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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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winziger Fleck, ein kleiner roter Punkt war darauf zu erkennen. Der Anblick erschütterte seine Selbstbeherrschung. Er versuchte, ihn zu ignorieren, und brachte ihr stattdessen das Kleid.
    Sie nahm es mit einem hochmütigen Kopfnicken entgegen. Er musste beinahe laut auflachen. Sie glaubte ernsthaft, er würde sie so einfach davonkommen lassen.
    Er zog sein Hemd über, knöpfte es rasch zu, steckte es in den Hosenbund und band sich dann mit schnellen, sicheren Bewegungen die Krawatte. Währenddessen ließ er sie nicht aus den Augen. Sie selbst war es gewohnt, eine Zofe zu haben, die ihr beim Ankleiden half; sie bekam ihr Kleid allein nicht zu.
    Als er vollständig angezogen war, hob er ihren Mantel auf. »Warte. Ich helfe dir.« Er hielt ihr den Mantel hin; sie sah ihn an und nahm ihm das Kleidungsstück ab. Dann wandte sie ihm ihren Rücken zu.
    Mit wenigen Handgriffen hatte er die Korsage ihres Kleids zugezogen. Als er die Schleife band, wurden seine Hände langsamer. Er hakte einen Finger in die Bänder ein und hielt sie von hinten fest. Während er sich zu ihr hinunterbeugte, flüsterte er ihr leise ins
Ohr. »Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich habe vor, dich zu heiraten.«
    Ihr Rücken spannte sich, sie blickte starr geradeaus. Dann wandte sie den Kopf herum und suchte seinen Blick. »Ich habe meine Meinung auch nicht geändert. Ich werde keinesfalls heiraten.« Sie hielt seinem Blick stand; schließlich fügte sie hinzu. »Das wollte ich eigentlich noch nie.«
     
    Er hatte vergeblich versucht, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
    Sie hatten ihre hitzige Diskussion bis in die Eingangshalle weitergeführt, wo sie kurzfristig - Biggs wegen - zu einem zischenden Flüstern verebbt war, nur um in der verhältnismäßig sicheren Umgebung des Gartens wieder voll aufzubrausen.
    Keines seiner Argumente hatte auch nur die geringste Wirkung gezeigt.
    Als ihn schließlich die Tatsache, dass eine sechsundzwanzigjährige Dame, die er eben höchst leidenschaftlich in die Freuden fleischlicher Lust eingeführt hatte, sich strikt weigerte, ihn mitsamt seinem Titel, Reichtum, Landbesitz und Sonstigem zu heiraten, derart zur Verzweiflung getrieben hatte, dass er ihr damit drohte, geradewegs durch ihren Garten zu marschieren, um ihren Onkel und ihren Bruder um ihre Hand zu bitten und ihnen, wenn nötig, alles zu erzählen, hatte sie erschrocken nach Luft geschnappt, war stehen geblieben, herumgeschnellt … und hatte ihm mit ihrem entsetzten Blick - voll panischer Verletzlichkeit - beinahe den Todesstoß versetzt.
    »Du hast gesagt, was zwischen uns ist, wird auch zwischen uns bleiben.«
    In ihren Augen lag aufrichtige Angst.
    Er hatte einen Rückzieher gemacht.
    Erfüllt von tiefer Abscheu über sich selbst, versicherte er widerwillig, dass er dies selbstverständlich niemals tun würde.
    Mit den eigenen Waffen geschlagen.
    Schlimmer noch - mit seinem eigenen Ehrgefühl geschlagen.
    Als Tristan am späten Abend zusammengesunken vor dem Kamin
in der Bibliothek seines Hauses saß und still vor sich hin brütete, machte er sich ernsthafte Gedanken darüber, wie er wohl aus dem Morast wieder herauskäme, der sich so ohne jede Vorwarnung unter seinen Füßen gebildet hatte.
    Während er an seinem französischen Brandy nippte, ließ er sich all ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen und versuchte, die Gedanken, die Gefühle hinter ihren Worten zu ergründen. In vielem war er sich unsicher, manches konnte er nicht richtig deuten, aber in einem Punkt war er sich einigermaßen sicher: Leonora glaubte beileibe nicht daran, dass sie - als sechsundzwanzigjähriges Frauenzimmer, wie sie selbst es ausdrückte - die aufrichtige und ehrbare Aufmerksamkeit eines Mannes wie ihm auf Dauer fesseln könnte.
    Den Blick ins Feuer gerichtet, hob er sein Glas an die Lippen und ließ den edlen Tropfen langsam seine Kehle hinunterrinnen.
    Er musste innerlich zugeben, dass es ihn nicht sonderlich kümmerte, was sie von der ganzen Sache hielt.
    Er musste sie sein Eigen nennen. Musste sie in seinem Haus, in seinen vier Wänden, in seinem Bett, kurzum, in Sicherheit wissen. Er musste. Er hatte keine andere Wahl. Das dunkle und gefährliche Gefühl, das sie in seinem Innern heraufbeschworen und entfesselt hatte, würde keinen anderen Ausgang dulden.
    Er hatte nie geahnt, dass etwas Derartiges in ihm schlummerte, eine solche Macht an Gefühlen. Doch als er heute Abend auf ihrem Gartenweg gestanden hatte und zusah, besser gesagt, zusehen musste, wie

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