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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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zu und hielt seinen Arm hin.
    Sie begegnete seinem Blick und war überrascht, in seinen haselnussbraunen Augen keineswegs den erwarteten Ausdruck von Triumph zu lesen, sondern vielmehr so etwas wie ausgeprägte Vorsicht. Der Anblick beschwichtigte sie ein wenig; sie ließ sich dazu herab, ihre Fingerspitzen an seinen Arm zu legen und sich, ihren Tanten folgend, die Treppe hinaufführen zu lassen.
    Tristan musterte einschätzend den Winkel ihres Kinns und zog es vor zu schweigen. Im Foyer, wo die dicht gedrängte Menge zum Stillstand gekommen war, holten sie ihre beiden Tanten wieder ein. Er übernahm die Führung und bahnte ihnen, Leonora im Schlepptau, recht mühelos einen Weg; ihre Tanten folgten ihnen unmittelbar. Auf der Treppe nach oben lichtete sich das Gedränge ein wenig; er legte seine Hand über Leonoras und führte die kleine Gesellschaft in den halbrunden Korridor, der zu den einzelnen Logen führte.
    Als sie sich der Loge näherten, die er selbst gemietet hatte, blickte er Leonora an. »Ich habe mir sagen lassen, dass Mr Kean der beste Schauspieler seiner Zeit ist und das heutige Stück seinem Talent einen würdigen Rahmen liefert. Ich dachte mir, es würde Ihnen vielleicht Freude bereiten, Miss Carling.«

    Sie erwiderte knapp seinen Blick und gewährte ihm ein herrlich herablassendes Nicken. Sie hatten die Loge erreicht, und er hielt den schweren Vorhang für sie beiseite. Leonora trat hocherhobenen Hauptes ein. Er wartete, bis ihre Tanten ebenfalls eingetreten waren, dann ließ er den Vorhang zurückfallen und folgte ihnen. Lady Warsingham und ihre Schwester eilten sofort in den vorderen Bereich der Loge und ließen sich auf zweien der drei Stühle nieder, die direkt am Balkon standen. Leonora war im Schatten der Trennwand stehen geblieben; ihr Blick war starr auf Lady Warsingham gerichtet, die intensiv damit beschäftigt war, die illustren Persönlichkeiten der umliegenden Logen zur Kenntnis zu nehmen und dem einen oder anderen von ihnen zuzunicken, während sie es entschieden mied, in Leonoras Richtung zu sehen.
    Tristan zögerte kurz, dann trat er an sie heran.
    Ihre Aufmerksamkeit richtete sich unvermittelt auf ihn; ihre Augen blitzten gefährlich. »Wie hast du das hier eingefädelt?« Sie sprach in einem zischenden Flüsterton. »Ich habe nie erwähnt, dass sie meine Tante ist.«
    Er zog eine Braue hoch. »Ich habe meine Quellen.«
    »Und die entsprechenden Karten.« Sie warf einen schweifenden Blick über die sich rasch füllenden Logen. »Deine Cousinen haben behauptet, dass du nie ausgehst.«
    »Wie du siehst, entspricht das nicht ganz der Wahrheit.«
    Ihr Blick kehrte erwartungsvoll zu ihm zurück.
    Er erwiderte ihren Blick. »Mit gesellschaftlichen Veranstaltungen kann ich im Allgemeinen wenig anfangen, aber ich bin auch keineswegs hier, um meinen Abend im Kreise der feinen Londoner Gesellschaft zu verbringen.«
    Sie runzelte die Stirn; ihre Stimme klang argwöhnisch. »Und warum bist du hier?«
    Er betrachtete sie einen Augenblick lang schweigend, dann murmelte er leise: »Um meinen Abend mit dir zu verbringen.«
    Auf dem Korridor ertönte eine Glocke. Er nahm ihren Arm und führte sie zu dem verbliebenen Stuhl in der ersten Reihe. Sie warf
ihm einen skeptischen Blick zu; dann setzte sie sich. Er zog den vierten Stuhl hinzu, stellte ihn schräg neben ihren und machte es sich bequem, um die Vorstellung zu verfolgen.
    Diese war jeden Penny der nicht unerheblichen Summe wert, die er zu diesem Zweck hatte aufwenden müssen. Sein Blick wanderte nur selten zur Bühne hinunter, sondern verweilte stattdessen bei Leonora, um sich den zarten und reinen Emotionen zu widmen, die unverhüllt über ihr Gesicht huschten; sich in sicherer Umgebung wissend, hatte sie ihre schützende Deckung vorübergehend abgelegt. Während sie seine Anwesenheit zu Beginn noch bewusst wahrgenommen hatte, zog Edmund Kean sie mit seiner Kunst allmählich in seinen Bann; Tristan saß einfach nur da und beobachtete sie - zufrieden, aufmerksam, fasziniert.
    Er hatte nicht die geringste Ahnung, warum sie ihn zurückgewiesen hatte - ihr zufolge hatte sie grundsätzlich kein Interesse an Heirat. Ihre Tanten hatten, seiner subtilen Befragung zum Trotz, auch nicht mehr Licht ins Dunkel gebracht, was somit bedeutete, dass er blinden Auges ins Gefecht rannte.
    Nicht, dass dies seine Taktik in wesentlicher Weise beeinflusst hätte. Seiner Ansicht nach gab es nur einen einzigen Weg, die Hand einer widerwilligen Dame zu erobern.
    Als am

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