Eine skandalöse Versuchung
Moment fühlte sie
seine starken Armen, die ihr langsam wieder auf die Füße halfen. Er hielt sie fest an sich gedrückt, stützte sie; obwohl sie stand, trug er fast ihr gesamtes Gewicht.
Sie blinzelte; allmählich klarte ihr Blick wieder auf und fiel auf sein Gesicht, in dem ein primitiver Gefühlsausdruck - vielleicht Wut - und Besorgnis sichtbar miteinander rangen.
Zu ihrer Erleichterung siegte die Sorge.
»Alles in Ordnung?«
Sie nickte, schluckte. »Nur ein bisschen benommen.« Sie legte eine Hand an ihren Hinterkopf, dann lächelte sie, wenn auch etwas zitterig. »Nur eine kleine Beule. Nichts Schlimmes.«
Seine Lippen wurden hart, seine Augen verengten sich, dann blickte er in die Richtung, in die Mountford geflohen war.
Sie runzelte die Stirn und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. »Sie hätten ihm folgen sollen.«
Er ließ sie nicht los. »Die anderen sind hinter ihm her.«
Die anderen? Eins und eins ergab … »Haben Sie die Straße etwa beobachten lassen?«
Er sah sie flüchtig an. »Natürlich.«
Kein Wunder, dass ihr das Gefühl, beobachtet zu werden, zuletzt nicht mehr so bedrohlich erschienen war. »Sie hätten es mir ruhig sagen können.«
»Warum? Damit Sie noch mehr solcher Dummheiten anstellen?«
Sie ignorierte seinen Kommentar und starrte auf die andere Straßenseite. Mountford hatte sich in den Garten des gegenüberliegenden Hauses geflüchtet, die beiden stämmigeren und langsameren Männer waren ihm gefolgt.
Keiner der drei tauchte wieder auf.
Trenthams Lippen bildeten eine harte Linie. »Gibt es auf der Rückseite dieser Häuser eine Verbindungsgasse?«
»Ja.«
Sie bemerkte, wie er ein Geräusch unterdrückte - vermutlich einen weiteren Fluch. Er sah sie prüfend an und lockerte daraufhin
seinen Arm, den er bis dahin fest um sie geschlungen hatte. »Ich hätte Ihnen etwas mehr Verstand zugetraut …«
Sie schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Ich hatte nicht den geringsten Grund anzunehmen, dass Mountford sich hier draußen herumtreiben würde. Außerdem frage ich mich, wenn Sie schon beide Enden der Straße haben überwachen lassen, wie konnte Mountford dann überhaupt bis hierhin vordringen?«
Er sah erneut in die Richtung, in die seine Männer verschwunden waren. »Er muss sie bemerkt haben. Vermutlich ist er auf demselben Weg gekommen, auf dem er auch abgehauen ist, durch eine Gasse und einen der Gärten.«
Sein Blick kehrte zu ihrem Gesicht zurück, prüfend. »Wie fühlen Sie sich?«
»Ganz gut.« Eigentlich besser als erwartet; Mountfords rauer Umgang mit ihr hatte sie weit mehr erschüttert als ihre Kollision mit der Mauer. Sie atmete tief ein und wieder aus. »Nur ein bisschen wackelig.«
Er nickte. »Der Schock.«
Sie konzentrierte sich auf ihn. »Was tun Sie hier?«
Tristan musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass seine Männer nicht so bald mit Mountford unter dem Arm zurückkehren würden; er ließ Leonora los und nahm stattdessen ihren Arm. »Das Mobiliar für die dritte Etage wurde gestern geliefert. Ich habe Gasthorpe versprochen, einen Blick darauf zu werfen und es abzusegnen. Heute ist sein freier Tag - er besucht seine Mutter in Surrey und wird erst morgen zurückkommen. Ich wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und neben den Möbeln auch einen Blick aufs Haus werfen.«
Er musterte ihr Gesicht, das immer noch entschieden zu blass aussah, dann drehte er sie auf dem Gehweg herum. Ruhigen Schrittes führte er sie den Weg entlang hinüber zum Haus der Carlings. »Ich bin später hergekommen, als ich eigentlich wollte. Biggs müsste inzwischen eingetroffen sein, insofern besteht wohl keinerlei Gefahr, bis Gasthorpe morgen zurückkehrt.«
Sie nickte und schritt langsam neben ihm her, wobei sie sich auf seinen Arm stützte. Als sie auf Höhe des Eingangstors von Nummer zwölf ankamen, hielt sie inne.
Sie atmete tief ein und sah ihm in die Augen. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern kurz hineingehen und mir mit Ihnen gemeinsam die Möbel ansehen.« Sie lächelte zitterig und wandte den Blick wieder ab. Als sie weiterredete, klang ihre Stimme ungewöhnlich dünn. »Ich würde Ihnen lieber noch ein wenig Gesellschaft leisten, um wieder zu Atem zu kommen, ehe ich hinübergehe und mich den Fragen der Angestellten stelle.«
Sie leitete den Haushalt ihres Onkels; sicherlich wartete bereits jemand auf sie, um irgendwelche Angelegenheiten mit ihr zu besprechen.
Er zögerte einen Moment, aber Gasthorpe war
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