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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sie sich von ihm entfernte, war ihm urplötzlich klar geworden, wofür dieses Gefühl stand.
    Besitzanspruch.
    Er hatte diesem geradezu freien Lauf gelassen.
    Er hatte schon immer einen ausgeprägten Beschützerinstinkt besessen, der zunächst in seinem Beruf und nun seinem Tross alter Damen gegenüber offen zutage getreten war. So gut kannte er sich inzwischen selbst; doch Leonora löste in ihm etwas aus, das über jeden Beschützerinstinkt hinausging.

    Unter diesen Umständen blieb ihm nicht viel Zeit. Seine Geduld war äußerst begrenzt; das war sie immer schon gewesen.
    Er ging im Geiste noch einmal alle Vorkehrungen durch, die er bezüglich Mountford in die Wege geleitet hatte, einschließlich derjenigen, die er heute Abend erst getroffen hatte, nachdem er vom Montrose Place zurückgekehrt war.
    Diese Front war vorerst gut gesichert. Er konnte seine Aufmerksamkeit somit dem anderen Kampfgeschehen widmen, in das er verwickelt war.
    Er musste Leonora davon überzeugen, ihn zu heiraten; er musste ihre Meinung ändern.
    Nur wie?
    Zehn Minuten später stand er auf, um seine alten Damen aufzusuchen. Gründliche Informationen, so hatte er stets selbst bekräftigt, waren der Schlüssel jeder erfolgreichen Kampagne.
     
    Das Abendessen mit ihren Tanten - keine allzu seltene Veranstaltung in den Wochen vor Saisonbeginn, während derer ihre Tante Mildred, Lady Warsingham, beharrlich versuchte, Leonora davon zu überzeugen, sich endlich dem Heiratsmarkt zu stellen - entpuppte sich als regelrechtes Fiasko.
    Eine Tatsache, die sie ohne Weiteres Trentham zuschreiben konnte, obwohl dieser nicht einmal anwesend war.
    Noch am nächsten Morgen musste sie sich arg bemühen, nicht andauernd zu erröten und ihre Erinnerung von dem Augenblick wegzulenken, als sie erhitzt und schwer atmend unter ihm gelegen und zugesehen hatte, wie er sich in tiefen, drängenden Stößen über ihr bewegte, während ihr Körper die heftigen Wellen, die stetig hereinrollenden Wogen ihrer Vereinigung in sich aufnahm.
    Sie hatte sein Gesicht betrachtet, hatte gesehen, wie die Leidenschaft jeden Charme daraus vertrieb und seine Züge mit einer Härte zeichnete, die auf etwas hindeutete, das primitiv und ursprünglich wirkte.
    Faszinierend. Mitreißend.

    Und extrem ablenkend.
    Sie stürzte sich eifrig darauf, jeden kleinsten Schnipsel Papier in ihrem Sekretär zu sortieren und fein säuberlich wieder einzuräumen.
    Um zwölf Uhr läutete es an der Tür. Sie hörte, wie Castor in den Flur trat, um zu öffnen. Im nächsten Moment ertönte Mildreds Stimme. »Sie ist im Salon, ja? Keine Umstände - ich finde den Weg.«
    Leonora steckte den Papierstapel in den Schreibtisch, schloss ihn ab und stand auf. Sie fragte sich, was ihre Tante so früh am Tag schon wieder am Montrose Place wollte; sie wandte sich der Tür zu und wartete geduldig ab, um es herauszufinden.
    Mildred kam schwungvoll hereingerauscht - elegant in Schwarz und Weiß gehüllt. »Ach, meine Liebste!« Sie kam auf Leonora zu. »Wie du hier so mutterseelenallein dasitzt. Ich wünschte, du würdest mich auf meinen nachmittäglichen Besuchen begleiten, aber ich weiß ja, dass du es sowieso nicht tust, daher werde ich diese traurige Tatsache gar nicht weiter beklagen.«
    Leonora gab ihrer Tante pflichtgetreu einen Kuss auf die parfümierte Wange und flüsterte ihr ein Wort des Dankes zu.
    »Schreckliches Kind.« Mildred ließ sich auf die Chaiselongue sacken und zupfte ihre Röcke zurecht. »Aber ich musste einfach vorbeikommen, weil ich ganz wunderbare Neuigkeiten habe! Ich habe nämlich Karten für das neue Theaterstück von Mr Kean, gleich heute Abend. Es ist bereits für Wochen ausverkauft - zweifellos das Stück der Saison. Aber durch eine glückliche Wendung unseres überaus großmütigen Schicksals habe ich von einem guten Freund Karten bekommen, und eine davon ist noch nicht vergeben. Gertie wird natürlich mitkommen. Und du doch gewiss ebenfalls, nicht wahr?« Mildred sah sie beschwörend an. »Du weißt, Gertie wird sonst die ganze Zeit unaufhörlich plappern. Wenn du dabei bist, weiß sie sich wenigstens zu benehmen.«
    Gertie war ihre andere Tante, Mildreds unverheiratete, ältere Schwester. Gertie hatte überaus deutliche Ansichten, was die Männerwelt anging, und während sie diese Leonora gegenüber konsequent
für sich behielt - in der Überzeugung, ihre Nichte sei noch viel zu jung und zu leicht zu beeinflussen, um solch herbe Wahrheiten erfahren zu dürfen -, ersparte sie ihrer

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