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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Blick in den dunklen Flur gleiten.
    Seine Gedanken wanderten zu der Stelle zurück, an der Leonora sie unterbrochen hatte. Er war instinktiv davon überzeugt, dass Frauen, und zwar insbesondere Frauen wie Leonora, keinerlei Gefahr ausgesetzt werden durften und sich keinesfalls an gefährlichen Unternehmungen beteiligen sollten. Ihm war durchaus bewusst, dass derartige Instinkte aus Zeiten herrührten, in denen Frauen noch beschützt werden mussten, um dem Mann die Nachkommenschaft zu sichern; nichtsdestoweniger hatten diese alten Grundsätze für ihn nach wie vor Gültigkeit. Es ärgerte ihn, dass sie hierhergekommen war, dass sie sich hergewagt hatte, obwohl sie damit ihrem Onkel und ihrem Bruder wenn schon nicht zuwiderhandelte, so doch zumindest ihre rechtmäßige Autorität umwanderte und untergrub …
    Er sah zu ihr hinüber und spürte, wie sein Kiefer sich unwillkürlich anspannte. Vermutlich benahm sie sich andauernd so.

    Aber er hatte keinerlei Recht dazu, über sie oder Sir Humphrey und Jeremy zu urteilen. Wenn er die drei richtig einschätzte, hatten weder Sir Humphrey noch Jeremy das Zeug dazu, Leonora unter Kontrolle zu halten. Sie versuchten es nicht einmal. Ob Leonora sich ihnen in der Vergangenheit widersetzt und ihre Zustimmung erzwungen hatte, ob es den beiden schlichtweg nicht wichtig genug war oder ob sie gar auf Leonoras eigensinniges Streben nach Unabhängigkeit bewusst Rücksicht nahmen, Tristan vermochte es nicht zu sagen.
    Ungeachtet dessen hielt er die Situation für unangemessen, gewissermaßen aus dem Gleichgewicht geraten. Keineswegs so, wie sie sein sollte.
    Die Minuten verstrichen, dehnten sich zu einer halben Stunde.
    Es musste etwa gegen Mitternacht sein, als Tristan plötzlich ein metallisches Kratzen vernahm - ein Schlüssel, der in das alte Schloss der Seitentür gesteckt wurde.
    Der Jagdhund hob seinen Kopf.
    Leonora richtete sich auf, gewarnt durch die unerwartete Bewegung ihres Hundes und die plötzliche Anspannung Trenthams, der sich bis dahin entspannt gegen die Wand gelehnt hatte. Ihr waren seine flüchtigen Blicke, sein Stirnrunzeln, seine Verärgerung keineswegs entgangen, doch sie hatte sich geschworen, diese beharrlich zu ignorieren. Sie wollte herausfinden, welches Motiv dieser Einbrecher hatte, und gemeinsam würden sie den Ganoven vielleicht sogar stellen können.
    Sie verspürte eine plötzliche Erregung, die sich schlagartig verstärkte, als Trentham ihr mit einem Wink zu verstehen gab, sich nicht von der Stelle zu rühren und Henrietta sicher zurückzuhalten, während er selbst wie ein Phantom zur Tür hinausschlüpfte.
    Er bewegte sich vollkommen lautlos - hätte sie ihn nicht beobachtet, wäre es ihr so vorgekommen, als hätte er sich einfach in Luft aufgelöst.
    Sie stand unvermittelt auf und folgte ihm ebenso geräuschlos; sie war dankbar, dass die Arbeiter überall schützende Decken ausgelegt
hatten, welche die Geräusche von Henriettas Pfoten dämpften, als diese ihr auf dem Fuß folgte.
    Leonora erreichte die Tür und spähte hindurch. Sie sah, wie Trentham im Schatten bei der Küchentreppe Deckung suchte. Sie zog ihren Mantel fester um sich und kniff angestrengt die Augen zusammen; die Tür nach unten schien leicht offen zu stehen.
    » Au! Uff!«
    Es folgten zahlreiche Flüche.
    » He! Loslassen!«
    » Was zum Teufel hast du hier verloren, du alter Schwachkopf? «
    Beide Stimmen kamen von unten.
    Ehe sie sichs versah, war Trentham die Treppe hinuntergeglitten. Sie raffte ihre Röcke und rannte ihm hinterher.
    Von der Treppe war nichts weiter zu erkennen als ein schwarzes Loch. Ohne groß nachzudenken, stürmte sie mit klappernden Absätzen die steinernen Stufen hinunter. Hinter ihr bellte Henrietta kurz auf und verfiel dann in finsteres Knurren.
    Auf halber Höhe blieb Leonora stehen, stützte sich auf das Geländer und spähte hinab in die Küche. Sie sah zwei Männer - der eine groß und in einen Mantel gehüllt, der andere klein, aber kräftig und deutlich älter -, die an der Stelle, wo normalerweise der Küchentisch gestanden hätte, heftig miteinander rangen.
    Henriettas Knurren ließ beide erstarren.
    Der größere Mann sah auf.
    Im gleichen Moment wie Leonora bemerkte auch er, dass Trentham sich ihm näherte.
    Mit größtem Krafteinsatz zog der größere den älteren Mann herum und schleuderte ihn Trentham entgegen.
    Der Alte verlor das Gleichgewicht und taumelte zurück.
    Trentham hatte zwei Möglichkeiten; er konnte beiseitetreten und den alten

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