Eine skandaloese Liebesfalle
Freddie eine Hand auf die Schulter. „Dann lass uns aufbrechen. “
Zurück im Haus wartete Lady Kingsley schon ungeduldig auf ihn. Nye würde kurz vor dem Abendessen eintreffen. Sie hatten sich darauf verständigt, dass Vere ihn über die Terrasse auf der Ostseite des Hauses hineinbringen würde. Es war die von der Küche abgewandte Seite, und daher war man weniger der Gefahr ausgesetzt, zufällig bemerkt zu werden.
„Und was tun wir, wenn ich Miss Edgerton heute Abend gehen lassen muss, Nye aber noch nicht fertig ist?“, fragte Lady Kingsley.
„Ich lasse mir etwas einfallen.“
„Achten Sie darauf, dass es nichts ist, was Sie später bereuen müssen, das nur als Warnung.“
Es waren noch keine vierundzwanzig Stunden vergangen, seit er Miss Edgerton das erste Mal gesehen hatte. Kein Wunder, dass die Erinnerung an seine Vernarrtheit Lady Kingsley noch frisch im Gedächtnis haftete. Trotzdem schien die Schwärmerei Vere unfassbar weit in der Vergangenheit zu liegen, eine längst vergessene Unbedarftheit, eine Jugendsünde.
„Ich werde es berücksichtigen“, sagte er kühl. Nachdem er Miss Edgertons Ziel kannte, begann er unverzüglich nach seinem Tete-a-Tete mit Lady Kingsley nach seinem Bruder zu suchen. Er fand Freddie - und Miss Edgerton - in dem sonst verlassenen Speisesalon. Freddie schaute durch seinen Fotoapparat, seine Kodak Nr. 4 , und Miss Edgerton, in einem ganz reizenden Tageskleid aus aprikosenfarbener Seide, blickte ihrerseits Freddie bewundernd an.
Die Begeisterung in ihren Augen ließ merklich nach, als sie Veres Anwesenheit bemerkte. „Lord Vere.“
Vere ignorierte den Stich in seinem Herzen. „Miss Edgerton, Freddie.“
Sein Bruder betätigte gerade den Filmtransportknebel. „Hallo, Penny. Wie war dein Nickerchen? Es ist ja nur“ - er sah kurz zur Uhr - „eine knappe Dreiviertelstunde gewesen. “
„Mein Nickerchen war herrlich. Was tust du hier?“ „Ach, ich mache nur ein paar Fotografien von dem Gemälde. Miss Edgerton war so freundlich, mir die Erlaubnis zu geben.“
„Es wäre auch kleinlich von Miss Edgerton, es dir zu verwehren, oder?“ Vere lächelte sie an.
Sie erwiderte sein Lächeln, und ihre Miene war mindestens ebenso sonnig wie seine. „Das wäre es ganz gewiss. Außerdem habe ich noch nie zuvor einen Fotoapparat gesehen. “
„Ich habe schon zahllose zu Gesicht bekommen. Und sie machen alle dasselbe“, erklärte er wegwerfend. „Übrigens, Miss Edgerton, Miss Kingsley sagte, die Damen würden sich freuen, wenn Sie sich zu ihnen in den Garten gesellten.“
„Oh“, sagte sie. „Sind Sie sich sicher, Lord Vere?“ „Natürlich. Ich habe sie erst vor drei Minuten im Rosensalon gesehen. “
Das stimmte. Er hatte Miss Kingsley vor weniger als drei Minuten dort gesehen, allerdings war sie in ein Spiel Backgammon mit ihrem Bewunderer Mr Conrad vertieft gewesen - und hatte nicht die geringste Absicht gehabt, irgendwohin zu gehen. Aber bis Miss Edgerton das bemerkte, würde es zu spät sein. Vere würde Freddie in Sicherheit gebracht haben - sicher vor ihrem berechnenden Zugriff.
„Und sie war auf Ihre Anwesenheit sehr erpicht“, fügte Vere noch hinzu.
„Nun, ich nehme an, in dem Fall gehe ich lieber zu ihr“, erwiderte Miss Edgerton zögernd. „Danke, Lord Vere. Bitte entschuldigen Sie mich, Lord Frederick.“
Vere beobachtete sie. An der Tür blieb sie stehen und schaute zurück. Aber Freddie war schon mit seiner nächsten Aufnahme beschäftigt. Stattdessen traf ihr Blick den von Vere. Er achtete darauf, seine Augen unverhohlen auf ihren Busen zu richten. Rasch ging sie davon.
Danach wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Freddie zu. „Hättest du Lust auf eine Runde Billard?“
Natürlich hatte sich Lord Vere geirrt. Natürlich.
Miss Kingsley und Mr Conrad teilten Elissande lauthals lachend mit, sie solle sich nichts daraus machen. Vielleicht war es jemand anders gewesen, der Lord Vere gebeten hatte, eine Nachricht weiterzugeben. Und Lord Vere war dank seines leicht unkorrekten Gedächtnisses - eine überaus freundliche Umschreibung - der Fehler unterlaufen, Absender und Empfänger der Botschaft zu verwechseln.
Miss Kingsley war sogar so freundlich, aufzustehen und anzubieten, mit Elissande einen Spaziergang durch den Garten zu unternehmen, falls sie noch in der Stimmung dazu sei. Elissande, die nie in der Stimmung dafür gewesen war, bedankte sich herzlich bei Miss Kingsley und bat sie und Mr Conrad, ihr die Störung zu verzeihen und bitte
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