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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zu spät. Keiner der Anwesenden lächelte mehr, ihr lustiges Geplauder war verstummt. Miss Dumwinkle sah aus, als würde sie gleich an dem Mund voll Scones ersticken. Wenn ihr das gelang, dann – so nahm Hayden an – würde das sein Gewissen mit der Verantwortung für einen weiteren vorzeitigen Tod belasten.
    Lottie blies sich eine vorwitzige Feder aus dem Gesicht, musterte ihn kühl und sah in ihrer Hutkomposition aus Tüll und Gaze und den fingerlosen Spitzenhandschuhen ganz genau wie eine Schlossherrin aus. »Guten Tag, Mylord. Möchten Sie sich nicht zu uns gesellen?«
    Allegra verbarg ihr Gesicht trotzig in Mirabellas Fell, als könnte es ihr nicht gleichgültiger sein, ob er Lotties Einladung annahm oder nicht. Hayden wusste als Einziger, dass es keine Einladung sondern eine Herausforderung gewesen war – eine, von der Lottie meinte, er würde sie nicht annehmen.
    Er erwiderte ihren spöttischen Blick. »Du verlangst aber nicht, dass ich einen Hut trage, oder?«
    »Nur wenn du willst.«
    Lottie zog den letzten verfügbaren Stuhl an den Tisch und schenkte ihm eine Tasse Tee ein. Hayden setzte sich pflichtschuldig hin, sprang aber sofort wieder auf, als das Stuhlpolster unter ihm protestierend aufjaulte. Mit zusammengebissenen Zähnen hob er das gelbe Kätzchen vom Stuhl und setzte es auf den Teppich. Sofort begann es an seinem Bein emporzuklettern, verhakte sich dabei mit den Krallen in Haydens Reithosen aus Wildleder und rollte sich schließlich mit einem zufriedenen Schnurren auf seinem Schoß zusammen. Hayden breitete eine Serviette darüber und tat so, als sei es nicht da.
    Der Stuhl war viel zu klein für ihn. Jeder Versuch, seine langen Beine darunter zu stecken, scheiterte kläglich. Schließlich begnügte er sich damit, seine Beine seitlich auszustrecken, was sie gefährlich nah an Lotties schlanke Fesseln brachte. Ihre wohlgeformten Glieder mochten von mehreren Lagen Unterröcken, Pantoletten und Strümpfen bedeckt sein, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich auszumalen, wie warm und verführerisch sie sich anfühlen würden, wenn sie sie um seine Mitte schlang.
    »Hättest du gerne etwas Sahne?«, erkundigte sich Lottie.
    Seinen Blick von der Rundung ihres Schenkels losreißend, beäugte er die Sahnekanne zweifelnd. Das schwarze Kätzchen turnte auf dem Rand herum, dann verlor es das Gleichgewicht und plumpste in den milchigen Schaum. Ehe Allegra es retten konnte, krabbelte es schon wieder heraus, schüttelte sich verwundert und verteilte dabei Sahnetropfen über Haydens Weste.
    »Nein, danke«, murmelte er höflich und beobachtete, wie sich das Tier sorgfältig die Barthaare putzte. »Ich denke, ich verzichte.«
    »Wir haben uns die Hüte vom Dachboden geborgt«, gestand Lottie und reichte ihm seine Teetasse, ihr hochmütiger Ton eine offene Herausforderung, sie dafür zurechtzuweisen. »Ich hoffe, das stört dich nicht. Allegra sagte, sie gehörten ihrer Mutter.«
    »Nicht alle.« Hayden deutete auf das Spitzenhäubchen, das Mirabella zierte. »Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, dann war das da früher einmal meines.«
    Allegra hielt sich eine Hand vor den Mund, um ihr unvermeidliches Kichern zu verbergen. »Du hast eine Haube getragen?«
    »Aber sicher. Es wäre nicht halb so peinlich gewesen, hätte deine Großmutter nicht darauf bestanden, mich darin malen zu lassen, während sie mich auf dem Schoß hielt. Und ich muss gestehen, zu der Zeit hattp ich Locken wie du heute.«
    Allegra sah nicht überzeugt aus. »Ich habe nie so ein Gemälde gesehen.«
    »Und das wirst du auch nicht«, versicherte ihr Hayden und trank einen Schluck Tee. »Ich habe ›aus Versehen‹ einmal Lampenöl darauf gekleckert und das grässliche Ding dem Flammentod anheim fallen lassen, als ich etwa in deinem Alter war.«
    »Wie geschickt von dir«, lobte Allegra unüberlegt, zog aber gleich den Kopf ein und beugte sich vor, sodass ihr Haar ihr Gesicht abschirmte, und konzentrierte sich darauf, Mirabellas Hinterläufe in ein Paar Puppenunterhosen zu stopfen.
    »Gibt es noch weitere Indiskretionen aus deiner Jugendzeit, die du uns mitteilen willst?«, fragte Lottie mit einem unschuldigen Augenaufschlag, während sie eine Ecke von einem Scone abbrach und sich in den Mund steckte.
    Hayden bekämpfte den schier überwältigenden Drang, sich vorzubeugen und den Klecks Schlagsahne aus ihrem Mundwinkel fortzulecken. »Man kann nicht nur in der Jugendzeit Indiskretionen begehen«, erwiderte er und zwang sich dazu ihrem Blick

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