Eine skandalöse Versuchung
Absicht, sie einzuschüchtern. »Ganz richtig. Also«, seine Brust schwoll unter seinem tiefen Atemzug an, er spürte, wie ihm
der Geduldsfaden riss, » was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, uns nach nebenan zu folgen? «
Seine Stimme wurde nicht lauter, sondern vielmehr tiefer. Er verlieh jedem seiner Worte eine beißende Kraft, sodass sein Satz die Luft durchschnitt wie ein Peitschenhieb. Und ebenso sehr schmerzte.
»Ich …«
»Wenn das ein Beispiel dafür sein sollte, wie du mir in Zukunft gehorchen willst, wie du dich trotz meiner eindeutigen Warnung aufführen willst, dann lass dir gesagt sein, dass ich diese Art von Verhalten nicht billige !« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
»Wenn …«
» Gott! Ich bin um mindestens zehn Jahre gealtert, als Deverell mir sagte, er hätte dich da oben gesehen. Und dann mussten wir erst mal Mountfords Helfer überwältigen, ehe wir uns an die Schlösser machen konnten, und die waren obendrein auch noch uralt und eingerostet! Ich kann mich nicht erinnern, in meinem ganzen Leben schon jemals so verzweifelt gewesen zu sein!«
»Ich verst…«
»Nein, du verstehst überhaupt nichts!« Sein Blick durchbohrte sie. »Und glaube nur nicht, dass dies etwas an meiner Entscheidung ändert. Ich werde dich nämlich heiraten, und dieser Entschluss ist endgültig !«
Er unterstrich seine Auffassung von »endgültig« mit einer scharfen Handbewegung. »Aber da ich mich offenbar nicht darauf verlassen kann, dass du auf meine Worte oder zumindest auf deinen gesunden Menschenverstand hörst - mit dem Gott dich nicht umsonst gesegnet hat und den du zu meiner Erleichterung ruhig ab und zu mal benutzen könntest -, stell dich ruhig schon mal darauf ein, dass ich dir auf Mallingham einen gottverdammten Turm errichten und dich darin einsperren werde! «
Als er innehielt, um nach Atem zu ringen, bemerkte er, dass ihre Augen merkwürdig funkelten. Warnend.
»Wenn du dann fertig wärst?« Ihre Stimme war um ein Vielfaches eisiger als seine.
Als er ihr nicht sofort antwortete, fuhr sie fort. »Nur zu deiner Information, du liegst mit deiner Einschätzung der Situation vollkommen falsch.« Sie hob ihr Kinn und sah ihn herausfordernd an. »Ich habe mich nicht in Gefahr begeben, nicht einmal ansatzweise! « Ihre Augen blitzten gefährlich; sie hob einen Finger, um zu verhindern, dass er ihr ins Wort fiel.
»Es verhält sich nämlich folgendermaßen. Ich bin dir, St. Austell und Deverell gefolgt, drei Herren mit beachtlicher Erfahrung und ebenso beachtlichen Fähigkeiten, und zwar in ein Haus, das unseren Erwartungen nach zwei weitaus weniger befähigte Männer beherbergte.« Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick, seinen Widerspruch geradezu herausfordernd. » Keiner von uns hat mit einer wirklichen Gefahr gerechnet. Aber wie es nun einmal ist, hat sich das Schicksal eingemischt und die Situation unerwartet zu einer Gefahr werden lassen.
Und ganz davon abgesehen «, ihr Blick war allen seinen Zornesblicken mühelos gewachsen, »was du hier die ganze Zeit so hartnäckig übersiehst, ist meiner Ansicht nach der entscheidende Punkt!« Ihre Hände flogen nach oben. » Ich habe dir vertraut! «
Sie wandte sich ab und ging einige Schritte umher; dann wirbelte sie herum und bohrte ihren Finger in seine Brust. »Ich habe darauf vertraut , dass du dich befreien, mir folgen und mich retten würdest - und genau das hast du getan . Ich habe darauf vertraut , dass du mich in Sicherheit bringen würdest, und du bist erschienen und hast Mountford überwältigt. Aber in deiner verblendeten männlichen Art bist du natürlich zu stur, um das einzusehen!«
Er griff nach ihrem Finger. Sie blickte ihm tief in die Augen. Ihr Kinn war starr. »Ich habe dir vertraut, und du hast mich nicht im Stich gelassen. Ich habe alles … Wir haben alles richtig gemacht.«
Sie hielt seinem Blick stand; ein sanftes Leuchten trat in ihre blauen Augen. »Ich will dir eine Warnung erteilen«, sagte sie mit leiser Stimme. » Verdirb es nicht. «
Wenn er während seiner langen beruflichen Laufbahn eines gelernt hatte, dann im rechten Moment den Rückzug anzutreten.
»Oh.« Er sah sie forschend an; mit einem Nicken gab er ihren Finger frei. »Verstehe. Das war mir nicht klar.«
»Ha!« Sie ließ ihre Hand sinken. »Solange es dir jetzt klar ist …«
»Ja.« Eine Welle der Euphorie stieg in ihm auf; sie drohte über ihm zusammenzuschlagen und ihn davonzureißen. »Mir wird gerade so einiges klar …«
Sie beobachtete
Weitere Kostenlose Bücher