Eine skandaloese Liebesfalle
als er in London einfuhr, und sie leise seinen Namen rief, um ihn aus tiefem Schlaf aufzuwecken.
Sie verließen den Zug und gingen zu dem Brougham, der geschickt worden war, um sie abzuholen. Darin fuhren sie zu seinem Stadthaus, das ihm von seinem verstorbenen Großvater mütterlicherseits vererbt worden war, zu seiner Zeit einer der reichsten Männer Englands.
Mr Woodbridge hatte das Gebäude in der Absicht erworben, es abzureißen und an seiner Stelle ein größeres und höheres Stadthaus zu errichten, aber er war gestorben, bevor sein Architekt den neuen Plan fertiggestellt hatte. Vere, der keinen Bedarf für etwas Größeres oder Höheres erkennen konnte, hatte die Rohrleitungen erneuern, elektrische Leitungen verlegen und einen Telefonanschluss installieren lassen - doch der Rest des Hauses blieb unverändert.
Das Stadthaus befand sich auf halbem Weg zwischen Grosvenor Square und Berkeley Square und war ein beeindruckendes klassizistisches Gebäude mit emporstrebenden ionischen Säulen und einem Ziergiebel, der einen Dreizack schwingenden Poseidon auf einem von einem Hippokamp gezogenen Streitwagen zeigte. Lady Vere hob den Schleier und ließ ihren Blick über sein beeindruckendes Zuhause schweifen - es freute ihn zu sehen, dass die Schwellung in ihrem Gesicht bereits wieder zurückging.
„Das hier ist nicht das Savoy-Hotel“, stellte sie fest. „Nun, nein. Es ist mein Haus.“
„Aber meine Tante, sie ist doch noch im Hotel. Wir müssen sie abholen, wenn wir hier bleiben. “
„Sie ist bereits hier. Schon vergessen, heute Morgen hatte ich doch bereits gesagt, dass Mrs Dilwyn sie nach Hause bringen würde, nachdem sie sich ausreichend ausruhen konnte?“
„So etwas haben Sie nie gesagt.“
Natürlich hatte er das nicht. Er hatte auch Mrs Dilwyn ihrer Tante gar nicht zur Verfügung stellen wollen. Genau genommen war er entschlossen gewesen, seine Ehefrau und ihre Tante von seinem Heim fernzuhalten und von allen anderen Bereichen seines Lebens. Doch nun blieb ihm keine andere Wahl, als sie bei sich aufzunehmen.
Er tätschelte ihr die Hand. „Das ist verständlich, meine Liebe. Sie waren kaum Sie selbst heute Morgen - der ganze Dessertwein. Kommen Sie, die Dienerschaft wird schon ungeduldig warten, Sie kennenzulernen.“
Sobald die Diener ihr vorgestellt worden waren, bat sie, ihre Tante zu sehen. Mrs Dilwyn begleitete sie und erstattete ihr Bericht über Mrs Douglas’ Tag, während sie die Stufen emporstiegen.
Vere war zurückgeblieben und las die Post, die für ihn in seiner Abwesenheit eingetroffen war. Danach stieg er selbst die Treppen nach oben. In unausgesprochener Übereinkunft trafen er und Holbrook sich nur selten in der Öffentlichkeit oder suchten einander in ihren Häusern auf. Aber sie gehörten demselben Herrenklub an.
Heute Nacht würde Vere ihn dort treffen können - und dazu musste er Abendgarderobe anlegen.
Seine Ehefrau und Mrs Dilwyn befanden sich im Korridor vor den Räumen der Hausherrin.
„Hätten Sie denn gerne eines von Mrs Douglas’ Nachthemden für heute Nacht gehabt, Madam?“, fragte Mrs Dilwyn sie.
Lady Vere runzelte die Stirn, ein ungewöhnlicher Umstand für sie.
„Worin besteht das Problem?“, fragte er. „Ist alles mit Mrs Douglas in Ordnung?“
„Es geht ihr sehr gut, danke. Und es gibt kein wie auch immer geartetes Problem“, antwortete sie. „Ich habe nur vergessen, Nachthemden für mich einzupacken - und die Zimmermädchen haben die restliche Kleidung von Mrs Douglas wegbringen lassen, damit sie gewaschen wird.“ „Was ist denn mit Mrs Douglas’ Nachthemden?“
„Sie riechen nach Nelken. Sie mag keine Nelken und ich auch nicht.“
„Dann haben Sie recht - das ist kein Problem“, antwortete er. „Ich werde Ihnen für die heutige Nacht eines meiner Nachthemden leihen. Meine Nachthemden riechen kein bisschen nach Nelken.“
Es dauerte zwei Sekunden, bis sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, dann sagte sie: „Danke. Aber ich möchte Ihnen keine Mühe machen, Sir.“
Zwei ganze Sekunden. Sonst kam ihr Lächeln immer sofort.
Sie hatte Angst, dass er sie anrühren würde.
Als sie im Zug seine Nähe hatte spüren wollen, da hatte sie sich frei gefühlt, ihn einfach anzufassen. Und als sie mit dem Kopf an seiner Schulter eingeschlafen war, ihr Duft ihm sanft und süß in die Nase stieg, hatte er gedacht...
Da hatte er gedacht, dass er sie längst nicht mehr abstoßend fand.
Doch die Ironie in diesem Moment bestand darin, dass er sie
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