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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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nicht. Hier
stehen welche“, Sabine zeigte auf einen Platz darüber, „die sehen genauso aus
wie meine, sind aber mindestens drei Nummern größer.“
    „Keine Panik! Komm, wir gehen noch einmal zusammen alle
Ablagebretter durch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die falschen
Schuhe anzieht. Das muss man doch merken!“
    Mit Akribie durchsuchten die Freundinnen die fast
leergeräumten Regalbretter und betrachteten die noch darauf stehenden
Wanderschuhe Stück für Stück. Andrea kniete sich auf den Fußboden, um auch
unter der niedrigen Bank nachsehen zu können.
    „So ein verdammter Mist!“ Sabines gute Laune war auf den
Nullpunkt gesunken. „Das ausgerechnet mir so was passieren muss! Hätte die oder
der sich nicht andere Schuhe aussuchen können? Waren doch genug da!“ Sie setzte
sich auf die Bank und machte ein langes Gesicht.
    Andrea ließ sich daneben sinken. „Was willst du jetzt
machen?“
    „Blöde Frage! Als wenn ich viele Möglichkeiten hätte“,
antwortete Sabine gereizt, während sie die Seitentasche ihres Rucksackes
öffnete. „Ich ziehe meine Sandalen an und fahre von der nächsten Busstation aus
nach Burgos. Dort werde ich mir dann ja wohl neue Wanderschuhe kaufen müssen.“
    „Jetzt sei doch nicht so pessimistisch“, versuchte Andrea
ihre Freundin zu beruhigen, „vielleicht treffen wir den Schuhvertauscher ja
unterwegs.“
    „Glaubst du an blaue Mäuse?“ Sabine drückte die
Klettverschlüsse ihrer Wandersandalen zu und gab sich selbst die Antwort. „Etwa
nicht? Siehst du, ich auch nicht.“
    Dann nahm sie den Reiseführer aus ihrer Jackentasche und
verkündete: „Ich hab doch gleich gesagt, dass ich auch mal mit dem Bus fahren
will. Deshalb hat mir jetzt so ein Eumel die Schuhe geklaut. Eigentlich doch
gar nicht so schlecht, wenn ich es mir recht überlege.“ Sie streckte die Beine
weit nach vorne aus und lehnte sich gegen das Schuhregal, während sie eifrig in
dem kleinen Buch blätterte. „Du kannst ja ruhig das ganze Stück laufen, wenn du
willst. Ich mach es mir heute gemütlich. Und bei dieser Vorstellung geht es mir
schon viel besser. Außerdem habe ich sowieso keine Lust, heute schon wieder
dreißig Kilometer zu latschen. So weit ist es nämlich bis Burgos.“
    „Lass mich auch mal lesen“, bat Andrea.
    „Allerdings…“, Sabines Miene wurde schon wieder skeptischer,
während sie angestrengt eine kleine Wanderkarte studierte, „wenn ich das auf
dieser Zeichnung richtig deute, müssen wir vier Stunden laufen bis wir an eine
Bushaltestelle kommen und haben vorher einen beschwerlichen Aufstieg auf die
Hochebene Matagrande zu absolvieren.“
    Sie gab Andrea den Führer.
    „Das hört sich ja nicht so gut an für eine Wanderung in
Sandalen.“
    „Lies selbst. Ich gehe noch einmal hoch in den Schlafraum und
frage, ob jemand meine Schuhe hat. Ist zwar unwahrscheinlich, aber man kann ja
nie wissen.“
    Nach einer Weile kam Sabine mit zwei dampfenden Pappbechern
kopfschüttelnd zurück. „Ich war in beiden Schlafsälen. Aber niemand hat falsche
Schuhe. Stattdessen habe ich uns einen Automatenkaffee mitgebracht.“
    Andrea stand auf, schulterte ihren Rucksack und nahm den
Becher dankend entgegen. „Komm, wir gehen nach draußen.“
    Gemeinsam verließen sie das Kloster und bummelten langsam und
Kaffee schlürfender weise über den Vorhof.
    Sabine wandte sich ihrer Freundin zu: „So, und jetzt laufen
wir bis in den nächsten Ort, wo es eine Bar und Frühstück gibt. So ein Schreck
bekommt mir nicht gut auf nüchternen Magen. Ich brauche unbedingt etwas zu
Essen. Und wenn es dort keine Bushaltestelle gibt, werde ich mir eben ein Taxi
rufen.“
    Der schöne Waldweg, der sie in einer guten Stunde nach Agen
führte, war auch in Sandalen bequem zu laufen. Als sie die vielen Peregrinos
sah, die dort in einer Bar beim Frühstück saßen, schöpfte Sabine ein bisschen
Hoffnung.
    Sie bat Andrea, sich um zwei freie Plätze und das Frühstück
zu kümmern und lief im Zickzackkurs von Tisch zu Tisch, um alle Pilgerfüße in
Augenschein zu nehmen.
    Ohne Erfolg. Ihre Schuhe waren nicht dabei.
    „Leider, leider, sind meine Schuhe wohl doch schon weiter
gelaufen“, bedauerte sie, als sie sich zu Andrea an den Tisch setzte.
    „Die Bedienung, übrigens eine sehr nette Frau, die gut Englisch
spricht, hat sich schon amüsiert, als sie gesehen hat, wie du den Leuten auf
die Füße starrst. Ich habe ihr von deinem Missgeschick erzählt. Du kannst sie
ja gleich nach einem Taxi fragen,

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