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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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nur um ihr das Wissen um das zu ersparen, was sie getan hatte – was sie uns angetan hatte.«
    »Aber das hast du nicht«, erklärte Lottie heftig und stand von dem Diwan auf.
    Er beobachtete argwöhnisch, wie sie zu ihm kam. »Ich brauche dein Mitleid nicht, und ganz gewiss benötige ich deine Vergebung nicht.«
    »Ich bemitleide dich nicht«, stellte sie kühl fest. »Ich beneide dich.«
    »Beneiden?« Er schnaubte ungläubig. »Bist du auch verrückt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die meisten Leute gehen durchs Leben, ohne je eine Liebe wie die zu erleben, die du und Justine füreinander empfanden.«
    Hayden hob flehend den Blick zu dem Oberlicht. »Gütiger Himmel, verschone mich mit den romantischen Flausen von Schulmädchen. Wenn
das
Liebe war«, spie er aus, »dann will ich nie wieder etwas damit zu tun haben. Dieses Gefühl zerstört alles.«
    »Es hat dich oder deine Tochter aber nicht zerstört. Wenigstens bislang noch nicht.«
    »Bist du dir dessen so sicher? Du hast doch gehört, was Allegra heute Nacht gesagt hat. Sie hasst mich.«
    Lottie stemmte sich die Hände in die Hüften. »Ach ja? Ist das der Grund dafür, warum sie bei der bloßen Andeutung hysterisch wird, an eine Schule und damit von dir fortgeschickt zu werden? Ist das der Grund dafür, warum sie sich in dieses Zimmer geschlichen und Gespenst gespielt hat, in der verzweifelten Hoffnung, dass du es sein würdest, der durch diese Türen hereinkommt, und nicht ich? Himmel, sie wusste keinen anderen Weg, deine Aufmerksamkeit zu erregen, als sich als ihre verstorbene Mutter zu verkleiden!«
    Einen langen Augenblick lang konnte Hayden sie nur ungläubig anblinzeln. »Das ist doch absolut lächerlich! Wann immer ich ihr meine Aufmerksamkeit zu schenken versuche, schleudert sie sie mir ins Gesicht, so wie die Puppe, die ich für sie habe machen lassen.«
    »Doch nur, weil sie keine Puppen oder teure Spielsachen von dir möchte. Sie will, dass du sie ansiehst! Sie möchte, dass du sie einmal wirklich ansiehst, ein einziges Mal, ohne Justine zu sehen!«
    Lottie hätte nicht sagen können, wann ihre Stimme lauter geworden war. Sie wusste nur, dass sie plötzlich vor ihm stand, so nah, dass sie die Hitze spürte, die von seinem Körper ausging, und den frischen Duft seiner Rasierseife roch.
    Hayden streckte die Hand aus und wickelte sich eine ihrer langen goldenen Locken um den Finger, und seine Stimme wurde gefährlich leise. »Und was ist mit dir, Carlotta? Was willst
du

    Lottie wollte, dass er sie ansah, wenigstens ein einziges Mal, ohne Justine zu sehen.
    Sie wollte, dass er ihr versicherte, dass sie sich nicht gerade in einen Mörder verliebte.
    Aber am allermeisten wollte sie ihn küssen. Sie wollte sich auf die Zehenspitzen stellen und seinen Mund mit ihrem liebkosen. Sie wollte ihn küssen, bis alle Gespenster – sowohl Justine als auch das Phantom seines jugendlichen Selbst – aus dem Raum vertrieben worden waren. Sie wollte ihre Arme um seinen Hals legen, sich an ihn drücken und ihn daran erinnern, wie warm und tröstlich eine lebendige Frau sein konnte. Also tat sie es.

15
    Wie konnte mein verräterischer Körper sich so sehr nach der Berührung eines Mörders verzehren?
    Hayden versteifte sich überrascht, als Lottie mit ihren Lippen über sein Kinn strich, süße Küsse darauf hauchte. Er schloss die Augen, und ein Muskel an seinem Hals zuckte, als sie ihre Lippen seinem Mundwinkel näherte. Doch es war die kühne Liebkosung ihrer Zunge an der empfindsamen Stelle, die ihm ein Stöhnen entlockte, ihn veranlasste, sie ebenfalls zu küssen, unfähig, noch länger der sinnlichen Unschuld dieses Kusses zu widerstehen.
    Beide Arme um Lottie schlingend, bedeckte Hayden ihren Mund mit seinem und stieß seine Zunge tief in die samtige Hitze hinter ihren Lippen. Ihre Zunge umspielte seine, trieb ihn in den Wahnsinn mit ihrem wortlosen Versprechen von Lust. Lust, die er sich selbst zu lange verwehrt hatte. Irgendwie waren für ihn Liebe und Verlust untrennbar miteinander verbunden. Aber Lottie wollte geben, nicht nehmen, und er war machtlos, ein so großzügiges Angebot abzulehnen.
    Bis er aufschaute und Justine sah, die ihn auslachte, ihn verspottete, dass er erneut der Versuchung erlag, die sich schon einmal als sein Untergang erwiesen hatte.
    Hayden schob Lottie von sich und rang nach Luft. Wenn er sie anzusehen wagte, wie sie dort im Mondlicht stand, während ihr das gesponnene Gold ihrer Haare offen auf den Rücken fiel, die üppigen

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