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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Lippen feucht und leicht geschwollen von seinen Küssen und einen sehnsüchtigen Ausdruck in den blauen Augen, dann – das wusste er – wären sie beide verloren. Er hätte sie unter sich auf dem Diwan gehabt, das Nachthemd bis zur Taille hochgeschlagen, ehe sie Luft holen konnte.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt«, begann er mit so harter Stimme, dass er sie selbst kaum wiedererkannte, »weder brauche noch will ich dein Mitleid.«
    »Meinst du, das sei alles, was ich dir zu bieten hätte – Mitleid?«
    Hayden schloss die Augen und stählte sich innerlich gegen das Stocken in ihrer leicht heiseren Stimme. »Ich bin sicher, du hast einiges zu bieten, Mylady. Aber ich habe im Gegenzug nichts zu geben.«
    »Weil du alles
ihr
gegeben hast.«
    Obwohl sein Schweigen ihn in ihren Augen belasten musste, konnte Hayden es sich nicht verwehren, Lottie einen letzten verstohlenen Blick zuzuwerfen.
    In ihren Augen glitzerten unvergossene Tränen, doch ihr trotziges kleines Kinn hatte nichts von seiner Entschlossenheit eingebüßt. »Dann, hoffe ich, werdet ihr beide sehr glücklich miteinander sein. Ich beginne langsam zu glauben, dass ihr einander verdient.«
    Mit diesen Worten drehte sich seine Frau um und ging aus dem Raum, so, wie seine Tochter es an diesem verdammten Tag auch schon getan hatte.
    Einen Fluch unterdrückend, nahm Hayden eine der Porzellanschäferinnen vom Kaminsims und schleuderte sie voller Wucht gegen Justines Portrait. Die Figur zerbrach an der Leinwand, ohne den geringsten Makel auf den engelsgleichen Zügen seiner verstorbenen Frau zu hinterlassen.
    Am nächsten Morgen saß Lottie auf einem Felsen nahe dem Rand der Klippe; der Wind zerrte am Saum ihres Kleides. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie wusste, die Tränen würden ihr aus dem Gesicht geweht, ehe sie ihr über die Wangen laufen konnten. So starrte sie einfach nur blicklos auf das Meer hinaus. Das Herz war ihr schwer, und in ihren Augen brannten die unvergossenen Tränen. Sie fragte sich, ob Justine je hier gesessen und auf die zerklüfteten Felsen geblickt hatte, auf denen ihr Leben enden würde.
    Lottie begann zu verstehen, wie sehr sie sich zum Narren gemacht hatte, seit sie nach Oakwylde Manor gekommen war. Sie hatte alle Gespenster aus dem Haus verbannen wollen und dabei nie bedacht, dass es nicht Haydens Haus war, das keine Ruhe fand, sondern sein Herz. Trotz ihres Mutes und ihrer Entschlossenheit wusste sie nicht, wie man gegen einen Feind kämpfte, den man nicht sehen konnte.
    Während sie zuschaute, wie die Brandung sich dort unten schäumend an den Felsen brach, überlegte sie, was für ein Gefühl es wohl wäre, mit einer derart verzehrenden Leidenschaft geliebt zu werden. Aber Leidenschaft und rasende Eifersucht gingen oft Hand in Hand, erinnerte sie sich. Der Hunger, besitzen zu wollen, war allzu oft gepaart mit dem Drang, zu zerstören, was nicht besessen sein wollte.
    »Justine«, flüsterte sie bitter und schaute suchend zu dem wolkengrauen Himmel empor. »Warum musstest du alle seine Geheimnisse mit ins Grab nehmen?«
    Sie schloss die Augen und fragte sich, ob sie sich den schwachen Jasminduft in der Luft nur einbildete.
    Als sie sie wieder aufschlug, stand Allegra da, Lotties Puppe im Arm. Wie gewöhnlich hielt sie sich nicht mit einer höflichen Begrüßung auf, sondern platzte einfach heraus: »Vater sagt, ich darf ins Musikzimmer und Klavier üben, wann immer und so oft ich will.«
    Obwohl ihre Miene nicht weniger mürrisch war als sonst, gelang es dem Mädchen dennoch, so glücklich zu wirken, wo Lottie sie nie zuvor erlebt hatte. Widersinnigerweise war es Haydens Freundlichkeit, nicht seine Zurückweisung, die Lotties Augen überlaufen ließ.
    »Das ist wunderbar«, sagte sie und wischte sich eine Träne ab, ehe Allegra sie sehen konnte. »Ich bin so froh für dich.«
    »Warum weinst du dann?«, fragte das Kind und kam näher.
    »Ich weine doch gar nicht«, behauptete Lottie. »Der Wind hat mir nur Sand ins Auge geweht.« Doch zu ihrer Bestürzung rannen ihr die Tränen schneller über die Wangen, als sie sie wegwischen konnte.
    »Nein, das ist es nicht«, widersprach Allegra vorwurfsvoll. »Du weinst.«
    Nicht länger fähig, das Offensichtliche abzustreiten, barg Lottie ihr Gesicht in ihren Händen, um ihre Schluchzer zu dämpfen.
    Verblüfft spürte sie, wie ihr eine schmale Hand auf die Schulter gelegt wurde. »Warum weinst du?«, fragte Allegra noch einmal und klang dabei aufrichtig neugierig. »War jemand

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