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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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polierten Messingknöpfen. Haydens Stiefel waren an den Spitzen abgestoßen und seit mindestens drei Jahren außer Mode, sein Halstuch war locker gebunden und leicht schief. Sein Rock war weit geschnitten und hing lose um seinen schlaksigen Körper, als hätte er kürzlich mehr als nur ein paar Mahlzeiten ausfallen lassen. Wie gewohnt trug er seinen Biberhut in der Hand, statt auf dem Kopf, sodass sein zerzaustes Haar dem Wind schutzlos ausgeliefert gewesen war. Trotz seiner vornehmen Abstammung hatte ihn immer etwas Wildes umgeben, etwas vage Unzivilisiertes, das die feinen Damen ebenso wie die leichten Mädchen unwiderstehlich zu finden schienen. Wenn sie gezwungen waren, zwischen Ned, Hayden und Phillipe zu wählen, hatten sie sich unweigerlich für Hayden entschieden.
    So wie es auch Justine getan hatte.
    Ned zog an seiner Zigarre und setzte eine unschuldige Miene auf. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Ach, komm schon. Sicher bist du nicht der einzige Mensch in ganz London, der nicht von dem Debakel letzte Nacht gehört hat.« Haydens Blick fiel auf die Zeitungen, und er biss die Zähne zusammen. »Nein, ich sehe, das bist du nicht.«
    Ehe Ned das Gegenteil behaupten konnte, hatte Hayden die Ausgabe der
Times
unter seinem Ellbogen hervorgezogen. Er hielt sie in das helle Sonnenlicht, das durch die hohen Bogenfenster in den Raum fiel, und las die fetten Schlagzeilen mit dramatischer Befriedigung. »›M.M. fordert ein weiteres Opfer in einem Verbrechen der Leidenschaft«.« Als Ned sich geschlagen gab und sich in seinem Stuhl zurücklehnte, nahm sich Hayden zwei weitere Zeitungen. »›M.M. gibt einer Unschuldigen den Todeskuss«. Oh, und wir dürfen die Bastion des respektablen Journalismus nicht vergessen, den
St. James Cbronicle
: »Debütantin erliegt unwiderstehlicher Umarmung von Todeslord«.«
    »›Todeslord‹«, wiederholte Ned nachdenklich. »Du musst doch zugeben, das klingt wesentlich poetischer als »Mörderischer Marquis«, nicht wahr?«
    Hayden warf die Zeitungen auf den Tisch zurück. »Ich hoffe, du bist zufrieden. Dieser Müll verkauft sich ganz bestimmt besser als die letzte Ausgabe von Harriette Wilsons Memoiren.«
    Ned beugte sich vor, um die Asche von seiner Zigarre in eine Kupferschale zu klopfen, die nach dem Vorbild eines Elefantenfußes geformt worden war. »Ein bedauerlicher Zwischenfall, so viel ist sicher. Aber ich sehe einfach nicht, warum ich daran schuld sein soll.«
    »Weil es ohne dich nie geschehen wäre. Als ich dieses Mädchen dabei ertappt habe, wie es an der Rückseite meines Hauses entlangschlich, habe ich sie für eines von Mrs. McGowans Mädchen gehalten. Jemanden, den
du
angeheuert hast.«
    Ned blieb der Mund offen stehen, sodass die Zigarre schlaff aus seinem Mund hing. Ehe sie herunterfallen konnte, nahm er sie zwischen Daumen und Zeigefinger und sank gegen die Lehne seines Stuhles, unfähig, sein Lachen zurückzuhalten. »Himmel, das ist köstlich! Das arme, kleine Ding. Bitte sag mir nicht, du hättest…«
    »Natürlich habe ich nicht«, knurrte Hayden. Aber während er seine Unschuld beteuerte, schien er doch Schwierigkeiten zu haben, Neds Blick zu erwidern, eine Beobachtung, die Ned besonders interessant fand. »Es ist nicht meine Art, jede Frau in mein Bett zu nehmen, die an meine Tür klopft. Oder auch an mein Fenster.«
    »Wenn es das wäre, hättest du vielleicht nicht so schlechte Laune.« Ned legte einen Finger auf die
Times.
»Also, wer ist dieses Mädchen? Die Zeitungen haben ein paar Andeutungen fallen lassen, aus denen der eine oder andere schlau wird, aber sie haben sich nicht getraut, ihren Namen zu nennen.«
    Hayden ließ sich in einen satinbezogenen Lehnstuhl fallen und überkreuzte die Füße. »Carlotta Anne Fairleigh«, sagte er und sprach den Namen aus, als besiegelte er damit seinen Untergang.
    Obwohl es Ned fast gänzlich gelungen war, seine Belustigung zu zügeln, traten ihm erneut Tränen der Erheiterung in die Augen. »Die kleine Lottie Fairleigh? Der Wildfang von Hertfordshire höchstpersönlich?«
    Haydens Miene wurde argwöhnisch. »Du hast schon von ihr gehört?«
    »Natürlich. Es wird dir schwer fallen, jemanden in London zu finden, der das nicht hat.«
    »Ich verstehe nicht ganz. Wie kann sie so berüchtigt sein, wenn sie noch gar nicht in die Gesellschaft eingeführt ist?«
    »Und was denkst du, warum das so ist?«, erkundigte sich Ned, unfähig, sein Grinsen zu verbergen.
    »Sie hat mir erzählt, dass sie während der

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