Eine skandaloese Liebesfalle
ihr Spiel fortzusetzen.
Als Elissande zum Speisesalon zurückkehrte, war Lord Frederick fort. Zwar gelang es ihr, ihn eine Viertelstunde später im Billardraum aufzuspüren, aber der Raum war voller Männer - eigentlich waren alle da, mit Ausnahme von Mr Conrad, wie es schien.
„Miss Edgerton, möchten Sie nicht mitspielen?“, fragte Lord Vere sie gut gelaunt.
Die anderen Herren lachten leise. Selbst ohne irgendwelche Erfahrungen in dem Bereich, die ihr hätten helfen können, begriff Elissande, dass sie diese Einladung keinesfalls annehmen konnte. Es würde Lord Frederick ein völlig falsches Bild ihres Wesens geben - ein zutreffendes, um bei der Wahrheit zu bleiben, aber genau das wäre fatal.
„Danke, Sir“, antwortete sie in einem, wie sie hoffte, leichten Ton. „Aber nein, danke. Ich bin nur zufällig vorbeigekommen. “
Ihr blieb ja noch das Dinner, Lord Frederick würde dabei neben ihr sitzen.
Leider kam der nächste Rückschlag - und zwar genau, was diese Sache betraf. Lady Kingsley hatte gestern Abend die Sitzordnung erstellt, da Elissande sich nie mit den Regeln befasst hatte, wer gesellschaftlich Vorrang vor wem hatte. Und sie hatte aufgrund ihrer Unkenntnis fest damit gerechnet, dass die Sitzordnung unverändert bleiben würde. Doch zu ihrer Bestürzung hatte Lady Kingsley eine neue ausgearbeitet, nach der Lord Frederick nun drei Stühle neben Elissande hatte Platz nehmen müssen.
Sie konnte kaum etwas essen. Die Enge in ihrer Kehle verhinderte jegliches vernünftige Schlucken - ein ganzer Tag war verstrichen, und sie hatte keinerlei Fortschritte gemacht. Die Rückkehr ihres Onkels rückte stündlich näher - sie fühlte nichts als eine große Kälte, eine Kälte, die kein noch so dicker Mantel und kein Feuer vertreiben konnte.
Der einzige Silberstreif am Horizont war, dass auch Lord Vere nicht mehr in ihrer unmittelbaren Nähe saß. Das war ein echter Glücksfall für ihn. Wenn sie ihn nur noch einmal dabei ertappte, wie er auf ihren Busen starrte, würde sie vermutlich mit dem kunstvollen Tafelaufsatz auf ihn losgehen.
Nach dem Dinner spielte die Gesellschaft Scharaden bis Viertel nach zehn. Für gewöhnlich war das die Zeit, zu der Elissande ihrem Onkel dankbar eine gute Nacht wünschte und sich in ihr eigenes Zimmer begab. Letzte Nacht hatten die Damen sich nach der Aufregung anlässlich der Rattenplage um dieselbe Zeit zurückgezogen. Lord Vere jedoch war entschlossen, dass es heute anders werden musste.
„Die Nacht ist noch jung“, erklärte er. „Lassen Sie uns noch etwas anderes spielen.“
Miss Kingsley war sofort begeistert. „Oh ja, bitte. Dürfen wir, liebstes Tantchen?“
Lady Kingsley schien zu zögern.
„Ach, kommen Sie, Lady Kingsley.“ Lord Vere verlegte sich aufs Betteln. „Es gibt keine in Stein gemeißelte Regel, die verlangt, dass Damen in ihrem Bett sein müssen, wenn die Uhr zehn schlägt. “
Elissande knirschte mit den Zähnen. Das schien sie jetzt immer zu tun, wenn Lord Vere sich bemerkbar machte.
„Genau. Ich finde auch, dass wir noch etwas anderes spielen sollten.“ Miss Beauchamp schlug sich auf seine Seite.
„Nun, die Entscheidung liegt nicht bei mir“, antwortete Lady Kingsley. „Wir sind als Miss Edgertons Gäste hier.“
Einhellig, gleichsam wie in einem Chor, richtete man entsprechende Bitten an Elissande. Sie konnte schließlich nichts anderes sagen als: „Natürlich können wir ein weiteres Spiel spielen. Aber was?“
„Wie wäre es mit ,Päckchen weitergeben'?“, schlug Miss Melbourne vor.
„Wir haben kein Päckchen vorbereitet“, erwiderte Miss Duvall. „Eine andere Idee, vielleicht ,La vache qui tache‘.“
„Von ,La vache qui tache“ bekomme ich immer Kopfschmerzen“, beschwerte sich Lord Vere. „Ich kann mir einfach nicht merken, wer wie viele Flecken hat. Bitte etwas Einfacheres.“
„Verstecken“, warf Mr Kingsley in die Runde.
„Nein, Richard“, sagte seine Tante. „Ganz gewiss nicht. Niemand rennt heute Abend durchs Haus und stört am Ende Mrs Douglas.“
„Ich weiß es! Warum spielen wir nicht ,Quietsch, Schweinchen, quietsch'?“, rief Miss Kingsley.
Mr Conrad unterstützte den Vorschlag, ebenso Lord Vere. Die restlichen Gäste äußerten ebenfalls Zustimmung.
„Nun“, erklärte Lady Kingsley, „es ist nichts, was ich uneingeschränkt billige, aber ich nehme an, da sowohl ich als auch Lady Avery anwesend sind, kann niemand ernstlich in Schwierigkeiten kommen. “
Die jungen Damen klatschten
Weitere Kostenlose Bücher