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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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immer noch geflüstert. »Also nehme ich an, Glückwünsche sind angebracht, ja?«
    »Beileidsbezeigungen wohl eher, da ich gegen meinen Willen mit den Ehefesseln an eine Kindsbraut gebunden werde.«
    Ned lachte leise. »Du bist doch erst knapp einunddreißig, Hayden, und wohl kaum im Greisenalter. Man sollte meinen, du verfügst noch über das Durchhaltevermögen, sie zu befriedigen.«
    Hayden warf ihm einen finsteren Blick zu. »Es ist nicht mein Durchhaltevermögen, um das ich mich sorge, sondern meine Geduld. Meine letzte Frau hat den geringen Vorrat, mit dem ich davon gesegnet war, restlos aufgezehrt.«
    »Aber du warst doch erst ein junger Spund, als du Justine geheiratet hast.«
    Und beerdigt hast.
    Die Worte hingen unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft, bis Ned die Hand ausstreckte und seine Zigarre ausdrückte. »Welchem Umstand verdanke ich die Ehre deines Besuches? Willst du mich doch noch fordern? Soll ich nach meinem Sekundanten schicken?«
    Hayden erhob sich, drehte seinen Hut in der Hand. Obwohl er so aussah, als würde er jeden Moment an seinen Worten ersticken, gelang es ihm schließlich doch, sie auszusprechen. »Die Hochzeit soll morgen in Devonbrooke House um zehn Uhr vormittags stattfinden. Ich dachte, vielleicht … nun, ich bin gekommen, dich zu bitten, mein Trauzeuge zu sein.«
    Ned lehnte sich im Stuhl zurück, trotz allem gerührt. »Himmel, ich fühle mich geehrt!«
    »Das musst du nicht«, erwiderte Hayden, als das alte teuflische Funkeln in seine Augen trat. »Mir blieb keine andere Wahl. Du bist der einzige Freund, den ich noch habe.«
    Als er sich umwandte und zur Tür ging, konnte Ned sich die Bemerkung nicht verkneifen: »Kein Grund zum Verzweifeln, Hayden. Es ist doch nur, bis dass der Tod euch scheidet.«
    Hayden blieb auf der Türschwelle stehen, drehte sich aber nicht um. Als er schließlich an dem verblüfft starrenden Butler vorbei zur Eingangstür des Stadthauses schritt, klang ihm Neds Lachen noch in den Ohren.
    »Todeslord«, wiederholte Lottie nachdenklich, und ihre hochfrisierten Locken waren das Einzige, was von ihr hinter dem
St. James Chronicle
zu sehen war. »Hm, das klingt nicht schlecht, nicht wahr? Vielleicht sollte ich meinen ersten Roman
Die Braut des Todeslords
nennen.« Sie spähte über den Rand der Zeitung zu Harriet. »Oder wäre
Des Todeslords Braut
nicht noch aufsehenerregender?«
    Harriet erschauerte. »Ich kann nicht begreifen, wie du so völlig ungerührt darüber reden kannst. Und besonders nicht, wo du doch eben diese Braut
sein
wirst.«
    Die beiden saßen nebeneinander auf Lotties Bett, vergraben unter einer wahren Flut von Zeitungen. Offenbar hatte Sterling seine Anweisung, Lottie nicht zu verwöhnen, widerrufen, denn es war ihr gestattet worden, bis nach Mittag im Bett zu bleiben. Seit dem Aufwachen war ihr jeder Wunsch mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Gründlichkeit erfüllt worden. Ein Paar Lakaien hatte Harriet zu ihrem Bett gebracht, während Dienstmädchen darauf warteten, ihren Knöchel hoch zu lagern. Cookie hatte sie mit Lotties Lieblingsnaschereien versorgt, darunter auch kleine französische, mit Rum und Honig getränkte Törtchen in Herzform. Sogar George hatte seinen Kopf durch die Tür gesteckt und sich zu einer Partie Whist angeboten, falls es ihnen langweilig werden sollte, die Klatschblätter und Zeitungen zu lesen, die in einem schier endlosen Strom eintrafen, die Tinte kaum getrocknet. Lottie hätte all die Aufmerksamkeit vielleicht sogar genossen, wären nicht Cookies besorgtes Zungeschnalzen und die mitleidigen Blicke der anderen Bediensteten gewesen.
    Statt sich mit einem wohlhabenden Marquis verlobt zu haben, könnte man fast meinen, sie hätte sich mit einer tödlichen Krankheit angesteckt. Sie begann zu verstehen, wie sich ein Verurteilter fühlen musste, wenn ihm ein opulentes Mahl vorgesetzt wurde, kurz bevor er zum Galgen ging.
    Dies war genau der Grund dafür, warum sie beschlossen hatte, allen eine gefasste Miene zu zeigen. Sie weigerte sich, Mitleid mit sich selbst zu haben, wenn alle anderen solche verbissene Befriedigung daraus bezogen, sie zu bemitleiden. Sie hatte Sterling bei ihrem Debüt vielleicht Schande bereitet, aber sie hatte nicht vor, das bei ihrer Hochzeit zu wiederholen. Wenn sie zu ihrer eigenen Hinrichtung gehen musste, dann würde sie das hoch erhobenen Hauptes tun. Glücklicherweise war Harriet zu sehr mit dem sich vor ihren Augen abspielenden Drama beschäftigt, um zu bemerken, wie

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