Eine skandalöse Versuchung
schließlich nicht da und konnte somit auch keinerlei Einspruch erheben. Und auf einer Liste möglicher Aktivitäten, die dazu dienten, die Stimmung einer Frau zu heben, stand die Begutachtung neuer Möbel sicherlich ganz weit oben. »Wenn Sie möchten.« Er führte sie durchs Tor hindurch den Weg zum Haus entlang. Sie würde sich die Möbel ansehen, und er würde darüber nachdenken, wie er sie noch besser beschützen könnte. Leider konnte er sie schlecht dazu auffordern, sich wie eine Gefangene nur noch im Haus aufzuhalten.
Er zog seinen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Haustür auf. Während er sie hineinführte, runzelte er nachdenklich die Stirn. »Wo ist eigentlich Ihr Hund?«
»Auf seinem täglichen Spaziergang im Park.« Sie blickte zu ihm auf, während er die Tür hinter sich schloss. »Die Diener müssen Henrietta ausführen - sie ist zu stark für mich.«
Er nickte und bemerkte zum wiederholten Male, dass ihre Gedanken die gleiche Richtung eingeschlagen hatten wie seine. Wenn sie schon allein hinausging, sollte sie wenigstens Henrietta bei sich haben. Doch da der Hund anscheinend stärker war als sie, war dies außerhalb des Gartens keine sinnvolle Option.
Sie ging weiter zur Treppe; Tristan folgte ihr. Als sie die ersten
Treppenstufen erreichten, hörten sie von der Küchentreppe her ein Räuspern.
Biggs stand am Treppenabsatz. Er salutierte. »Ich halte Wache, M’lord.«
Tristan schenkte ihm sein charmantes Lächeln. »Vielen Dank, Biggs. Miss Carling und ich wollen nur einen kurzen Blick auf das neue Mobiliar werfen. Wir werden uns nicht lange aufhalten. Machen Sie nur weiter.«
Biggs nickte Leonora zu, grüßte erneut und ging dann hinunter in die Küche. Ein feiner, herzhafter Geruch stieg ihnen in die Nase.
Leonora blickte ihn flüchtig an, ein amüsiertes Funkeln in den Augen, dann griff sie nach dem Geländer und stieg vor ihm die Treppe hinauf.
Er beobachtete sie aufmerksam, aber sie zeigte keinerlei Schwäche. Als sie jedoch den Treppenabsatz der zweiten Etage erreichten, sah sie ihn an und atmete gezwungen ein.
Er runzelte die Stirn und nahm sie am Arm. »Kommen Sie.« Er führte sie in das größte der drei Schlafzimmer, welches direkt über der Bibliothek lag. »Setzen Sie sich.« Beim Fenster stand ein bequemer Ohrensessel, zu dem er sie führte.
Sie ließ sich mit einem leisen Seufzer hineinsinken. Und lächelte ihn matt an. »Ich werde nicht so schnell ohnmächtig.«
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an; sie war nicht mehr blass, stattdessen wirkte sie seltsam verspannt. »Bleiben Sie hier sitzen, und begutachten Sie einfach die Möbel, die Sie von hier aus sehen können. Ich werde rasch die anderen Zimmer überprüfen, und danach können Sie mir Ihr Urteil verkünden.«
Leonora nickte, schloss die Augen und ließ den Kopf gegen die Lehne des Sessels sinken. »Ich werde hier auf Sie warten.«
Er zögerte einen Moment und sah auf sie hinab, dann wandte er sich um und ging hinaus.
Als er draußen war, öffnete Leonora die Augen und studierte aufmerksam das Zimmer. Das großzügige Erkerfenster überblickte
den hinteren Garten; tagsüber würde reichlich Licht hier hereinfallen, doch unter der hereinbrechenden Dämmerung breiteten sich tiefe Schatten über den Raum. In die gegenüberliegende Wand war mittig ein Kamin eingelassen; ein Feuer war bereits aufgeschichtet worden und wartete darauf, entzündet zu werden. Vor dem Kamin stand eine Chaiselongue und dahinter, in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers, befand sich ein riesiger Kleiderschrank aus dunklem, poliertem Holz.
Aus dem gleichen dunklen Holz und noch weitaus imposanter war das riesige Himmelbett. Während ihr Blick über die große, rote Tagesdecke aus edlem Seidenstoff wanderte, musste sie an Trentham denken; vermutlich waren seine Freunde ebenso stattlich gebaut wie er. Dunkelrote Brokatvorhänge waren an den mit Schnitzereien verzierten Pfosten am Kopfende des Bettes zurückgebunden. Die letzten Lichtstrahlen des Tages spielten auf den Wölbungen und Schnörkeln des aufwendig verzierten Kopfteils, dessen Schnitzereien sich in den Pfosten am Fußende des Bettes wiederfanden. Mit seiner dicken Matratze wirkte dieses Bett überaus solide, stabil und beständig.
Es dominierte den Raum und zugleich ihren Verstand.
Der perfekte Ort für ihre Verführungspläne, wie sie in diesem Moment beschloss.
Viel besser noch als der Wintergarten.
Und hier würde sie garantiert niemand stören oder
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