aus der sie sich nicht wieder mit Hilfe ihres Charmes herauswinden kann.«
    »Eines Tages, Miss Terwilliger«, flüsterte Lottie und legte sich die weichen Falten ihres Umhanges um die Schultern. »Aber nicht heute Nacht.«
    Hayden St. Clair saß allein in der Bibliothek seines gemieteten Stadthauses und las im Kerzenschein. »›Der geheimnisumwitterte M.M. höchstselbst wurde gestern beim Betreten eines Herrenausstatters in der Bond Street gesehen‹«, las er halblaut aus der neusten Ausgabe der
Gazette
vor. »Eine beachtliche Leistung«, sagte er leise zu sich, »bedenkt man, dass ich das Haus seit Montag nicht verlassen habe.« Er blätterte auf die nächste Seite der Zeitung und suchte nach der Spalte mit der Fortsetzung. »›Es gibt Spekulationen, dass sein Aufenthalt in London so anberaumt wurde, dass er zeitlich mit dem Beginn der Saison zusammenfällt, zu dem eine stattliche Zahl errötender Schönheiten auf der Jagd nach einem Gatten in die Stadt gekommen ist.‹«
    Hayden erschauerte, als er einen bemitleidenswerten Fuchs in eleganter Abendkleidung vor seinem geistigen Auge sah, der von einer Meute kichernder Debütantinnen zur Strecke gebracht wurde.
    »›Sollte der M.M. tatsächlich beschlossen haben, sich eine Braut zu suchen, dann möchte der unwürdige Verfasser dieser Zeilen als passende Farbe ihres Brautkleides schwarz vorschlagen.‹«
    Er schnaubte halb belustigt, halb abfällig. »Sehr witzig, wirklich, elendes Pack!«
    Damit hielt er das Pamphlet über die Kerzenflamme und wartete geduldig, bis sich die Ecken aufrollten und das Papier Feuer fing. Sich auf dem brokatüberzogenen Lehnstuhl vorbeugend, warf er es in den kalten Kamin und beobachtete mit nicht geringer Befriedigung, wie es zusammen mit den heutigen Ausgaben der
Times,
des
St. James Chronicle
und dem
Courier
sowie der des
Spy
zu Asche verbrannte. Sich der Zeitungen zu entledigen wäre sicher einfacher gewesen, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, das Holz anzuzünden, das der Lakai im Kamin aufgeschichtet hatte, aber verglichen mit den rauen Winden, die über Bodmin fegten, erschien ihm Londons feuchte Kälte geradezu angenehm mild. Er war erst seit zwei Wochen in London, aber er vermisste bereits den salzigen Geruch des Meeres in der Luft und das schrille Kreischen der Möwen, wenn sie über den schaumgekrönten Wellen kreisten.
    Er überlegte, was die Klatschkolumnisten wohl schreiben würden, wenn sie wüssten, dass er auf der Suche nach

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