Eine skandaloese Liebesfalle
wie es sich anfühlte mindestens viereinhalbmal nach rechts und dann wieder zweieinhalbmal nach links. Also musste sie ungefähr so stehen wie zuvor, als sie von ihrem Stuhl aufgestanden war.
Genau gegenüber von ihr war demnach Lord Vere. In die Richtung wollte sie ganz bestimmt nicht gehen. Sie wandte sich vorsichtig nach rechts. Noch ein bisschen. Und noch ein wenig? War das nicht der Platz, wo Lord Frederick war?
Wozu es gut wäre, auf seinem Schoß zu sitzen, konnte sie nicht sagen. Aber sie würde lieber auf seinem Schoß landen, wenn sich das schon nicht umgehen ließ.
Vorsichtig ging sie in die Richtung, die sie sich vorgenommen hatte, die Hände vor sich ausgestreckt. Aber nach ein paar Schritten blieb sie stehen. Das Feuer im Kamin hatte geknistert. Das Geräusch kam von direkt hinter ihr, was bedeutete, dass sie nicht auf dem Weg zu Lord Frederick war.
Sie vollzog eine Vierteldrehung nach links. Vor ihr pfiff jemand, und auf ihrer rechten Seite lachte eine Frau leise. Klang das wie Miss Kingsley? Wenn sie zu Lord Frederick wollte, sollte Miss Kingsley dann nicht mehr links von ihr sein statt rechts?
Sie tat einen Schritt zurück. Ging sie zur Mitte des Kreises zurück? Sie machte noch zwei weitere Schritte nach hinten - und stolperte über einen Fuß.
Augenblicklich schnappte sie nach Luft. Und schnappte erneut nach Luft, als zwei starke Hände ihre Taille umfassten. Geschickt stützte diese Person sie, bis sie wieder sicher stand. Diese Person war ein Er, dessen war sie sich ganz sicher. Sie hatte nicht das Gewicht einer Feder, keine der anwesenden Damen wäre imstande, sie so mühelos zu halten.
„Danke“, sagte sie.
Sie erhielt keine Antwort, aber von irgendwo sagte Lady Avery: „Nein, nein, Miss Edgerton, so leicht dürfen Sie es sich nicht machen. Sie waren auf dem Weg zu seinem Schoß. Und keinen Widerspruch, mein Herr. Sie war auf dem Weg zu Ihnen. Sie können sie nicht einfach woanders hinschicken.“
Lady Avery bewegte sich, sie ging umher. Elissande konnte nicht entscheiden, wo sie ihre Stimme zu orten hatte. Sie stand da, unsicher, was sie als Nächstes tun sollte.
„Ach, kommen Sie, Sir. Sie wissen doch, was Sie zu tun haben“, drängte Lady Avery.
Offenbar war auch der Angesprochene davon überzeugt, denn er hob sie hoch, als wöge sie nicht mehr als ein Kätzchen. Immerhin! Er setzte sie aber nicht auf seinen Schoß, sondern zwischen seine gespreizten Beine.
Sie schluckte - es war ein beunruhigendes Gefühl, einem Mann derart nahe zu sein, ihre Schenkel gegen seine gedrückt. Er strahlte eine Körperlichkeit aus, die in ihrer Unmittelbarkeit etwas Vereinnehmendes hatte, fast war es, als ob sein Körper sie mühelos einhüllen würde, wenn sie nicht aufpasste und sich dagegen wehrte.
Sie streckte die Hände aus, suchte nach den Armlehnen des Stuhles. Aber sie berührte nur seine Hände, bloß und warm, die auf den Lehnen ruhten. Sofort riss sie ihre Hände zurück. Durch die Bewegung wurde sie nach hinten gegen seine Brust gedrückt.
Sie hatte sich geirrt. Es war nicht so, dass er sie einhüllen könnte, nein, er tat es bereits. Sie war von ihm umgeben, von seiner stummen, reglosen Gegenwart, während sie unruhig dasaß, unfähig, die Berührung ihrer Körper mit Leichtigkeit und kleinen Neckereien zu behandeln, die von ihr erwartet wurden.
Er berührte sie wieder, legte seine Hände um ihre Oberarme, stützte sie. Und rückte sie von sich weg.
Vielleicht war sie doch bei Lord Frederick gelandet. Man konnte sich, das spürte sie, bei ihm darauf verlassen, dass er Anstand und Sittlichkeit inmitten solch überflüssiger Anzüglichkeiten wahrte. Um ihm dabei zu helfen, rutschte sie mit ihrem Hintern ein Stück nach vorne.
Nur, um beinahe vom Stuhl zu fallen. Rasch rückte sie zurück - direkt gegen ihn.
Dieses Mal konnte sie noch nicht einmal nach Luft schnappen. Hinter ihrem Po war er, lieber Gott, er war ...
Hart.
Ihre Wagen wurden flammend rot. Alles andere überstieg ihr Verständnis. Sie erstarrte: Sie konnte nicht denken, nicht sprechen und keinen einzigen Muskel bewegen, um sich aus dieser Lage zu befreien.
Wieder war er es, der die Sache in die Hand nahm und sie hochhob. Aber als sie dieses Mal abgesetzt wurde, spürte sie keinen Stuhl unter sich. Jetzt saß sie auf seinem Schoß, allerdings mit etwas Abstand zu dem Teil von ihm, der die Ursache ihres Starreanfalles gewesen war.
Aber nicht annähernd weit genug, nicht solange sie seine kräftigen Oberschenkel so
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