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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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seinen alten Cousinen zu entgehen. Eine zugegebenermaßen schwache Hoffnung, denn was sie auch immer taten, seine Cousinen hatten
die unheimliche Gabe, sein Vorbeihuschen fast immer zu bemerken und im rechten Moment aufzublicken, um ihn überfallen zu können.
    Unglücklicherweise war dies der einzige Weg zu seinem Arbeitszimmer; sein Großonkel, der dieses Haus hatte umbauen lassen, war - dessen war sich Tristan inzwischen sicher - offenbar ein Meister der Selbstgeißelung gewesen.
    Der helle Raum, der als Frühstückszimmer diente, war an das Haupthaus angebaut worden. Er lag einige Stufen niedriger als der Korridor und war durch drei hohe Bögen von diesem abgegrenzt. Unter zweien dieser Bögen standen üppige Blumenarrangements, doch der dritte diente als Durchgang und bot dementsprechend keinerlei Deckung.
    Leise wie ein Dieb schlich er sich an den ersten Bogen heran und blieb außer Sichtweite stehen, um zu lauschen. Ein Wirrwarr weiblicher Stimmen drang zu ihm herüber; die Stimmen kamen vom anderen Ende des Raumes, wo eine Sitzgruppe am Fenster, bestehend aus mehreren Stühlen und zwei Chaiselonguen, morgens in sanftes Licht getaucht wurde. Es dauerte einen Moment, ehe er die verschiedenen Stimmen zuordnen konnte. Er erkannte Ethelreda, Millicent, Flora, Constance, Helen und, ja genau, Edith ebenfalls. Alle sechs. Sie plauderten angeregt über Knoten - französische Knoten? Was sollte das sein? - und über Grund-irgendwas und Blattstiche …
    Es ging um Stickerei.
    Er runzelte die Stirn. Sie alle stickten wie die Besessenen, allerdings war dieses der einzige Bereich, in dem ein echtes Konkurrenzdenken zwischen ihnen herrschte. Er hatte noch nie miterlebt, dass sie ihr gemeinsames Interesse offen diskutiert hätten, schon gar nicht mit solcher Leidenschaft.
    Plötzlich vernahm er eine weitere Stimme und seine Verwunderung war perfekt.
    »Ich habe es noch nie geschafft, die Fäden so gleichmäßig zum Liegen zu bringen.«

    Leonora.
    »Ach, Liebes, Sie müssen ganz einfach …«
    Der Rest von Ethelredas Ratschlag entging Tristans Aufmerksamkeit; er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über den Grund von Leonoras Anwesenheit Gedanken zu machen.
    Die Diskussion dauerte an, und Leonora bat die älteren Damen um Rat, den diese ihr mit größter Begeisterung erteilten.
    Er erinnerte sich lebhaft an das verwahrloste Stickzeug, das im Salon am Montrose Place achtlos herumgelegen hatte. Leonora mochte vielleicht kein Talent fürs Sticken haben, doch er hätte wetten können, dass sie auch ebenso wenig Interesse dafür zeigte.
    Seine Neugier war geweckt. Das ihm nächstgelegene Blumenarrangement war groß genug, um ihn vollständig zu verdecken. Mit zwei Schritten hatte er sich in seinem Schutz versteckt. Er spähte zwischen den Lilien und Chrysanthemen hindurch und entdeckte Leonora, wie sie auf einer der Chaiselonguen saß und ringsum von alten Damen umgeben war.
    Die Wintersonne schien durchs Fenster hinein und umgab Leonora von hinten mit einem glitzernden Schein, der ihrem dunklen Haar granatrote Reflexe verlieh und ihre feinen Gesichtszüge in mysteriöse Halbschatten tauchte. In ihrem dunkelroten Tageskleid sah sie aus wie eine mittelalterliche Madonna - eine Verkörperung weiblicher Unschuld und Leidenschaft, weiblicher Stärke und Zartheit. Sie hatte den Kopf geneigt und betrachtete einen bestickten Sesselschoner, der auf ihrem Schoß lag.
    Er beobachtete, wie sie ihr ältliches Publikum geradezu aufforderte, ihr noch mehr zu erzählen, wie sie alle ermutigte, sich an der Unterhaltung zu beteiligen. Er bemerkte ebenfalls, wie sie behutsam einschritt, wann immer ein Konkurrenzkampf auszubrechen drohte, indem sie beide Seiten mit feinsinnigen Bemerkungen gekonnt besänftigte.
    Leonora hatte seine älteren Damen vollständig in ihren Bann gezogen.
    Und nicht nur sie.

    Er konnte die Worte regelrecht hören.
    Und war innerlich empört.
    Trotzdem konnte er seinen Blick nicht abwenden. Er stand einfach nur da und sah Leonora durch die Blumen hindurch an.
    »Ah … Mylord.«
    Seine perfekt geschulten Reflexe ließen ihn blitzschnell einen Schritt vortreten und sich umdrehen, sodass sein Rücken dem Frühstückszimmer zugewandt war. Sie würden ihn nun zwar sehen, doch die Bewegung würde sie glauben machen, dass er gerade erst herangetreten war.
    Er warf seinem Butler einen resignierten Blick zu. »Ja, Havers?«
    »Sie haben Besuch von einer Dame, Mylord. Einer Miss Carling.«
    »Ach! Trentham!«
    Auf Ethelredas

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