Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
Vom Netzwerk:
mehr ist als das Haben,
und dass Selbstverantwortung Freiheit bedeutet.“
    „Es wird immer solche und solche Menschen geben“, warf Sabine
ein, „die, die die technischen Neuerungen und Trends zu ihrem Vorteil zu nutzen
wissen und die, die sich abhängig davon machen. Schlimm wäre es nur, wenn der
Mensch irgendwann seine eigene Technik nicht mehr beherrschen könnte und von
Robotern regiert würde.“
    „Ich glaube, du guckst zu viele Science-Fiction-Filme“,
entgegnete Andrea.
    Während dieses sehr emotional geführten Gespräches stiegen
die Freundinnen langsam und stetig durch einen dichten Laubwald zum O Cebreiro
empor.
    Die achthundert anstrengenden Höhenmeter schrumpften dabei
langsam und stetig. Zwischendurch gaben Lichtungen den Blick frei auf eine
faszinierende Berglandschaft, deren Rundungen sich wie Elefantenrücken
aneinander- und hintereinander reihten.
    „Dieses wunderschöne Panorama würde ich gerne eine Weile
genießen. Was hältst du von einem Picknick?“, Sabine wartete keine Antwort ab,
sondern nahm ihren Rucksack vom Rücken, breitete ihre Regenjacke unter einem
großen Baum aus und verteilte in Windeseile Baguette, Käse, Tomaten, Obst und
Studentenfutter darauf.
    Andrea setzte sich ins Gras und holte ihr Handy aus der
Tasche. „Ich schreibe jetzt meine sonntägliche Kurzmitteilung an Magdalena,
damit sie weiß, dass es mir immer noch gut geht.“
    „Gute Idee. Meine Kinder würden sich wahrscheinlich auch über
ein Lebenszeichen von mir freuen“, erwiderte Sabine und kramte ebenfalls ihr
Telefon hervor.
    „War eigentlich einer von deinen beiden noch mal bei
Markus?“, fragte Andrea.
    „Ich weiß es nicht. Geschrieben haben sie nichts davon.“
Sabine schnippte eine kleine Ameise von einer Cocktailtomate, bevor sie sie in
den Mund schob.
    „Wir sind hier inzwischen so richtig weit ab von allem, was
mit unserem Leben Zuhause zu tun hat“, erwiderte Andrea nachdenklich, „alles
was daheim irgendwie wichtig oder problematisch war, ist in weite Ferne
gerückt. Karl-Heinz ist momentan für mich am Ende der Welt, aber ich … ich
denke verflucht oft an Michael….“
    „Du hast dich in ihn verliebt, nicht wahr?“
    Andrea schloss für einen Moment die Augen, bevor sie
antwortete: „Ich glaube nicht, dass das die richtige Bezeichnung ist. Es ist…
irgendwie anders…“, sie lächelte und reckte ihre Arme über den Kopf, bevor sie
sie weit auseinanderbreitete und wieder absenkte, „ich kann es dir nicht
erklären.“
    In der Mittagszeit erreichten die Freundinnen den
Wallfahrtsort O Cebreiro. Obwohl ihnen unterwegs nur wenige Pilger begegnet
waren, wimmelte es hier von Menschen. Zu Hunderten waren sie mit Bussen auf den
Berg gefahren und bevölkerten die Straßen zwischen den strohgedeckten
Rundhäusern in dem Museumsdorf.
    In der aus hellem Sandstein errichteten Wallfahrtskirche
wurde auf einem Seitenaltar das Mirakel aufbewahrt. Als die Freundinnen die
angenehm kühl temperierte Kirche betraten, fiel ihr Blick sofort auf den
gläsernen Tabernakel, in dem ein Kelch mit einer golden strahlenden Hostie
stand.
    Die Legende über das „Heilige Wunder“ zog viele Pilger hier
her. Es wurde erzählt, dass ein frommer Bauer sich in einer eiskalten
Winternacht bei Schneesturm zur Messe den Berg hinauf gequält habe. Ein weniger
glaubensfester Mönch dachte abschätzig: „Was für ein Dummkopf! Erträgt so ein
Unwetter, um ein bisschen Brot und Wein zu sehen.“ Im selben Moment sollen sich
Hostie und Messwein in Fleisch und Blut verwandelt haben. Soweit die mystische
Geschichte aus dem Wanderführer.
    Der Gottesdienst begann, und die Freundinnen freuten sich
über jeden Choral, den sie kannten und mitsingen konnten. Beim Verlassen der
Kirche wurden sie Teil der Menschenmenge, die sich durch das Museumsdorf
quälte. Dieser Rummel hielt sie davon ab, hier zu übernachten.
    Laut Reiseführer war die nächste Herberge zwei Stunden
entfernt. Ein bisschen bergab und bergauf, und dann standen sie davor. Das Haus
war eingerüstet und ein Schild verkündete, dass das Refugio wegen
Renovierungsarbeiten geschlossen war.
    Sabine war enttäuscht: „Och nee!! So ein Mist. Dann müssen
wir ja noch weiter bergauf. Das wollten wir uns doch erst morgen antun!“
    „Da heißt es wohl mal wieder: die Zähne zusammenbeißen und
weiterlaufen. Da vorne ist eine Bar. Komm, wir gönnen uns noch eine Pause,
bevor wir den nächsten Berg besteigen müssen.“
    Sie setzten sich in den Schatten eines großen

Weitere Kostenlose Bücher